WWF sieht Natura 2000 auf dem Prüfstand
Wien (wwf) - Die letzte freie Fließstrecke der Ybbs zwischen Amstetten und der Mündung
in die Donau droht zu einer Staukette zu verkommen. Bis Ende des Sommer wird die niederösterreichische Landesregierung
entscheiden, ob die drei Wasserkraftwerke genehmigt werden oder ob es stattdessen zu einer Renaturierung der Ybbs
kommen soll. Diese Entscheidung ist von bundesweiter Bedeutung, denn die Ybbsauen sind Teil des europäischen
Natura 2000 Schutzgebietsystems. „Jede Verschlechterung in diesem Bereich ist nach den Natura 2000-Schutzbestimmungen
verboten. Demnach ist die Ybbs ein bundesweiter Präzedenzfall. Wenn hier Kraftwerke im Schutzgebiet genehmigt
werden, wird es eine Flut von Anträgen in anderen Natura 2000-Gebieten geben,“ warnt DI Ulrich Eichelmann
vom WWF.
Weite Teile der Ybbs, dem größten Voralpenfluss Niederösterreichs, sind bereits zu einer Staukette
ausgebaut. Insgesamt gibt es 20 Staustufen, wovon 15 Strom produzieren, jedoch nur fünf davon auf dem modernsten
Stand der Technik sind. Der Rest der Anlagen ist veraltert und teilweise still gelegt. Statt die bestehenden Anlagen
zu modernisieren, soll nun auch die letzte große freie Fließstreck durch drei zusätzliche Kraftwerke
an den Projektstandorten Doislau, Hohe Brücke und Köchlingbach verbaut werden. Neben der EVN und den
Amstettener Stadtwerken hat auch ein privater Betreiber um die Genehmigung angesucht. „Unter dem Deckmantel des
`grünen Stroms` würde durch die neuen Kraftwerke wertvolle Auenlandschaft zerstört und gleichzeitig
die Chance auf Renaturierung der Ybbs verspielt - und das alles in einem europäischen Schutzgebiet,“ zeigt
sich Eichelmann bestürzt.
Renaturierung als Chance Der Natura 2000-Status bietet die Möglichkeit, sich eine Renaturierung durch die
EU teilfinanzieren zu lassen. Durch die Öffnung von Altarmen und die Aufweitung des Flussbettes könnten
so wieder Lebenraum für Eisvogel, Äsche und Prachtlibelle sowie ein attraktiver Erholungsraum für
Menschen entstehen. Außerdem wird die Hochwassergefahr flussab durch die Revitalisierung reduziert, da die
entstehende Flusslandschaft die natürliche Rückhaltekapazität erhöht. |