Letzter öffentlicher Auftritt von Peter Handke  

erstellt am
20. 06. 03

Die Paris Lodron Universität Salzburg würdigt die Leistungen des großen Literaten mit der Verleihung eines Ehrendoktors der Philosophie
Salzburg (uni) - Handke kündigte in seiner Dankesrede an, dass es sich am Mittwoch (18. 06.) um seinen letzten öffentlichen Auftritt gehandelt habe Am Vormittag fand die Verleihung zum „Doctor honoris causa“ an Peter Handke in der Max Gandolph Bibliothek der Universität Salzburg statt. Handke feierte im vergangenen Jahr seinen 60. Geburtstag. Mit einem hochkarätigen Symposion gedachte das Salzburger Institut für Germanistik bereits im Dezember vergangenen Jahres des Literaten. Im Rahmen des 40- Jahr-Jubiläums der Universität wurde Handke nun noch mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet.

Rektor Heinrich Schmidinger würdigte Handke als einen, der zur „Unperson“ der großen Meinungsmacher geworden sei, was ihn sehr ehre. Seine literarisch-wissenschaftliche Beschäftigung biete neue Übergänge in eine offene Welt. Außerdem sei er mit seinem Schreiben und Erzählen einer der dizidiertesten Friedensstifter der neuen Literatur.

In seiner Laudatio hob der Salzburger Germanist Adolf Haslinger, ein langjähriger Freund des Geehrten und Biograph von Handkes Jugendjahren hervor, dass Handke einen neuen Blick auf die Dinge fordere. Handkes Erzählkunst schaffe neue Zusammenhänge aufgrund tiefer innerer Erlebnisse. Vor allem Unscheinbares, Kleines, Nebensächlichkeiten erscheinen bei Handke in neuer Form und Gestalt. Er gehe nicht einfach spazieren, er gehe. Handke sei Geograph, Naturforscher und Bildforscher zugleich, kenne jede Biegung, jede Erdbewegung, jedes Wirtshaus und jeden Kellner.

Auf die Replik des Laudators Adolf Haslinger erzählte Peter Handke in seiner Dankesrede über einen Spaziergang. Er habe einen jungen Menschen gesehen, der aus der Hintertür einer Garküche kam und sich freute, dass ihn dabei jemand, nämlich Handke, beobachtete. Die Beobachtung eines Menschen bei seiner alltäglichen Arbeit werde von diesen oft als Licht empfunden. Handke werde oft gefragt, was die wichtigsten Bücher seien, was wirklich gelesen werden solle. Seiner Ansicht nach schafft die Aufzählung von einigen, die gleichzeitige Verdrängung der anderen. Übersichten seien totschlägerischer als das Chaos aller Literatur zusammen. Schließlich erwähnt Peter Handke noch die Namen zweier jungen Tschechen, die sich aus Verzweiflung über den Krieg selbst verbrannt hätten. Es handle sich um Derek Adamek und Roman Maschl. Peter Handke schließt mit den Idioten. Es sei die Frage, ob die Öffentlichkeit nicht mehr Idioten herausbringe, als die vielen, die im Verborgenen arbeiten würden. Deshalb wolle er nicht länger ein Idiot sein und niemals wieder in der Öffentlichkeit auftreten.

DDr.h.c. Peter Handke, wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren, hat als hervorragende Dichterpersönlichkeit der deutschsprachigen Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidende Impulse gegeben. Sein Werk zählt zur Weltliteratur.

Als Übersetzer literarischer Werke aus dem Altgriechischen, Englischen, Französischen und Slowenischen hat er zum Dialog der Sprachen und Kulturen beigetragen. Er verfasste insgesamt 66 Bücher und 25 Übersetzungen.

Peter Handke lebte von 1979 bis 1987 in Salzburg. Hier schrieb er so bedeutende Werke wie „Die Lehre der Sainte Victoire“ (1980), „Kindergeschichte“ (1981), „Der Chinese des Schmerzes“ (1983), „Nachmittag eines Schriftstellers“ (1987), „Die Wiederholung“ (1986), „Die Abwesenheit“ (1987). In dem Band „Am Felsfenster morgens“ (1998) sind Notizen und Reflexionen aus den Salzburger Jahren 1982 - 1987 erschienen. Die Salzburger Festspiele brachten die Uraufführung seines dramatischen Gedichts „Über die Dörfer“ (1982), ebenso seine Übertragung von Aischylos’ „Prometheus gefesselt“ (1986).

In mehreren seiner Werke spielen die Landschaft und die Menschen Salzburgs mit: „Und so sind mir Salzburg und seine Umgebung mit den Jahren auch an das Herz gewachsen: mittels der stummen Dinge und Orte, der alle die Launen und Zwischenfälle des Tages überdauernden friedlichen Menschensachen“, sagte er 1986 in seiner Dankesrede beim Salzburger Literaturpreis.
     
zurück