Katholikentag: Ja zu respektvollem Dialog, Nein zu Anpassung und Uniformität  

erstellt am
23. 06. 03

Bischof Schwarz und LH Haider eröffneten Auftaktveranstaltung zu Katholikentag – Dreiländerwallfahrt in St. Georgen/Längsee
St. Georgen (lpd) - Bis Mai 2004 findet in Mitteleuropa der sogenannte Mitteleuropäische Katholikentag unter dem Motto „Christus - Hoffnung Europas“ statt, der Kärntenauftakt erfolgte mit einer hoch interessanten Podiumsdiskussion zum Thema „Identität und Offenheit als Perspektiven für das Mitteleuropa von morgen“. Diözesanbischof Bischof Alois Schwarz und Landeshauptmann Jörg Haider haben am Freitagabend (20. 06.) im Diözesanhaus in Klagenfurt Podiumsteilnehmer und Publikum herzlich begrüßt. Die Podiumsdiskussion fand am Vorabend zur heutigen Dreiländerwallfahrt in St. Georgen am Längsee statt. Diese Wallfahrt hat eine besondere Bedeutung, weil sie Auftakt und größte Veranstaltung im Rahmen des Mitteleuropäischen Katholikentages in Kärnten ist. Die Dreiländerwallfahrt führt Tausende Katholiken aus Friaul, Slowenien und Kärnten zusammen und wird abwechselnd in je einer dieser Regionen abgehalten.

Kärntens Bischof Schwarz hob die Initiative und den Beitrag der Kirche hervor: „Das Christentum war und ist eine Wurzel Europas“. Es gelte, die Quellen des Christseins zu vertiefen und auch neu zu erschließen. Beim Mitteleuropäischen Katholikentag gehe es darum, Zeichen der Versöhnung zu setzen. Christen wollen gemeinsam am Bauplatz Europa tätig sein.

Landeshauptmann Jörg Haider wies auf die bunte Vielfalt und Unterschiedlichkeit innerhalb Europas hin. Die Vision einer multikulturellen Gesellschaft sei gescheitert. Es sei keine Vision, in einem Turbokapitalismus zu leben. Die Casinokultur des schnellen Geldes und das Problem wachsender sozialer Kälte sollten uns stärker zum Nachdenken bewegen. Der Landeshauptmann sprach sich gegen Anpassung und Uniformität in Europa aus. „Wir brauchen Respekt vor dem anderen, was den ehrlichen und offenen Dialog möglich macht“.

Weiters brauche es ein geordnetes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, so Haider, um Offenheit haben zu können. Kärnten setze auf den ehrlichen und offenen Dialog mit seinen Nachbarn, was schon mit der Alpen-Adria-Idee beginnend praktiziert wurde. Auch das Gespräch über gemeinsame Dinge, die belasten, gebe es. Es gebe weiters verschiedenste Hilfestellungen, wie u. a. das Beispiel der Ferienaktion - im Rahmen der mit Friaul geschlossenen „Region des Friedens“ - für die New Yorker Waisenkinder der Terroranschläge gezeigt habe.

Unter der Leitung der Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi diskutierten anschließend im Diözesanhaus der Theaterregisseur Martin Kusej, die Psychologin Jutta Menschik-Bendele, Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser und Botschafter Wolfgang Petritsch über die vielen Aspekte und Facetten von „Identität, und Offenheit als Perspektiven für das Mitteleuropa von morgen.“ Petritsch wies auf die religiös-kulturellen Konflikte am Balkan hin. Aus der leidvollen Vergangenheit könne und solle man lernen. Menschik-Bendele meinte, das Wissen über die Familie sollte auch in die Politik einfließen. Psychische Stabilität sei sehr wichtig, stets aufs neue herzustellen und ebenso auch der soziale Austausch. Der gebürtige Kärntner Kusej sagte, dass wohl der Begriff „Seele“ das Gemeinsame in der Diskussion sei. Er komme außerdem auch gerne nach Kärnten und lade sehr viele Freunde und Bekannte nach Kärnten ein, gab er sich als Kärnten-Botschafter zu erkennen.

Erzbischof Kothgasser erklärte, Identität brauche Offenheit und umgekehrt gelte dasselbe. Wichtig sei es, die Vision umfassenden Lebens offenzuhalten. Das Christentum habe Chancen, Identität zu stiften. Es brauche die Leidenschaft für die ganze Wirklichkeit, so Kothgasser.

Am heutigen Festgottesdienst im Rahmen der traditionellen Dreiländerwallfahrt im Stift St. Georgen/Längsee, das heuer sein 1000-Jahr-Jubiläum feiert, nehmen wiederum Tausende Katholiken aus den Diözesen Gurk, Udine und Laibach sowie zahlreiche Gäste teil.

Geleitet wird der Gottesdienst von Bischof Alois Schwarz in Konzelebration mit den Erzbischöfen Alois Kothgasser (Salzburg), Pietro Brollo (Udine) und Franc Rode (Laibach). Nach dem Gottesdienst gibt es für die Pilger ein buntes Rahmenprogramm mit kulturellen Darbietungen aus den drei Regionen.

Die Dreiländerwallfahrt führt bereits seit über zwanzig Jahren auf Anregung von Papst Johannes Paul II. die Gläubigen der Diözesen Gurk, Udine und Laibach mit ihren Bischöfen an je einen Wallfahrtsort in Kärnten, Friaul-Julisch Venetien oder Slowenien. Im Sinne der Grenzüberschreitung von Sprache, Nation und Kultur wird auch die Liturgie in Deutsch, Slowenisch, Italienisch, Furlanisch und Lateinisch gefeiert.
     
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