Paris (esa) - Nachdem mehrere Jahre an Definition, Detailentwurf, Produktion und Errichtung gearbeitet wurde,
konnte der Europäische Geostationäre Navigations-Überlagerungsdienst (EGNOS) vergangenen Monat seine
ersten Signalübermittlungstests durchführen. Dieses System, Europas Debüt auf dem Gebiet der Satellitennavigation,
soll ab Anfang nächsten Jahres den ersten europäischen Satellitennavigationsdienst erbringen. Es soll
die beiden derzeit betriebenen militärischen Satellitennavigationssysteme - das amerikanische GPS und das
russische GLONASS - erweitern und damit für zahlreiche Massenanwendungen wie Pkw-Navigation und die Steuerung
von Bus- und Lkw-Flotten, aber auch für besondere Anwendungen wie die Unterstützung Sehbehinderter in
fremder Umgebung tauglich machen. Nach entsprechender Zertifizierung soll EGNOS außerdem für sicherheitskritische
Anwendungen wie die Navigation von Flugzeugen oder das Steuern von Schiffen durch enge Wasserstraßen genutzt
werden.
Das komplette System wird aus drei geostationären Satelliten und einem Netz von Bodenstationen zur Übermittlung
von Signalen mit Angaben über die Verläßlichkeit und Genauigkeit der von GPS und GLONASS ausgesandten
Ortungssignale bestehen. Es wird den Nutzern in Europa und darüber hinaus die Bestimmung ihrer Position mit
einer Genauigkeit von 2 m ermöglichen; dieser Wert liegt beim GPS bei etwa 20 m.
Ein Prototyp des Systems, der EGNOS-Systemprüfstand (ESTB), liefert seit dem Jahr 2000 Testsignale, die den
Wert und die Tauglichkeit des Systems einwandfrei bestätigen.
Das komplette für dieses Erweiterungssystem benötigte Netz aus Überwachungs- und Entfernungsmeßstationen
(RIMS) und mehreren Hauptkontrollzentren wird bis zum Frühjahr 2004 ganz Europa und benachbarte Regionen überziehen.
Das erste dieser Hauptkontrollzentren ist in Langen, Deutschland, bereits errichtet. Insgesamt werden knapp 40
Stationen entstehen.
Die Errichtungsphase schließt die Erprobung des gesamten Geräts ein, was die Verfügbarkeit eines
Signals aus dem Weltraum erfordert. Aus diesem Grund ist das erste Signal von so großer Wichtigkeit.
EGNOS, ein Gemeinschaftsvorhaben der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Europäischen Kommission
und der Europäischen Organisation zur icherung der Luftfahrt (Eurocontrol), ist Europas Beitrag zur ersten
Stufe des Globalen Navigationssatellitensystems (GNSS) und Vorläufer des derzeit von Europa entwickelten vollen
Satellitennavigationssystems Galileo.
Medienereignis in Langen, Deutschland
Das im Flugverkehrskontrollzentrum der DFS in Langen bei Frankfurt/M., Deutschland, angesiedelte erste
EGNOS-Hauptkontrollzentrum in Europa wird demnächst das erste Signal des Satellitensystems aus dem Weltraum
weiterleiten.
Die Europäische Weltraumorganisation und die DFS laden Sie aus diesem Anlaß herzlich zu einer Presseveranstaltung
ein, die am 6. Juni um 10.30 Uhr am Sitz der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, Am DFS-Campus 10, 63225 Langen, Deutschland,
stattfindet. Dieter Kaden, Vorsitzender der DFS-Geschäftsführung, und Claudio Mastracci, der Direktor
der ESA für Anwendungsprogramme, werden anwesend sein und die Aufgaben des Systems erläutern. |