|
|
|
|
Politik der Woche vom 25. 06. bis 01.
07. 2002
|
|
|
|
Pröll: Wer nicht bereit ist, Dialog zu führen, ist nicht reif für
Europa
Je größer Europa, desto wichtiger sind Regionen
St. Pölten (nöl) - "Wer auf dem Weg zu einem größeren Europa nicht bereit
oder in der Lage ist, mit dem Nachbarn zu reden oder zu verhandeln, ist nicht reif für dieses Europa. Jemand,
der diesen Dialog nicht führt, baut wieder Grenzen auf, baut Misstrauen auf und baut Vertrauen ab", diesen
besorgten Appell richtete Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll im Rahmen des diesjährigen Europa-Forums Wachau
auf Stift Göttweig an die "Adresse der Nachbarn, Brüssel und mancher bei uns zu Hause". Denn
nur der "Dialog ist das Nonplusultra auf dem Weg zu einem gemeinsamen Europa", so Pröll.
"Jeder Schritt, der jetzt in Europa gesetzt wird, kann über Erfolg und Fortschritt oder Misserfolg und
Rückschritt entscheiden". Pröll nannte in diesem Zusammenhang drei wesentliche Orientierungspfeiler.
Zum ersten "brauchen wir ein Europa der Demokraten und nicht der Technokraten". Europa hat nur Zukunft,
wenn es Menschen mit Kopf und Herz gestalten. Ein Europa der Technokraten geschieht im Kopf einiger weniger, ein
Europa der Demokraten geschieht im Herzen aller." Zum zweiten bedürfe es eines Europas des Gleichgewichts,
was Gleichberechtigung voraussetze. "Nicht die Großen sollen über die Kleinen entscheiden, sondern
die Großen müssen mit den Kleinen entscheiden", so Pröll.
Als dritten Orientierungspfeiler nannte Pröll die Wichtigkeit der Regionen. "Je größer Europa
wird, desto wichtiger werden die Regionen. Die Regionen sind die beste Brücke zwischen globaler Verantwortung
und regionaler Zusammenarbeit". Europa dürfe nie ein Einheitsbrei werden, denn dadurch würde die
Identifikation und damit die Attraktivität schwinden. Ziel müsse es sein, ein Europa der Vielfalt zu
schaffen, um Europa spannend zu halten und die Identität in der Kultur, der Sprache und der Lebensart sicher
zu stellen.
Bei der Erweiterung sei die Wirtschaft ein ganz wesentlicher Aspekt. So habe die Wirtschaft bei der Erweiterung
die Politik bereits überholt. Die wirtschaftliche Überlebenschance hänge jetzt weniger von den großen
Konzernen als mehr und mehr von der Standortqualität der Regionen ab. Hier hat NÖ bereits enorm profitiert,
wie die wirtschaftliche Dynamik, die höchste Anzahl an Betriebsansiedlungen und die Trendwende in der Bevölkerungsbilanz
beweist. NÖ ist zu einer der stärksten Regionen Österreichs geworden und zu den starken Regionen
Europas aufgerückt.
Es gelte nun gemeinsam mit "Mut und Ehrlichkeit" die vorhandenen Stolpersteine zu einem gemeinsamen Europa
aus dem Weg zu räumen. Dazu müsse man aufeinander zu - und den Weg gemeinsam gehen. Nur so könne
man einem Sprichwort gerecht werden. Einzeln sind wir Worte, gemeinsam sind wir ein Gedicht. Europa darf nicht
ein Wort bleiben, Europa muss ein Gedicht werden."
Am zweiten Tag des Europa-Forum Wachau auf Stift Göttweig konnte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll neben
Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel auch den Ministerpräsidenten der Republik Finnland Paavo Lipponen
begrüßen, einen - wie Pröll ihn bezeichnete - "der profiliertesten Europapolitiker".
Das diesjährige Europa-Forum Wachau stand unter dem Thema Regionale Zusammenarbeit - Baustein eines vereinten
Europas" und ist - so Pröll - ein wichtiger "Beitrag, um die Erweiterung nicht nur politisch sondern
auch geistig" voran zu treiben.
|
|
|
|
Schieder: Bundespräsident soll Opfer des Paragraf 209 begnadigen
Schieder und Pittermann gegen Ersatz für Paragraf 209
Wien (sk) - "Der Paragraf 209 muss weg - und zwar ersatzlos", betonte der außenpolitische
Sprecher der SPÖ und Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Peter Schieder, im Rahmen
der Abschlussveranstaltung der Regenbogenparade am Samstag (29. 06.) Abend in Wien.
Er setzte noch nach: "Nicht nur wegen den Betroffenen, sondern wegen uns selbst, weil es eine Frage der Gerechtigkeit
ist." Vom Bundespräsidenten forderte Schieder, diejenigen, die heute aufgrund dieses Paragrafen im Gefängnis
sitzen, zu begnadigen. Die Wiener Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann gab sich nicht minder kämpferisch:
Die SPÖ wird weiterhin für die völlige Gleichstellung aller Menschen kämpfen."
Schieder und Pittermann sprachen sich unisono gegen eine mögliche Ersatzregelung für den Paragraf 209
aus. "Sex unter 16 Jahren soll nicht verboten werden", wandte sich Schieder entschieden gegen den vom
Bundeskanzler eingebrachten Vorschlag, das Schutzalter generell auf 16 Jahre festzulegen. Auch bei Pittermann traf
Schüssels Vorstoß auf Ablehnung und Unverständnis. "Welche Ängste hat denn der Bundeskanzler,
dass er das tun will?" fragte die SPÖ-Politikerin.
Nicht nur die SPÖ, sondern ganz Europa - das Europäische Parlament, die EU und der Europarat - seien
immer wieder gegen den Paragraf 209 aufgetreten, betonte Schieder. Wobei Schieder die Aufhebung der Ungleichstellung
im Schutzalter nur als einen Schritt in Richtung völlige Gleichstellung wertete. So müssen auch in Sachen
gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.
|
|
|
|
Schüssel: Wir brauchen ein mehr an Europa und ein weniger an Bürokratie
3. Europarunde mit Jugendlichen zur Zukunft Europas
Wien (bpd) - Auf Initiative von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel fand die dritte "Europarunde"
im Zeremoniensaal in der Hofburg statt. Die Veranstaltung im Vorfeld der Tagungen des europäischen Jugendkonvents
von 9. bis 14. Juli diente dazu, auf österreichischer Ebene einen breiten Gedankenaustausch der Jugendlichen
zur Zukunft Europas zu ermöglichen.
An der Diskussionsrunde nahmen unter anderen jene Jugendliche teil, die in zwei Wochen Österreich beim europäischen
Jugendkonvent in Brüssel vertreten sind, sowie die österreichischen Mitglieder im Konvent.
In seinem Impulsreferat bezeichnete der Bundeskanzler den Konvent als "innovatives Konzept, um wichtige Anregungen
für die Bewältigungen jener Herausforderungen, denen sich Europa in der Zukunft stellen muss, zu erhalten.
Der Bundskanzler plädierte erneut für eine gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik.
Schüssel: "Jedes, selbst das größte Mitgliedsland der Europäischen Union ist heute überfordert,
internationale Krisen zu bewältigen. Um Sicherheit für die Bürger zu garantieren, bedarf es verstärkter
Kooperationen. Daher ist es notwendig, dass man die Agenden zusammenführt. Wir brauchen eine sichtbare Persönlichkeit,
die für Europa handelt."
Eine verstärkte Koordination auf europäischer Ebene forderte der Kanzler auch für die Wirtschafts-
und Finanzpolitik. Schüssel: "Wir haben jetzt einen gemeinsamen Binnenmarkt mit einer gemeinsamen Währung.
Daher ist es selbstverständlich, dass dies eine stärker koordinierte und harmonisierte Wirtschaftspolitik
und eine gemeinsames Auftreten bei den internationalen Wirtschaftsorganisationen voraussetzt."
Mehr Dezentralität und Subisdiarität forderte der Bundeskanzler hingegen für die Bereiche der Regionalförderung
und stellte den hohen administrativen Organisations- und Kontrollaufwand, der derzeit besteht, kritisch in Frage.
Schüssel schlug dahingegen eine Neuordnung der Kompetenzen vor. "Der Bundeskanzler sprach sich ferner
für eine Stärkung des Europäischen Parlaments in Kooperation mit den nationalen Parlamenten aus.
Schüssel: "Österreich steht auf dem Standpunkt, dass das Europäische Parlament ein Vollparlament
mit vollen Mitentscheidungsrechten werden soll. Daneben müssen aber auch die nationalen Parlamente in bestimmten
Bereichen so eingebunden werden, dass auch die Meinungsbildung in den Mitgliedsstaaten nicht verloren geht. Auch
darf die Kontrolle der nationalen Parlamente über die nationalen Regierungen nicht verloren gehen."
Als zentralen Anliegen Österreichs bei der Institutionenreform nannte der Bundeskanzler das Prinzip, dass
jedes Land in jeder Institution vertreten sein müsse. "Das Prinzip der Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung
aller Mitgliedsstaaten muss bestehen bleiben", Schüssel.
|
|
|
|
Zusammenarbeit Sozialpartner und Landeshauptleute wird fortgesetzt
Klimaschutzstrategie, Lehrlingsoffensive und Beschleunigung von Infrastrukturprojekten
weitere Themen
Wien (pk) - Die von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Wirtschaftskammerpräsident
Dr. Christoph Leitl im ersten Halbjahr 2002 begonnene enge Zusammenarbeit zwischen Sozialpartnern und Landeshauptleuten
soll fortgesetzt werden. Dafür wird sich der scheidende Vorsitzende der Landeshauptmännerkonferenz Pühringer
einsetzen. "Länder und Sozialpartner haben in vielen Bereichen gemeinsame Interessen. Ich nenne nur die
Sanierung der Krankenkassen oder eine aktive Arbeitsmarktpolitik", so Pühringer.
Auch eine Initiative zur Verfahrensbeschleunigung für Infrastrukturprojekte geht auf ein Zusammentreffen zwischen
Sozialpartnern und Landeshauptleuten im April zurück und mündete in einem entsprechenden Beschluss der
LH-Konferenz in ihrer Sitzung vom 12. Juni 2002, wo ein entsprechender Vorschlag der Wirtschaftskammer Österreich
positiv aufgenommen wurde. Genehmigungsverfahren für Straßen und Bahnprojekte sollen unter Beibehaltung
eines hohen Qualitätsniveaus durch Verfahrensvereinfachung und Reduzierung der Bürokratie wesentlich
beschleunigt werden.
Einen Schwerpunkt der Zusammenarbeit sieht Leitl in der Umsetzung der Klimaschutzstrategie. Um die Treibhausgasemissionen
zu vermindern, sieht die Klimastrategie der Wirtschaft finanzielle Anreize für die Realisierung von Investitionsvorhaben
vor. "Dies eröffnet den Unternehmen die Chance, künftig für klimaschutzrelevante Investitionen
Aufträge zu erhalten und den Bürgern die Möglichkeit, durch thermisch sanierte Gebäude Geld
zu sparen", erläutert Leitl. In einer gemeinsamen Anstrengung könnte damit auch der mit schweren
Problemen kämpfenden Bauwirtschaft effizient geholfen werden.
Hand in Hand wollen Sozialpartner und Landeshauptleute auch in der Lehrlingsausbildung gehen. Die Initiative der
WKÖ "Give youth a chance" könne Grundlage für ein akkordiertes Vorgehen in dieser Frage
sein. "Kein Jugendlicher soll auf der Strecke bleiben", so Leitl und Pühringer. Nach oberösterreichischem
Vorbild sollen Ausbildungsverbünde österreichweit gefördert werden. Professionell organisierte Zusammenschlüsse
von Betrieben mit anderen geeigneten Einrichtungen (Länder, Lehrbauhöfe, Berufsschulen, WIFI, BFI etc.)
sollen eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Lehrlingen auch dort ermöglichen, wo ein Lehrbetrieb allein
das nicht zustande bringt.
Auch im aktuellen Fall der Sanierung der Krankenkassen ziehen Länder und Wirtschaft an einem Strang. Sowohl
Leitl wie Pühringer plädieren für Garantien der öffentlichen Hand, was die Rückzahlung
von Kassen-Darlehen an den Solidaritätsfonds der Krankenkassen betrifft. Zugleich sind sich Leitl und Pühringer
auch darin einig, dass nicht nur Feuerwehraktionen, sondern langfristige Konzepte für eine nachhaltige gesunde
Entwicklung im Gesundheitssektor notwendig sind.
|
|
|
|
Gusenbauer: Für die SPÖ steht der Mensch im Mittelpunkt der Politik
SPÖ muss bereit sein, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen
Wien (sk) - "Es geht uns Sozialdemokraten nicht um die politische Geographie wie rechts oder
links, sondern es geht darum, wie es den Menschen in diesem Land geht. Jenen, die nicht den gerechten Anteil an
der Wertschöpfung erhalten", so der SPÖ-Bundesparteivorsitzende Alfred Gusenbauer am Donnerstag
(27. 06.) anlässlich seiner Rede zur Veranstaltung "150 Jahre Viktor Adler".
Gusenbauer betonte, dass die Prinzipien Viktor Adlers auch heute noch Gültigkeit besitzen, insbesondere sein
sozialpolitisches Engagement sei prägend, welches nicht "das Ergebnis einer intellektuellen Auseinandersetzung
war, sondern aus dem Sehen der Realität hervorging".
"Auf der einen Seite ist die blau-schwarze Regierung, welche dabei ist, den sozialen Zusammenhalt auseinander
zu reißen, auf der anderen Seite ist die Sozialdemokratie, die faire Chancen für alle will", beurteilte
der SPÖ-Vorsitzende die aktuelle politische Lage. Die Bundesregierung agiere mit "Zynismus" welcher
sich vor allem in der Besteuerung der Unfallrenten gezeigt habe. Die Regierung setze sich über die Menschen
hinweg, Einzelschicksale würden sie nicht interessieren. Gusenbauer betonte, dass er in Gesprächen mit
Betroffenen erfahren habe, welche gravierenden Auswirkungen die Einschnitte im Sozialsystem für den Einzelnen
hätten. Berufsgruppen wie Stahlarbeitern werde vom Bundeskanzler ausgerichtet, dass sie in Zukunft bis 65
zu arbeiten hätten, während Menschen aus dem öffentlichen Dienst, "ohne es zu wollen",
mit 55 in Pension geschickt würden. Für viele Alleinerzieherinnen sei es schwierig, ein eigenes Einkommen
zu lukrieren, da auf Grund der schlechten Infrastruktur im Bereich Kinderbetreuung keine Chance auf einen passenden
Kindergartenplatz bestünde.
"Der soziale Zusammenhalt in Österreich ist auch durch die steigende Arbeitslosigkeit gefährdet",
konstatierte der SPÖ-Klubobmann. In Österreich wären derzeit 40.000 junge Menschen zwischen 15 und
24 Jahren ohne Beschäftigung. In der Reallohnentwicklung sei Österreich an die letzte Stelle innerhalb
der EU gerückt. "Die Österreicher haben also nichts von ihrer Produktivität", bemerkte
Gusenbauer. Unter der blau-schwarzen Regierung gebe es des weiteren die höchste Abgabenquote in der zweiten
Republik, was wiederum insbesondere die Arbeitnehmer treffen würde: "Zwischen Brutto und Netto liegt
die eiserne Hand des Finanzministers". Im Gegensatz zur "Arroganz" gegenüber benachteiligte
gesellschaftliche Gruppen, zeige der Finanzminister eine "Großherzigkeit" gegenüber Großindustriellen
wie Prinzhorn. Diese hätten die Möglichkeit, ihr Vermögen in Stiftungen einzubringen und im Verhältnis
nur einen Bruchteil an Steuerleistung zu erbringen.
Beim Thema Bildung fordere die SPÖ einen gleichen Zugang für alle, egal aus welcher sozialen Schicht
die Menschen kommen würden. Es gehe nicht nur darum, eine gute Erstausbildung zu gewährleisten, sondern
man müsse "lebenslange Chancen bieten". Derzeit hätten nur fünfzehn Prozent der Arbeitslosen
eine Möglichkeit zur Requalifizierung oder Umschulung. "Bildung ist und bleibt der Schlüssel für
die Emanzipation und Befreiung aller gesellschaftlichen Schichten", unterstrich Gusenbauer.
Zum Thema Gesundheitspolitik bemerkte der Abgeordnete, dass die Bundesregierung eine "konsequente Einführung
der Zwei-Klassen-Medizin" betreibe. Österreich könne sich eine gute Gesundheitsversorgung für
alle leisten und Gesundheitssystem sei noch nicht darauf abgestellt, ob es für den Einzelnen leistbar sei
oder nicht. Die Bundesregierung gefährde jedoch mit ihrer Politik dieses hervorragende System. Ein Gesundheitssystem,
dass "universell für jeden da ist", gehöre zum "Humanismus wie wir Sozialdemokraten ihn
verstehen".
Auch an seine Parteifreunde richtete Alfred Gusenbauer eine eindringliche Botschaft: "Wir müssen bereit
sein, Konsequenzen zu ziehen und den Österreichern klar machen, dass wir aus Fehlern gelernt haben."
Es wäre falsch, würde man so weiter machen wie vor 1999. Eine Funktion innerhalb der SPÖ werde nie
von Alter, Geschlecht oder regionaler Herkunft abhängen, aber es brauche einen unbedingten Willen zur Reform
und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Man könne sich nicht "in Hinterzimmern verstecken",
sondern man müsse offensiv Überzeugungsarbeit leisten. "Das ist notwendig, wenn wir Blau-Schwarz
eine Abfuhr erteilen wollen."
Die EU sei das historisch erfolgreichste Friedenswerk, dass sich nun anschicke, die "Vereinigung" zu
vollziehen. Die Völker Mittel- und Osteuropas hätten nun erstmals die Chance, aus freien Stücken
zu entscheiden, ob sie verstärkte Beziehungen zu Resteuropa eingehen wollen. "Viktor Adler wäre
ein glühender Anhänger der EU gewesen." Abschließend bemerkte Gusenbauer, dass gerade in Zeiten
der Globalisierung eine Aussage wahrer sei als je zuvor: "Der Sozialismus wird international sein, oder er
wird nicht sein."
|
|
|
|
Schüssel: Müssen mehr für Jugendaustausch in Europa tun
Mehr Schüler- und Lehrlingsvertreter in Europa-Diskussion einbeziehen
Wien (övp-pd) - Über die Zukunft Europas diskutierte am Donnerstag (27. 07.)
Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel mit Jugendvertretern in der Wiener Hofburg. Ein wichtiges Thema waren
dabei Austauschprogramme für Jugendliche: "Von 180.000 Studenten die wir haben, nehmen derzeit etwa 6.000
an Austauschprogrammen teil, das sind drei Prozent und das ist nicht sehr viel."
Bei den Schülern und den Lehrlingen liege diese Zahl noch darunter. "In diesem Bereich kann und muss
daher mehr gemacht werden", betonte Schüssel.
Diskutiert wurden auch die Sprachkenntnisse der Jugendlichen in Europa. Eine Studie zeige, "dass die Sprachkenntnisse
noch nicht so sind, wie sie sein sollten oder könnten. Ein Drittel der jungen Europäer spricht ausschließlich
die eigene Muttersprache, nur die Hälfte kann eine Fremdsprache auch aktiv gebrauchen", bedauerte der
Kanzler.
Insgesamt habe man bei der heutigen Diskussion versucht, das ganze gesellschaftspolitische Spektrum zu berücksichtigen.
"Wichtig ist, dass es ein follow up geben wird", wenn die Substanz im Konvent stärker sichtbar werde.
Bei dieser Folgeveranstaltung würden dann auch "kritische Anmerkungen von heute aufgegriffen" werden.
Etwa, dass mehr Vertreter aus dem Schüler- und Lehrlingsbereich nominiert werden sollten. "Es wäre
wichtig, in diesem Bereich mehr zu machen", so Schüssel.
"Es ist schwer, ein einheitliches Resümee der heutigen Veranstaltung zu ziehen, aber es war eine sehr
engagierte und bunte Diskussion", sagte Schüssel. Breite Übereinstimmung habe jedenfalls darüber
bestanden, dass Europa "für uns alle wichtig ist". "Dort liegen spannende Themen, die man sehen
muss, wie etwa die Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten. Da liegt viel drinnen", so der Kanzler.
Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Schüssel auch eine Informationskampagne der Bundesregierung.
Zielrichtung dieser Kampagne sei es, vor allem junge Menschen anzusprechen. "Die Kampagne ist eine Fragen-Antwort-Kampagne.
Das ist nicht einfach ein Durchziehen von Positiv-Argumenten, sondern eine dialogisches Konzept, bei dem die Fragen
der Bürgerinnen und Bürger auch ernst genommen werden", schloss Schüssel.
|
|
|
|
Gehrer: Leistungsstandards als Orientierungshilfe für Eltern, Lehrer
und weiterführende Schulen
Landesschulratspräsidenten beraten über Leistungsstandards und Evaluierung der
Schulversuche "Mittelschule"
Wien (bmuk) - Ein Bericht über die Leistungsstandards für die dritte und achte Schulstufe
und die Bilanz der Schulversuche "Mittelschule" bzw. "Schulverbund" standen am Mittwoch (26. 06.) auf der Tagesordnung der Landesschulratspräsidentenkonferenz. "Leistungsstandards
sind eine wichtige Orientierungshilfe.
Sie zeigen Eltern, was ihre Kinder können sollen, Lehrerinnen und Lehrern, was sie den Kindern beibringen
sollen und den weiterführenden Schulen, worauf sie sich verlassen können", erklärte Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer.
Berichtet wurde über ein Konzept für Leistungsstandards in Deutsch und Mathematik in der dritten Schulstufe
und Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen für die achte Schulstufe. Die auf Basis des Lehrplanes entwickelten
Zielvorgaben zeigen auf, was Schülerinnen und Schüler der dritten bzw. achten Schulstufe können
sollen. So sind beispielsweise für die dritte Schulstufe Deutsch-Standards wie "Texte fließend
vorlesen" und "Inhalt von Texten wiedergeben" erarbeitet worden. Die Leistungsstandards für
Mathematik in der achten Schulstufe beziehen sich auf Fertigkeiten in den Bereichen "Rechnen und Zahlenverständnis",
"Algebra", "Grundtatsachen der Geometrie" und "Funktionen". Das Konzept wird bis
zum Herbst von einer Expertengruppe geprüft. Anfang nächsten Jahres werden die ausgearbeiteten Leistungsstandards
den Schulen zur Verfügung gestellt.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt betraf den Stand der Evaluation der Schulversuche "Mittelschule" und
"Schulverbund". Die eingehende Evaluierung durch das Schulentwicklungszentrum Graz hat gezeigt, dass
die derzeitigen Schulversuche nicht zur Übertragung in das Regelschulwesen geeignet sind. Zur Weiterführung
von derartigen Schulversuchen ab dem Herbst 2003 müssen von den Landesschulräten/Stadtschulrat unter
Berücksichtigung dieser neuen Ergebnisse neue Schulversuche beantragt werden. Für das kommende Schuljahr
2002/2003 laufen die bisherigen Schulversuche weiter.
Ein erfolgreiches Suchtpräventionsmodell präsentierte der Salzburger Landesschulratspräsident Gerhard
Schäffer. Die "Kontaktstelle in Suchtfragen" (KIS) bietet landesweit Beratung und Vermittlung von
Hilfe für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler. Der Vorarlberger Landesschulratspräsident
Stemer berichtete über ein neues Schultechnikzentrum, das den Schulen wirksame Unterstützung beim Umgang
mit den neuen Medien, beispielsweise bei Problemen mit Viren und bei der Installation von Lernsoftware und Hardware
bietet.
|
|
|
|
Verzetnitsch vor dem Wirtschaftsparlament: Sozialpartnerschaft als Koregulator
"Just-in-Time-Sozialpartnerschaft mit uns nicht möglich" - Leitl unterstreicht
Rolle der Sozialpartnerschaft als Managerin des Wandels"
Wien (pwk) - "Die österreichische Sozialpartnerschaft ist keine Nebenregierung, auch kein
Fossil, sondern ein lebendiger Koregulator, der bewiesen hat, dass er etwas zustandebringt", stellte der Präsident
des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Fritz Verzetnitsch, Donnerstag (27. 06.)
Vormittag als prominenter Gastredner vor dem Wirtschaftsparlament Kammertag) fest.
Verzetnitsch, der als erster ÖGB-Präsident eingeladen war, vor der Vollversammlung der Wirtschaftskammerorganisation
über die Rolle und Bedeutung der Sozialpartnerschaft zu sprechen, zeigte sich in dieser positiven Einschätzung
einig mit WKÖ-Präsident Christoph Leitl, der in seinen Begrüßungsworten ebenfalls darauf hingewiesen
hatte, dass die Sozialpartnerschaft "viel von dem zustandegebracht hat, was jahrelang liegengeblieben ist".
Die bisherige Erfolgsbilanz dürfe aber nicht über bestehende Probleme hinwegtäuschen, führte
Verzetnitsch aus. So greife etwa in der Selbstverwaltung zunehmend Fremdbestimmung statt Selbstbestimmung Platz.
"Darüber hinaus werden die Sozialpartner aus verschiedensten Institutionen hinauskomplimentiert, nur
um sie fünf Minuten später wieder um ihre Expertise zu fragen", kritisierte der ÖGB-Chef manche
Maßnahmen der Regierung. "Eine Just-in-time-Sozialpartnerschaft ist aber nicht möglich und auch
nicht anzustreben. Hier sollen wir uns gemeinsam positionieren", sagte Verzetnitsch vor den Delegierten des
Wirtschaftsparlaments.
Entsprechend dem Motto des "speed kills" habe die Regierung die Sozialpartnerschaft bei wichtigen Entscheidungen
abseits stehen lassen. Inzwischen habe in der Regierung offensichtlich ein Meinungsumschwung eingesetzt, die Sozialpartnerschaft
werde wieder einbezogen. "Eine geordnete Basis des Miteinanders ist wieder hergestellt", zeigte sich
Verzetnitsch in diesem Punkt zufrieden. Das sei vernünftig, denn "die mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit
Österreichs wird vor allem die Beibehaltung einer auf Konsenslösungen orientierten Wirtschafts- und Sozialpolitik
erfordern".
Zur Diskussion um die Senkung der Lohnnebenkosten erklärte der ÖGB-Präsident: "Man kann sich
nicht an der Frage vorbeischwindeln, wie die soziale Sicherheit in Zukunft finanziert werden soll." Er plädierte
für die Einführung wertschöpfungsbezogener Elemente. Diese Maßnahme würde vor allem die
personalintensiven Klein- und Mittelbetriebe entlasten.
Man müsse sich die Frage stellen, "wo soll Österreich im Jahr 2010 stehen?". Wie schon zuvor
Präsident Leitl, der die Sozialpartnerschaft als "Managerin des Wandels" charakterisiert und die
Sicherung der Beschäftigung und des Wirtschaftsstandortes dabei als die vorrangigen Aufgaben bezeichnet hatte,
stellte auch Verzetnitsch, ohne bei jedem Punkt ins Detail zu gehen, die Zukunftsprojekte in den Vordergrund. Als
Beispiele nannte der ÖGB-Präsident Fragen der Aus- und Weiterbildung, der Forschung und Sozialentwicklung
sowie auch der internationalen Zusammenarbeit. "Wir müssen die Tatsache nützen, dass Österreicher
in wichtigen europäischen Gremien, ob Eurochambres oder Europäischer Gewerkschaftsbund, in führender
Position vertreten sind". Wichtig sei aber genauso eine "aktive Einmischung in Fragen der Infrastruktur",
die Finanzierbarkeit des sozialen Systems, das Problem der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer oder die
Frage der Nahversorgung, nannte Präsident Verzetnitsch einige weitere gemeinsame Anliegen.
"Es geht um die Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Ob daraus Konflikt oder Konsens wird, hängt
von den handelnden Personen ab. Ich bin überzeugt, dass die Sozialpartnerschaft auch in Zukunft wesentlich
dazu beitragen wird, die Entwicklungen zu gestalten und nicht nur zu erdulden", schloss Verzetnitsch seine
vom Auditorium mit viel Beifall bedachte Rede.
Ausdrücklich dankte Präsident Leitl seinem Pendent auf Gewerkschaftsseite für die langfristige Sicht
der Dinge und für das Bekenntnis zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft. "Wenn wir in Österreich
zusammenhalten, brauchen wir nichts und niemand auf der Welt zu fürchten", schloss der WKÖ-Präsident.
|
|
|
|