Cap
präsentiert »Sofortpaket für eine saubere Politik«
Wien (sk) - Ein sieben Punkte umfassendes "Sofortpaket für eine saubere Politik",
das die SPÖ im Parlament einbringen wird, und das eine Konsequenz aus der Causa Grasser sei, präsentierte
der gf. SPÖ-Klubobmann Josef Cap am Mittwoch (25. 06.) in einer Pressekonferenz.
Cap rief außerdem alle Einrichtungen, die Politikern Geld oder Sachleistungen zukommen lassen, auf, dem Beispiel
der Industriellen Vereinigung (IV) zu folgen und öffentlich darzulegen, wer wie viel bekommen hat. Angesichts
der Tatsache, dass Bundeskanzler Schüssel in einem Interview mit dem "Trend" die Vorgangsweise von
Finanzminister Grasser als "korrekt" verteidigt und zugibt, dass "die Kammer" selbstverständlich
auch schon ihn gesponsert habe, sei nun die Frage zu stellen, ob nicht auch der Bundeskanzler rücktrittsreif
ist. Schüssel müsse offen legen, von wem er wie viel bekommen hat. "Wir wollen wissen, von wem der
Bundeskanzler abhängig ist", so Cap.
Das "Sofortpaket für eine saubere Politik" umfasst folgende Punkte:
- Ausdrückliches Verbot der Geschenkannahme durch Mitglieder der Bundesregierung und Staatssekretäre
im Unvereinbarkeitsgesetz.
- Ausdrückliches Verbot der unentgeltlichen Annahme von Personalressourcen Dritter durch Mitglieder der
Bundesregierung und Staatssekretäre für sich selbst und für ihr Ressort.
- Jährliche Berichtspflicht an den Unvereinbarkeitsausschuss über alle angenommenen Geschenke durch
alle Politiker, die einem Berufsverbot unterliegen.
- Ausdrückliche Deklarationspflicht aller bezahlten politischen Anzeigen (Bundesregierung, einzelne Ministerien,
politische Parteien und Interessensverbände); Inhalte von Anzeigen der Bundesregierung müssen informativ
sein und dürfen keine politische Selbstdarstellung sein.
- Keine Anzeigen der Bundesregierung bzw. deren Mitglieder im Wahlkampf.
- Halbjährliche Berichterstattung über alle Anzeigen und Werbemaßnahmen der Bundesregierung bzw.
ihrer Mitglieder an den Nationalrat.
- Veröffentlichung aller externer Vergaben durch die Bundesregierung bzw. deren Mitglieder auf einer dafür
vorgesehenen Homepage (ausgeschriebene Leistung, ausgewähltes Vergabeverfahren, Zuschlag, Kosten der Leistung).
Bezugnehmend auf einen entsprechenden Beitrag im gestrigen ORF-"Report" erklärte Cap, dass die
IV nun noch einen Schritt nach vorne gegangen sei und deklariert habe, was sie in die Unterstützung aus der
Politik investiert hat. Der gf. SPÖ-Klubobmann forderte nun alle Politiker, die in den Genuss von Naturalien
oder Geld der IV gekommen sind, auf, sich zu outen und zu deklarieren, wie viel sie bekommen haben. Immerhin gehe
es um so "beachtliche Summen" wie 350.000 Euro bzw. 1,7 Millionen Euro der IV für Personal. "Der
Bürger hat das Recht, Bescheid zu wissen, ebenso wie die IV-Mitglieder, die ja brav ihre Beiträge an
die IV zahlen; auch sie werden wissen wollen, was mit ihrem Geld passiert." Cap appellierte außerdem
an alle anderen Einrichtungen, die Politikern Geld oder Sachleistungen zukommen lassen, dem Beispiel der IV zu
folgen und alles offenzulegen.
Die Kritik an Grassers Vorgehen bleibe aufrecht, "vor allem wenn man sich ansieht, dass Grasser seinen Problemfall
an die eigene Finanzbehörde weitergibt und zugleich der Öffentlichkeit ein Gutachten zur weißen
Weste präsentiert". "Das ist ein Druckausüben auf die Finanzbehörde, damit das rauskommt,
was der Finanzminister will. Es geht um Einschüchterung. Und das ist einer der Rücktrittsgründe
für Grasser", so Cap, der die gleiche Vorgangsweise auch dem Vorsitzenden des Vereins "New Economy"
vorwirft. "Man hat manchmal den Eindruck, Grasser agiert nach dem Spruch 'quod licet jovi, non licet bovi'.
Wenn der Finanzminister schon Klassiker zitiert, dann vielleicht auch einmal diesen. Grasser könnte damit
zum ersten Mal in seinem Leben Selbstzweifel anstellen", so Cap.
Schief sei auch die Optik der Monaco-Reise Grassers, habe er bei dieser angeblichen Privatreise doch ganz zufällig
sehr wichtige Menschen getroffen. "Wir werden uns das Wirtschafts- und Machtnetzwerk, die Verflechtungen und
Abhängigkeiten noch genauer ansehen." Er, Cap, habe auch mit Interesse das "Trend"-Interview
des Bundeskanzlers gelesen, in dem dieser das Sponsoring der privaten Homepage Grassers als "korrekt"
bezeichnet und zugibt, dass die Wirtschaftskammer selbstverständlich auch "etliche Aktionen von uns"
gesponsert habe. Der gf. SPÖ-Klubobmann fordert nun vom Kanzler, alles offen zu legen, was von wem gesponsert
wurde. "Wir wollen wissen, von wem der Bundeskanzler abhängig ist. Mit dieser Geisteshaltung und mit
der Verknüpfung seines Schicksal mit dem Grassers ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sagen muss, dass auch
der Bundeskanzler rücktrittsreif ist", schloss Cap.
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Haunschmid: Kritik an FPÖ-Bundesräten ist Kritik an gelebtem Parlamentarismus
Direkte Demokratie muß in der österreichischen Politik ihren Platz haben
Wien (fpd) - Die Kritik am Stimmverhalten der FPÖ-Bundesräte nimmt die oberösterreichische
Bundesrätin und Mitglied des Finanzausschusses Ulrike Haunschmid mit großer Sorge zur Kenntnis. Dabei
spart Haunschmid nicht mit Kritik am Koalitionspartner ÖVP. "Eine Woche hatten die Bundesratskollegen
der ÖVP Zeit gehabt und nicht genützt oder nicht nützen wollen. Es wäre ein Leichtes gewesen,
den Gesetzestext so zu verändern, daß wir ohne Einschränkung unsere Zustimmung hätten geben
können", so die Bundesrätin.
Sie selbst habe im Ausschuß Anfang letzter Woche mit Vorbehalt dem Gesetz zugestimmt, jedoch ihre Ablehnung
klar und deutlich angekündigt, sollten die freiheitlichen Vorstellungen nicht eingearbeitet werden. "Das
bin ich mir selbst, meiner Landesgruppe und unseren Wählern schuldig, daß ich Rückgrat beweise
und zu meinen Aussagen stehe. Was die Bürger wollen, sind Politiker mit Überzeugungen, Zielen im Sinne
der Gemeinschaft und klare und unmißverständliche Aussagen. Ich sehe nicht ein, daß ich mich für
ein Verhalten kritisieren lassen muß, daß Ausdruck des gelebten Parlamentarismus in Österreich
ist", äußert sich Haunschmid deutlich zu den Vorwürfen der Opposition.
Ein Problem für die Koalition sieht Haunschmid nicht. "Es war an der Zeit und der gegebene Anlaß,
daß wir als kleiner, aber bürgernaher Teil der Koalition unserem Partner unsere Eigenständigkeit
unter Beweis gestellt haben. Direkte Demokratie muß in der österreichischen Politik ihren Platz haben.
Daß wir unsere Aufgabe darin sehen, diese direkte Demokratie zu bewahren, soll man uns nicht als Unzurechnungsfähigkeit
auslegen. Wir haben sehr bewußt, wenn auch mit schwerem Herzen unsere Entscheidung getroffen. Wenn das Parlamentspräsidium
das formal akzeptieren kann, wird auch der Rest des Parlaments damit leben müssen", gibt sich Haunschmid
selbstbewußt.
Die Auswirkungen auf die Umsetzung der Pensionsreform sind demnach wohldosiert, aber doch vorhanden. "Es wäre
nicht in unserem Sinne gewesen ein Gesetz zu Fall zu bringen, daß von unseren tüchtigen freiheitlichen
Regierungsmitgliedern mitverhandelt und beschlossen wurde. Wenn wir aber im Nachhinein zur Erkenntnis kommen, daß
die Festschreibung einer raschen Harmonisierung der Pensionssysteme und die Einführung eines Solidaritätsbeitrages
fehlt, so sehe ich es als Parlamentarierin als meine Pflicht, die notwendigen Maßnahmen zu treffen",
so die Bundesrätin abschließend. |