Industrielle Erfolge: Wirtschaftspolitik wichtiger Begleitfaktor
IV-Chef-Ökonom Fürst: Innovation, Forschung und Entwicklung Schlüsselfaktoren
industriellen Erfolges
Wien (pdi) - "'Success stories' von Unternehmen sind naturgemäß in erster Linie das
Ergebnis eines erfolgreichen Managements. Von der Politik gesetzte Rahmenbedingungen können aber 'success
stories' erleichtern oder erschweren, im Extremfall sogar verhindern," betonte der Bereichsleiter Industriepolitik
und Ökonomie der Industriellenvereinigung (IV), Dr. Erhard Fürst, anlässlich der Pressekonferenz
"Success stories österreichischer Industrieunternehmen und ihre Konsequenzen" im Haus der Industrie.
Innovation, Forschung und Entwicklung stellen für Industrieunternehmen zentrale Erfolgsfaktoren dar. Gleichzeitig
sind diese mit hohem wirtschaftlichen Risiko verbunden, die durch Fördermaßnahmen abgefedert werden
müssen. Wichtig für die Unternehmen sind darüber hinaus Kontinuität und Vorhersehbarkeit der
Förderpolitik. "Die IV verlangt daher, dass Mittel aus der zugesagten 2. Tranche der F&E-Förderung
bereits 2003 verfügbar sind und dass die geplante Neustrukturierung der Förderlandschaft rasch und ohne
Nachteile für die Industrie über die Bühne geht", so Fürst.
Weiters betonte Fürst die Verfügbarkeit qualifizierten Personals als weitere wichtige Voraussetzung für
unternehmerischen Erfolg. "Die besten Köpfe für unser Land" muss Maxime einer zukunftsorientierten
Wirtschaftspolitik sein. In diesem Zusammenhang komme auch der Ausweitung der steuerlichen Förderung auf unternehmensinterne
Ausbildungsmaßnahmen große Bedeutung zu, ebenso einem erleichterten Zugang hochqualifizierter ausländischer
Arbeitskräfte.
Innovative, rasch wachsende Unternehmen hängen kritisch von einer adäquaten Finanzierung ab. Daher müssen
die Kapitalunterlegungsregeln von Basel II so gestaltet werden, dass weiterhin kostengünstige, langfristige
Bankenfinanzierungen für Investitionen angeboten werden. Weiters bedarf es begleitender steuerlicher Entlastungen,
wie der Streichung der Kreditgebühr. Unternehmen müssen die Möglichkeit erhalten, verstärkt
den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen zu können.
"Last but not least muss im Rahmen einer Steuerreform die Eigenkapitalbasis der Unternehmen gestärkt
werden." Maßnahmen dazu seien eine Senkung des KOEST-Satzes, die Begünstigung nicht entnommener
Gewinne, eine moderne Gruppenbesteuerung und darüber hinaus die Realisierung der zugesagten Lohnnebenkostensenkung. |
Best Practice-Beispiel: Unternehmensgruppe Remus
Innerhalb von 10 Jahren konnte sich die Firma Remus weltweit an der Spitze der Entwicklung und Erzeugung
von Sportauspuffanlagen und Katalysatoren positionieren. Remus entwickelte sich als Weltmarke nicht nur in Europa,
sondern auch Asien und Amerika, indem es selber neue Trends kreierte, die mit entsprechenden Konzepten umgesetzt
wurden. Im April 1997 Kauf der Sebring Auspuffanlagen GmbH. Unter den Sportauspuff-Herstellern ist Remus Weltmarktführer.
Zur Zeit beschäftigt das Unternehmen 620 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von ca. 60 Mio. Euro.
Der Exportanteil erreicht über 90 Prozent.
"Wir versuchen querzudenken", erklärte die Geschäftsführende Gesellschafterin der Firma
Remus, Angelika Kresch. Bei all den Überlegungen stehe jedoch immer der Kunde im Vordergrund. Innovationen
wurden in den Anfangsjahren von der Geschäftsführung initiiert, später wurden entsprechende organisatorische
Strukturen geschaffen, die ein innovationsfreundliches Klima ermöglichten. "Jeder Mitarbeiter soll am
Innovationsprozess teilhaben können. Sie sind der Motor des Unternehmens", betonte Kresch. Weiters investiere
Remus sehr viel in die Weiterbildung der Mitarbeiter, denn "je besser und breiter die Ausbildung, desto besser
können sich diese auf neue Anforderungen einstellen". Als weiteren Erfolgsfaktor für das Unternehmen
führte die Unternehmerin die Erschließung neuer Märkte an. Besonders der Eintritt in den asiatischen
Markt wurde für Remus zu einem wichtigen Standbein im Strategiekonzept des Unternehmens.
Best Practice-Beispiel: iSi Airbag GmbH
Das jüngste Standbein der iSi Gruppe, die iSi Airbag GmbH, (seit 1995) stellt für die Automobilindustrie
Kaltgasbehälter zum Einsatz in Airbag Gasgeneratoren her. Die Idee, das Know-how der Produktion von Druckkapseln
auch bei der Herstellung von Airbags einzusetzen, war der Beginn der Erfolgsgeschichte des Unternehmens. iSi Airbag
etablierte sich in Kooperation mit dem Airbag Hersteller TRW als führender Produzent von Druckgasbehältern
und einzeldokumentierten Sicherheitsbauteilen. Das Unternehmen hat derzeit 110 Mitarbeiter, der Umsatz des letzten
Jahres belief sich auf ca. 22 Mio. Euro.
Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für das Unternehmen sei die Einbeziehung des Kunden in den Innovationsprozess,
betonte der Geschäftsführer iSi Airbag, DI Dietmar Schäfer. iSi, ursprünglich durch die Herstellung
von Druckgasbehältern in der Gastronomie und im Haushalt tätig, erweiterte mit dem neuen Kunden aus der
Automobilzulieferindustrie TRW seine Produktpalette und gründete in weiterer Folge das Tochterunternehmen
iSi Airbag.
"Die Mitarbeiter sind ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor bei iSi Airbag", erklärte Schäfer.
Herausforderungen, wie die Verdoppelung der Produktion vor einem Jahr seien Großteils nur auf Grund der Flexibilität
der Mitarbeiter möglich gewesen. Bei der Personalauswahl und -entwicklung achte man daher sowohl auf die gute
Ausbildung als auch die Schaffung kreativer Freiräume. Management by Walking Around" sei ein wichtiger
Beitrag seitens des Managements für ein offenes Betriebsklima, welches den Zusammenhalt der Mitarbeiter und
die Identifikation mit den Aufgaben und Zielen des Unternehmens fördere.
Schäfer zeigte sich jedoch über den Mangel an technisch hochqualifizierten Fachkräfte am Arbeitsmarkt
der Wiener Region besorgt. Sowohl Akademiker in Fachgebieten als auch Facharbeiter seien gleichermaßen schwer
zu finden.
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