Die Paris Lodron Universität Salzburg würdigt die Leistungen des großen Literaten
mit der Verleihung eines Ehrendoktors der Philosophie
Salzburg (uni) - Handke kündigte in seiner Dankesrede an, dass es sich am Mittwoch (18. 06.)
um seinen letzten öffentlichen Auftritt gehandelt habe Am Vormittag fand die Verleihung zum „Doctor honoris
causa“ an Peter Handke in der Max Gandolph Bibliothek der Universität Salzburg statt. Handke feierte im vergangenen
Jahr seinen 60. Geburtstag. Mit einem hochkarätigen Symposion gedachte das Salzburger Institut für Germanistik
bereits im Dezember vergangenen Jahres des Literaten. Im Rahmen des 40- Jahr-Jubiläums der Universität
wurde Handke nun noch mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet.
Rektor Heinrich Schmidinger würdigte Handke als einen, der zur „Unperson“ der großen Meinungsmacher
geworden sei, was ihn sehr ehre. Seine literarisch-wissenschaftliche Beschäftigung biete neue Übergänge
in eine offene Welt. Außerdem sei er mit seinem Schreiben und Erzählen einer der dizidiertesten Friedensstifter
der neuen Literatur.
In seiner Laudatio hob der Salzburger Germanist Adolf Haslinger, ein langjähriger Freund des Geehrten und
Biograph von Handkes Jugendjahren hervor, dass Handke einen neuen Blick auf die Dinge fordere. Handkes Erzählkunst
schaffe neue Zusammenhänge aufgrund tiefer innerer Erlebnisse. Vor allem Unscheinbares, Kleines, Nebensächlichkeiten
erscheinen bei Handke in neuer Form und Gestalt. Er gehe nicht einfach spazieren, er gehe. Handke sei Geograph,
Naturforscher und Bildforscher zugleich, kenne jede Biegung, jede Erdbewegung, jedes Wirtshaus und jeden Kellner.
Auf die Replik des Laudators Adolf Haslinger erzählte Peter Handke in seiner Dankesrede über einen Spaziergang.
Er habe einen jungen Menschen gesehen, der aus der Hintertür einer Garküche kam und sich freute, dass
ihn dabei jemand, nämlich Handke, beobachtete. Die Beobachtung eines Menschen bei seiner alltäglichen
Arbeit werde von diesen oft als Licht empfunden. Handke werde oft gefragt, was die wichtigsten Bücher seien,
was wirklich gelesen werden solle. Seiner Ansicht nach schafft die Aufzählung von einigen, die gleichzeitige
Verdrängung der anderen. Übersichten seien totschlägerischer als das Chaos aller Literatur zusammen.
Schließlich erwähnt Peter Handke noch die Namen zweier jungen Tschechen, die sich aus Verzweiflung über
den Krieg selbst verbrannt hätten. Es handle sich um Derek Adamek und Roman Maschl. Peter Handke schließt
mit den Idioten. Es sei die Frage, ob die Öffentlichkeit nicht mehr Idioten herausbringe, als die vielen,
die im Verborgenen arbeiten würden. Deshalb wolle er nicht länger ein Idiot sein und niemals wieder in
der Öffentlichkeit auftreten.
DDr.h.c. Peter Handke, wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren, hat als hervorragende Dichterpersönlichkeit
der deutschsprachigen Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidende Impulse gegeben. Sein
Werk zählt zur Weltliteratur.
Als Übersetzer literarischer Werke aus dem Altgriechischen, Englischen, Französischen und Slowenischen
hat er zum Dialog der Sprachen und Kulturen beigetragen. Er verfasste insgesamt 66 Bücher und 25 Übersetzungen.
Peter Handke lebte von 1979 bis 1987 in Salzburg. Hier schrieb er so bedeutende Werke wie „Die Lehre der Sainte
Victoire“ (1980), „Kindergeschichte“ (1981), „Der Chinese des Schmerzes“ (1983), „Nachmittag eines Schriftstellers“
(1987), „Die Wiederholung“ (1986), „Die Abwesenheit“ (1987). In dem Band „Am Felsfenster morgens“ (1998) sind Notizen
und Reflexionen aus den Salzburger Jahren 1982 - 1987 erschienen. Die Salzburger Festspiele brachten die Uraufführung
seines dramatischen Gedichts „Über die Dörfer“ (1982), ebenso seine Übertragung von Aischylos’ „Prometheus
gefesselt“ (1986).
In mehreren seiner Werke spielen die Landschaft und die Menschen Salzburgs mit: „Und so sind mir Salzburg und seine
Umgebung mit den Jahren auch an das Herz gewachsen: mittels der stummen Dinge und Orte, der alle die Launen und
Zwischenfälle des Tages überdauernden friedlichen Menschensachen“, sagte er 1986 in seiner Dankesrede
beim Salzburger Literaturpreis. |