10jähriges AMA-Jubiläum muss zum Blick in die Zukunft genutzt
werden
Wien (bmlfuw) - Die AMA war vor dem Beitritt Österreichs zur EU als wesentlicher Eckpfeiler
zur Bewältigung der EU-Agrarverwaltung gegründet worden. Die positive Entwicklung der österreichischen
Landwirtschaft ist mit ein Verdienst der AMA. Jetzt wo die EU und die Förderungsverwaltung Alltag geworden
ist, muss die AMA verstärkt auf Innovation und Serviceorientierung setzen. Die EU-Agrarpolitik ist ein dynamischer
Bereich, die Erweiterung verändert ebenfalls Rahmenbedingungen. E-Government im ländlichen Raum ist ebenfalls
ein Thema, dem sich die AMA offensiv stellen muss. Dies erklärte Landwirtschaftsminister DI Josef Pröll
in einer Pressekonferenz anlässlich des 10-Jahres-Jubiläum der Agrarmarkt Austria am Montag (16. 06.).
Neben der Abwicklung der Marktordnungszahlungen waren die großen Herausforderungen die Bergbauernförderung
und die Leistungsabgeltungen der agrarischen Umweltförderung ÖPUL. Die flächendeckende Teilnahme
an den Programmen, dann der weitere Ausbau im Rahmen der ländlichen Entwicklung waren Härtetests für
die Leistungsfähigkeit der Abwicklungsstelle AMA. Mit der GAP-Reform wird die ländliche Entwicklung weiter
aufgewertet. Auch hier ist die AMA wieder gefordert. Insbesondere müssen die Neuregelungen der GAP Hand in
Hand gehen mit Vereinfachung für Landwirte. Es wird eine immer wichtigere Aufgabe, komplizierte Reglungen
für die Kunden und damit für die bäuerlichen Betriebe servicegerecht aufzubereiten. In den letzten
Jahren hat die AMA viel gelernt, doch müssen weitere Schritte folgen, insbesondere sollen die modernen Kommunikationstechnologien
explizit dazu genutzt werden, für den Landwirt Abwicklungen einfacher zu gestalten, führte Pröll
aus.
Internet hat gerade für Menschen im ländlichen Raum enorme Vorteile, weil es Distanzen überwinden
hilft. Die AMA als Organisation, die ihre Kunden zu 100 Prozent im ländlichen Raum hat, hat hier eine weitere
wichtige Funktion wahrzunehmen. Die strategische Orientierung sollte die Entwicklung von Internet-Kapazitäten
im ländlichen Raum ganz allgemein mitumfassen. Dies kann etwa von der aktiven Mithilfe beim Aufbau von Breitband-Verbindungen,
über verstärkten Kooperationen mit Bildungsträgern und mit anderen Behörden bis zur Zusammenarbeit
mit Telekommunikations-, Dienste- oder Softwareanbieter gehen.
Kooperationen, die den landwirtschaftlichen Betrieben und dem ländlichen Raum insgesamt zugute kommen, sollten
bei der AMA hohen Stellenwert erhalten. E-government soll neue Perspektiven aufbauen und nicht zu einem neue Kästchendenken
führen. Auch das gehört zum gewünschten Selbstverständnis der AMA als veränderungsbereites,
innovatives und serviceorientiertes Unternehmen im 2. Jahrzehnt des Bestehens, so Pröll.
Dieses Ziel ist unabhängig von den Ergebnissen der GAP-Reform zu sehen. Bis diese steht, sind noch viel Zeit
in Gespräche zu investieren. Österreich wird jedenfalls Regelungen weiterhin konsequent hinterfragen
und ablehnen, die als Vereinfachung angekündigt sind, aber letztlich auf Kosten der Bauern gehen und Wettbewerbsverzerrungen
mit sich bringen wie die Totalentkoppelung. Überall dort, wo Regulative und ihre Kontrolle sinnvoll sind,
wie etwa bei der Milchquote, werden wir im Interesse der benachteiligten Gebiete unsere Linie beibehalten. Es ist
sinnvoll, Regelungen dort abspecken, wo eine Überregulierung droht. Dies ist insbesondere bei der Cross compliance
der Fall.
Aus österreichischer Sicht sind bei der GAP-Reform jedenfalls Kernfragen noch offen. Auf die negativen Auswirkungen
der Totalentkoppelung auf benachteiligte Gebiete haben wir noch keine Antwort, die Österreich akzeptieren
kann. Auch bei den geplanten Preissenkungen im Bereich Getreide und Milch ist bisher von der Kommission kein gangbarer
Weg aufgezeigt worden. Es ist daher noch ein schwieriger Weg zu einer Einigung, positiv ist aber, dass wir uns
jetzt jedenfalls auf dem Weg befinden. Wir werden bei Lösungen mitarbeiten, aber dabei gleichzeitig unverzichtbare
Positionen verteidigen.
Die Erweiterung ist ein weiteres wichtiges Thema und eine Herausforderung für die AMA. Nach dem Aufbau der
Exportmärkte insbesondere in Deutschland und Italien und damit das Nutzen der Vorteile des Binnenmarktes müssen
jetzt die Märkte in den neuen Mitgliedsländern ins Zentrum rücken. Die AMA hat dabei eine wichtige
Rollte, sie muss ebenso wie nach dem EU-Beitritt Motor und Promotor für die österreichische Lebensmittelwirtschaft
bei den neuen Exportdestinationen sein.
Gleichzeitig kann die AMA wertvolles Know how für die neuen Beitrittsländer in der Förderverwaltung
zur Verfügung stellen. Österreich hat durch die differenzierten Angebote und die breite Teilnahme der
landwirtschaftlichen Betriebe am Programm für die ländliche Entwicklung anerkanntes Know how in der Förderabwicklung
aufgebaut. Die neuen Mitgliedsländer müssen sich in den nächsten Jahren dieses Wissen aneignen,
um nach einer Übergangszeit mit vereinfachter Abwicklung die Mittel der GAP und der ländlichen Entwicklung
in Anspruch nehmen zu können. Unser Ziel ist klar: Wir wollen eine volle Einbindung der neuen Mitgliedsländer
in die Gemeinsame EU-Agrarpolitik, dazu können und müssen wir auch unseren Beitrag leisten, sagte Pröll.
Weiteres Ziel muss es in den nächsten Jahren sein, die Herausforderungen der elektronischen Förderabwicklung
dazu zu nutzen, die AMA zum e-government-Musterunternehmen zu entwickeln. Jeder landwirtschaftliche Betrieb sollte
seine Anträge, seine Meldeverpflichtungen und seine Förderungen über das Internet abwickeln können.
Das geht zum Teil schon heute, muss aber zum Markenzeichen des Unternehmens werden. Um auf der anderen Seite die
Nutzung gezielt zu erhöhen, sollte die AMA ihren Kunden, die die Internetangebote nutzen, klare Vorteile einräumen.
Es muss sich für den bäuerlichen Betrieb lohnen, aufs Internet zu setzen, so Pröll abschließend. |