»Ganzheitliche Schmerztherapie und Schmerzforschung im Dialog«  

erstellt am
28. 05. 03

Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät, 6. bis 8. Juni 2003
Salzburg (uni) - Alles Leben ist auch mit Schmerz verbunden. Schmerz ist in vielen Fällen ein wichtiges Warnsignal. Schmerz ist ernst zu nehmen. Das bedeutet aber auch, dass Schmerzforschung uns alle angeht.

Bei der gemeinsam mit der Österreichischen Kopfschmerz- und der Österreichischen Palliativgesellschaft, weiters mit dem Salzburger Schmerzinstitut und der Ärztekammer veranstalteten 11. Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft sind ExpertInnen aus ganz unterschiedlichen Bereichen vertreten. Themen der Tagung sind beispielsweise die Schmerzbehandlung bei Kindern und in der Schwangerschaft, eine neue Kopfschmerztherapie, Schmerzgedächtnis, Placeboeffekt, Schmerz und Sucht. Das Ziel: Genauer erkunden, was Schmerz ist und wie man Schmerz geplagten Menschen helfen kann.

Bei der Tagung werden viele aktuelle Fragen mit großer praktischer Bedeutung behandelt: Wie misst und behandelt man Schmerz speziell bei Kindern oder alten Menschen. Welche invasiven Methoden beispielsweise Unterbrechung von Schmerzleitungsbahnen - stehen heute zur Verfügung? Welche psychologisch-psychotherapeutische Methoden helfen den Betroffenen, Schmerzen zu reduzieren, die zugrunde liegende Krankheit zu verarbeiten und Copingmechanismen in Gang zu setzen? Worin besteht der Placeboeffekt und wie kann man ihn zur Schmerzlinderung nutzen? Wie entwickelt sich ein Schmerzgedächtnis?

Bei der Tagung werden neue Verfahren in der Kopfschmerztherapie sowie der „Patient-controlled Analgesie“ in der Schwangerschaft und bei der Geburt vorgestellt und soziokulturelle Aspekte der Entwicklung der Euthanasie in Europa behandelt. Auch um ökonomische Aspekte des Schmerzes wird es bei der Tagung gehen. Ein anderes Thema ist der Zusammenhang von Schmerz und Sucht, und eben von Schmerz und Humor.

Ein weiteres Thema ist die Schmerzbehandlung in der Palliativmedizin: Im Sinne der Menschlichkeit müssen die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie gerade auch unheilbar Kranken und Sterbenden zugänglich gemacht werden. Das ist derzeit aber erst zum Teil möglich. Ist die Schmerztherapie in der Palliativmedizin noch finanzierbar? Diese Frage stellt Dr. Ines Eberl, Zell am See, bei der Tagung. Weil in Österreich der Anteil der Über-65-Jährigen an der Bevölkerung in den nächsten 30 Jahren und damit der Bedarf an Schmerzbehandlung stark steigen wird, werden neue Lösungen dringend gesucht. Sonst wird eine hinreichende, menschenwürdige Schmerzbehandlung in der Palliativmedizin tatsächlich bald nicht mehr zu finanzieren sein. Eberl schlägt den Aufbau mobiler Betreuungsteams vor, wie sie bereits in anderen Ländern existieren. Solche Pall Call Teams kommen zum Palliativ-Patienten ins Haus, um spezialisierte Mithilfe bei der Schmerz- und Symptomkontrolle leisten. Erfahrungen bzw. Berechnungen in Deutschland (W. Diemer) haben gezeigt, dass auf diese Weise, wieder mehr Menschen zu Hause sterben könnten. Der Anteil könnte von einem bis zwei Drittel auf bis zu 8 bis 9 von 10 erhöht werden. Weil Schwerstkranke nicht immer wieder zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden bzw. dort - mangels Alternativen - in der Terminalphase oft wochenlang Akutbetten belegen (müssen), sinken auch die Kosten. Bei 500 Palliativ-PatientInnen, die nur die letzten 16 Lebenstage statt im Krankenhaus durch mobile Teams betreut werden, betragen die jährlichen Einsparungen 280.000 bis 300.000 Euro. Bei längeren Betreuungszeiten wären die Einsparungen bei gleichzeitiger Verbesserung der Situation der Sterbenden und auch der betreuenden Angehörigen - noch größer. Eberl geht davon aus, dass für jeweils rund 100.000 Einwohner ein Team, bestehend aus etwa zwei bis drei Ärzten und vier bis sechs Diplompflegekräften mit abgeschlossener Palliativausbildung bereit stehen sollte. Infos zum Referat von Dr. Ines Eberl: E-mail: eberlpbp@aon.at

Wissenschaftspreis Die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) vergibt während der Tagung einen Wissenschaftspreis (Grünenthal) und drei Poster-Preise (Mundipharma). Die drei Hauptsponsoren, die Firmen Grünenthal, Janssen-Cilag Pharma und Mundipharma veranstalten Kurzsymposien zu Spezialthemen.

Fortbildung für Pflegepersonal und Ärzte Am 7. Juni gibt es an der der Naturwissenschaftlichen Fakultät eine Fortbildungsveranstaltung in Schmerztherapie für Pflegepersonen. Nach dem Kongress gibt es einen Workshop an der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Hallein (Schmerzbehandlung durch Stimulation über Elektrosonden, Biofeedback und TENS, Leitung: Karl Miller und Michael Reschen) und einen am St. Johanns-Spital der Salzburger Landeskrankenanstalten (Erfahrungen mit invasiven bzw. psychologischen Methoden bei Tumor-, von orthopädischen und neuropathischen Patienten, Leitung: Gernot Pauser und Wilfried Ilias).

Salzburger Schmerzinstitut Tagungspräsident ist der Salzburger Schmerzforscher Univ. Prof. Dr. Günther Bernatzky, Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg. Bernatzky ist Gründer und Leiter des Salzburger Schmerzinstituts. Dieses hat unter anderem das Ziel, die aktuellen Erkenntnisse der Schmerzforschung bei ÄrztInnen, Pflegepersonal und vor allem auch PatientInnen möglichst breit bekannt zu machen.

Weitere Infos: Internet:
http://www.oesg.at
http://www.schmerzinstitut.org
http://www.mensch-und-musik.at
     
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