Schausberger empfing Ministerpräsident Teufel – Gemeinsames Ziel: Rechtliche Verteidigungsmöglichkeiten
für Regionen in EU
Salzburg (lk) - Mit Salzburgs Landeshauptmann Dr. Schausberger und dem Ministerpräsidenten von
Baden-Württemberg, Erwin Teufel, trafen am Dienstag (03. 06.) zwei Gemeinsame Ländervertreter
für den EU-Verfassungskonvent beziehungsweise für die Regierungskonferenz 2004 einander zu einem Arbeitsgespräch
im Chiemseehof. Beide Länderchefs begrüßten dabei die Fortschritte aus regionaler Sicht, die im
jüngsten revidierten Entwurf des Verfassungsvertrages erzielt wurden. Besonders zufrieden zeigten sich Teufel
und Schausberger über die ausdrückliche Erwähnung der Regionen und lokalen Gebietskörperschaften
als Teile der nationalen Identität, die von der EU respektiert werden müssen sowie die Erwähnung
der Regionen und lokalen Gebietskörperschaften als politische Akteure im Subsidiaritätsprotokoll.
Wichtig bei den jüngsten Erfolgen im Ringen um mehr Einfluss und Rechte der Regionen in der EU ist für
Teufel und Schausberger das Bekenntnis, dass die Kommission alle von ihren Rechtsakten betroffenen Gebietskörperschaften
vorher konsultieren muss. „Erstmals muss die Kommission vergleichbar dem österreichischen Konsultationsmechanismus
auch administrative und finanzielle Auswirkungen auf diese Gebietskörperschaften nachweisen", sagte Schausberger.
Regionalparlamente mit Legislativkompetenzen – also gesetzgebende Organe verfassungsrechtlich „starker" Regionen
– müssen in die Subsidiaritätsprüfung einbezogen werden. „Nur so ist gewährleistet, dass effiziente
und bürgernahe Entscheidungen getroffen werden können", betonte der Landeshauptmann.
Rechtliche Verteidigungsmöglichkeiten für Regionen
Ein wesentlicher Punkt, der aus Sicht der deutschen und österreichischen Länder noch ungeklärt
ist, ist das direkte Klagerecht für Regionen mit Gesetzgebungsbefugnissen gegen Kompetenzübergriffe der
Europäischen Union. Landeshauptmann Dr. Schausberger legte diesbezüglich als REG LEG-Vorsitzender dem
Konvent Anfang Mai einen Vorschlag vor, der es den Mitgliedstaaten überlässt, ihren Regionen das Klagerecht
zuzuerkennen oder nicht. „Damit würde die nationale Souveränität gewahrt und gleichzeitig den Regionen
eine Mitwirkung eröffnet, wo es die innerstaatliche Kompetenzordnung vorsieht", erläuterte Schausberger
die Intention seines Vorstoßes.
Ländermitwirkung im Rat nicht antasten
Klarzustellen sei, so der Landeshauptmann beim Gespräch mit seinem Baden-Württembergischen Amtskollegen,
auch weiterhin, dass die Errungenschaften des Vertrages von Maastricht, wonach der Mitgliedstaat je nach der internen
Zuständigkeitsverteilung im Rat der Europäischen Union durch einen regionalen Minister vertreten werden
kann, nicht weg-organisiert wird. Diese Regelung habe sich sehr bewährt, und dürfe nicht angetastet werden,
sagte Schausberger.
Druck auf die Bundesregierungen
Die beiden Länderpolitiker bekräftigen ihren Willen, auch weiterhin im engen Einvernehmen die gemeinsamen
Anliegen gegenüber den nationalen Regierungen sowie in Brüssel zu vertreten. Schausberger und sein Vorarlberger
Amtskollege Dr. Herbert Sausgruber werden sich dazu noch heute an Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, Außenministerin
Dr. Benita Ferrero-Waldner und an die österreichischen Konventsmitglieder wenden.
Politisches Schwergewicht der deutschen Bundesländer
„Wir können alles – außer hochdeutsch", sagen die Baden-Württemberger selber ironisch über
ihr „Ländle". Das süddeutsche Bundesland zählt zu den wirtschaftlichen Motoren Deutschlands
mit Weltkonzernen wie Daimler-Chrysler in Stuttgart als Aushängeschild. Mit 10,6 Millionen Einwohnern und
einem der europaweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen ist Baden-Württemberg größer und wirtschaftlich
stärker als viele Mitgliedstaaten der Europäischen Union
Seit 1991 ist Erwin Teufel Ministerpräsident von CDU Baden-Württemberg, von 1992 bis 1998 war er zugleich
auch stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender. Im November 1996 übernahm Teufel für ein Jahr turnusgemäß
das Amt des Bundesratspräsidenten in Bonn. Danach hatte er bis Dezember 1998 den Vorsitz der Konferenz der
Ministerpräsidenten der deutschen Länder inne. Von Februar 1998 an übernahm Erwin Teufel zwei Jahre
lang das Amt des Vizepräsidenten im Ausschuss der Regionen (AdR) bei der Europäischen Union. Seit Februar
2000 ist er Präsidiumsmitglied dieses Gremiums. |