Schreiben an Prodi, Cox, Giscard d'Estaing und Schüssel
Brüssel (evp-pd) - "Machen wir eine gemeinsame europaweite Volksbefragung über die
zukünftige europäische Verfassung - zeitgleich mit den Europawahlen im Juni 2004", forderte der
österreichische Europaparlamentarier Mag. Othmar Karas am Dienstag (17. 06.) die
Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union auf. In einem Schreiben an den Präsidenten der Europäischen
Kommission, Romano Prodi, den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Pat Cox, Konventspräsidenten
Valery Giscard d'Estaing und den österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel setzte sich Karas für
eine solche unionsweite Bürgerbestätigung der Konventsarbeit und der Regierungskonferenz ein. "Die
EU vereint Menschen und Völker - nicht bloß Regierungen. Und die Zukunft Europas benötigt eine
aktive Beteiligung und Bejahung dieses Projekts durch die Bürger", begründet Karas sein Engagement
für eine Volksbefragung über die künftige EU-Verfassung.
Den Ruf nach einer bindenden Volksabstimmung sieht Karas jedoch als unrealistisch an. "Einem solchen bindenden
Ersatz des Ratifizierungsprozesses würden die Staats- und Regierungschefs nie zustimmen. Eine Volksbefragung
wäre aber eine ideale Ergänzung des Ratifizierungsprozesses. Sie bietet allen politisch Verantwortlichen
die Chance zu einer intensiven und umfassenden Information der Bürger über das Europa der Zukunft",
erneuerte der ÖVP-Europaparlamentarier seine Forderung, die er als einer der ersten Politiker auf Europaebene
im Mai 2002 öffentlich erhoben hatte.
In Anlehnung an das Prinzip der doppelten Mehrheit will Karas die Zustimmung der europäischen Bevölkerung
dann für gegeben sehen, wenn sich sechzig Prozent der Bürgerinnen und Bürger in insgesamt zwei Drittel
der EU-Staaten positiv zur EU-Verfassung äußern. "Der Konvent stand stets im Zeichen der Transparenz
und der Einbeziehung der Öffentlichkeit. Das derart erzielte Ergebnis braucht die Entscheidung der Bürger
nicht zu scheuen. Eine Volksbefragung wäre ein weiterer Beitrag zur Demokratisierung, Bürgernähe
und Transparenz", so Karas in seinem Schreiben an die EU-Spitzenvertreter.
Europapolitik sei schon lange nicht mehr ausschließlich die Angelegenheit der Regierungen alleine. "Gerade
der Konvent hat dafür gesorgt, dass die Transparenz in den Vordergrund rückt. Eine Volksbefragung macht
Nationen, Regionen und Bürger zu direkt Beteiligten. Sie europäisiert die Innenpolitik und sie europäisiert
die nationalen Wahlbewegungen vor der kommenden Europawahl. Alles in allem mehrere gute Gründe für eine
Volksbefragung über unsere europäische Verfassung", so Karas abschließend. |