Mehr Kapazitäten im heimischen Netz sind unumgänglich nötig
Wien (verbund) - Österreich will - einem EU-Ziel folgend - den Anteil der erneuerbaren Energieträger
an der Stromerzeugung von derzeit 70 % auf 78 % im Jahr 2010 steigern. Einen wahren Boom erlebt derzeit die Windkraft.
"Dabei darf nicht übersehen werden, daß dieser Ökostrom ohne ein entsprechendes Leitungsnetz
nicht sinnvoll zu den Stromkonsumenten transportiert werden kann", erklärte Dipl.-Ing. Dr. Herbert Schröfelbauer,
Vorsitzender des Forschungs- und Umweltvorstandsgremiums des Verbund, Österreichs führenden Elektrizitätsunternehmens,
am Dienstag (17. 06.) bei einer Pressekonferenz in Wien. "Man wird aber um den
baldigen Neubau von Hochspannungsleitungen nicht herumkommen."
Bedingt durch die starken Förderungen und die günstigen Windverhältnisse sind derzeit im Nordosten
Österreichs Windkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von mehr als 1.000 Megawatt in Konzeption. Das entspricht
rund sieben Prozent der gesamten in Österreich installierten Kraftwerksleistung, und das ist mehr als die
stärkste Verbund-Kraftwerksgruppe, Zemm-Ziller.
"Dieses Ausmaß an neuer Kraftwerksleistung, die lokale Konzentration der neuen Windkraftanlagen sowie
die stark schwankende Erzeugung stellen für unser Übertragungsnetz, welches bereits heute an die Grenzen
der Belastbarkeit angelangt ist, eine enorme Herausforderung dar", sagte Dipl.-Ing. Dr. Heinz Kaupa, technischer
Vorstandsdirektor der VERBUND-Austrian Power Grid AG (APG), Österreichs größten Stromtransporteurs.
Da der 380-Kilovolt-Ring innerhalb Österreichs noch immer Lücken aufweist, sind die 220-kV-Leitungen
schon heute immer wieder extrem belastet. Der kommende Windenergie-Boom stellt das APG-Übertragungsnetz vor
zusätzliche große Herausforderungen. "Gerade für die Stärkung der Windenergie sind mehr
Kapazitäten im heimischen Netz unumgänglich nötig", sagte Kaupa und plädierte erneut für
den raschestmöglichen Bau der fehlenden 380-kV-Leitungen in der Steiermark und in Salzburg.
"Das Verbund-Netz in seinem heutigen Ausbauzustand kann nur in begrenztem Umfang Windenergie aufnehmen",
bestätigte Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Günther Brauner, Vorstand des Instituts für elektrische Anlagen
und Energiewirtschaft der Wiener Technischen Universität. Eine Anbindung von Windenergie im Ausmaß von
1.500 Megawatt werde Leitungsbelastungen von bis 165 % nach sich ziehen. Bei Ausfall einzelner Leitungssysteme
kann die Netzbelastung sogar bis zu 245 % ansteigen. Brauner: "Das Verbund-Netz ist damit in jedem Fall unzulässig
überlastet." |