Sich der eigenen Geschichte stellen  

erstellt am
20. 06. 03

Schausberger eröffnete Kongress »Vom Erzstift zum Bundesland« – Bewegte Geschichte Salzburgs
Salzburg (lk) - Der Verlust der Selbstständigkeit des Landes Salzburg, der indirekt auch die Aufhebung der Universität zur Spätfolge hatte, sei kein Anlass für Feierlichkeiten. Das Land Salzburg und die Universität Salzburg wollen sich aber vorbehaltlos und ohne Einschränkungen ihrer Geschichte stellen, deshalb haben Universität und Land Salzburg den Entschluss gefasst, gemeinsam zur Säkularisation des Erzstifts Salzburg, das ist die politisch-rechtliche Entmachtung der katholischen Kirche, einen Kongress zu veranstalten. Das betonte Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger am Donnerstag (19. 06.) bei der Eröffnung des gemeinsam von der Paris-Lodron-Universität Salzburg und dem Land Salzburg veranstalteten Kongresses „Vom Erzstift zum Bundesland" in der Salzburger Residenz.

In der Geschichte Salzburgs stelle der Zeitraum von 1803 bis 1816 eine eigenartige aber markante Zäsur dar, so Schausberger weiter. In dieser kurzen Zeitspanne von der Säkularisation des geistlichen Fürstentums bis zur endgültigen Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress gab es einen fünfmaligen Herrschaftswechsel. Der Salzburger Historiker Univ.-Prof. Dr. Heinz Dopsch, stellvertretender Vorstand am Institut für Geschichte an der Universität Salzburg, kam für diese Jahre zu dem Befund, dass der Eindruck eines ständigen und vollkommenen Niedergangs, den diese Jahre erwecken könnten, grundlegend falsch ist. Sowohl das kurzlebige Kurfürstentum Salzburg (1803 bis 1805) als auch die Jahre der Zugehörigkeit zum Kaisertum Österreich (1806 bis 1809) und zum Königreich Bayern (1810 bis 1816) bildeten Stationen eines tief greifenden politischen Wandels. An jede davon knüpfte man in Salzburg neue Hoffnungen, die meist enttäuscht wurden. Eine Phase der Resignation und völligen politischen Apathie setzte erst mit der Aufhebung des Landes Salzburg nach dem Übergang an Österreich 1816 ein. Die Residenzstadt Salzburg, noch kurz zuvor ein Zentrum der Spätaufklärung, degenerierte zur kaum beachteten, kulturell und politisch eher bedeutungslosen Provinzstadt.

Vom Blickpunkt der Rechtsgeschichte aus betrachtet sei Salzburg allerdings das einzige geistliche Territorium des Heiligen Römischen Reiches gewesen, das nach dem Schicksalsjahr 1803 seine Staatlichkeit bewahren konnte: bis 1918 als Kronland der Habsburgermonarchie, dann im föderalistischen Konzept der Republik Österreich als Bundesland, führte Schausberger weiter aus. Die Degradierung von einem eigenständigen Kleinstaat zu einem der kleinsten und bevölkerungsärmsten Gebiete der Habsburgermonarchie, zu einem unter der Administration von Oberösterreich stehenden Kreis, traf die Bevölkerung allerdings äußerst schmerzvoll. Erst im Jahr 1861, als Salzburg nach den ersten Landtagswahlen über eine eigene Landesregierung verfügte, hatte auch die „Talfahrt", die das Land angetreten hatte, ein Ende. Es folgten jedoch Systembrüche und Jahre der Irrungen und der Bitterkeit, des Leides und der Gewalt, denen sich auch wir Nachgeborene vorbehaltlos stellen, sagte Schausberger.

Heute leben wir in Frieden und Freiheit in einem Land inmitten eines vereinten Europas mit Zukunftschancen. Heute liege es in unserer Hand, Chancen zu nützen. Deshalb können wir auch gut damit umgehen, als Land Salzburg nicht über jene volle Souveränität zu verfügen, die dem letzten Fürsterzbischof zu Eigen war, so der Landeshauptmann.
     
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