»Ich« von Boris Uran – oder ein Blick in seine Seele  

erstellt am
20. 06. 03

Wien (universal music) - Aufstehen, Haare gelen, Autogrammstunde bei einer Fastfood-Kette, Haare gelen, Shopping, Pizza essen, Haare gelen, Besprechung mit der Plattenfirma, Haare gelen, Auftritt bei einem Stadtfest . . .

So oder so ähnlich stellt man sich womöglich den typischen Tagesablauf des Kärntner Starmaniac vor. Klingt nicht unwitzig, ist jedoch reines
Klischee-Denken. Ist ja auch so schön einfach. Genauso, dass da einer nun versucht, der österreichische Xavier Naidoo zu sein.
Will er aber gar nicht, kann er nicht, muss er nicht.

Boris ist allerdings nicht verärgert, wenn er manchmal auf Naidoo angesprochen wird: "Ich verstehe es als Kompliment, wenn man damit meint, dass ich von ihm inspiriert wurde. Wie in meiner musikalischen Entwicklung auch von den Manhattan Transfer, George Benson oder Al Jarreau. Was aber nicht heißt, dass ich diese Künstler zu kopieren versuche", erklärt er.

Sich gegen Schubladen-Denken zu wehren, ist freilich oft ein Kampf gegen Windmühlen. Aber er wird wohl nicht mehr geführt werden müssen, denn mit seinem vorliegenden Debütalbum hat Boris Uran die besten Argumente in der Hand.
Aus R & B, Soul und Funk hat sich der 19-Jährige sein eigenes musikalisches Mosaik erstellt. Nicht glatt, sondern mit Ecken, Kanten und Erdflecken. Schillernd, aber nicht poliert. Das wäre auch nicht Boris. Das wäre nicht "Ich".

Das Starke, Trotzige und Selbstbewusste ist ebenso Teil dieses Ichs wie das Zweifelnde, die Verwundbarkeit und Schwächen.

Auch wenn Boris die Texte nicht selbst geschrieben hat (was aber ein großes Ziel für die Zukunft ist), hat er seine Ideen, Gefühle, Ängste, Wünsche und Sehnsüchte in die zwölf Nummern eingebracht. "Das Album ist 100 Prozent Boris", sagt er. Durch diese Authentizität können die Songs ihre volle Kraft entfalten und gewähren einen tiefen Blick in die Seele des jungen Künstlers.

Dazu beigetragen hat auch die Entscheidung, Deutsch zu singen : "Obwohl mir Englisch schon liegt, habe ich das Gefühl, mich auf Deutsch besser öffnen und viel mehr zeigen zu können. Es schafft für mich eine intimere Atmosphäre", erzählt Boris. So bezeichnet er auch die Songs als "Spiegelbild meines Inneren".

Natürlich hat ihm Starmania den Weg geebnet, "aber nach der Matura hätte ich so oder so Musik zu meinem Lebensmittelpunkt gemacht", erklärt er, "und mir wäre es auch egal, wie oft ich auf die Schnauze falle. Denn ich spüre in mir: Das ist mein Weg! Hier finde ich Erfüllung."
Bühnenluft schnupperte er bereits im Schulorchester und seit 1995 auch als Mitglied der "One Blood Voices", einem Gospelchor, der als Spontan-Mitternachtseinlage aus der Taufe gehoben wurde und seither rund 30 Auftritte pro Jahr in Kärnten, Slowenien und Italien bestreitet.

Seit Herbst 2002 braust Boris' Leben nun im Eiltempo dahin, "der Himmel hat sich geöffnet, es hat die Erde gebebt", wie es in "Wiedergeboren" heißt, wenngleich als Liebeslied gemeint. Oder auch "Ich hab die Heimat verlassen", wie Boris im Opener "In mir" singt.
Die Arbeit an seinem Plattendebüt brachte nämlich einen Umzug mit sich. Gerade hat der Kärntner seine erste eigene Wohnung bezogen: 70 Quadrameter in Brunn am Gebirge, denn "dort habe ich auch Grün um mich herum, das brauche ich, und mit der S-Bahn vor der Tür bin ich schnell in Wien", sagt er. Ein Taxi leistet er sich "nur in Extremfällen". Der Heimtransport seiner ersten eigenen "Goldenen" könnte ja ein solcher sein.
     
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