Rege Tiefbauinvestitionen geben über 2003 hinaus wichtige Wachstumsimpulse – Stein- und Erdengewinnung
sowie Stein- und Keramikwarenerzeugung sind positiv, Glasindustrie rückläufig
Wien (ba-ca) - Die schwache Baukonjunktur hinterläßt bei den österreichischen Bauzulieferern
nur teilweise ihre Spuren. Die Steine- und Erdengewinnung - im wesentlichen sind das die Kies- und Schotterlieferanten
- erzielte 2002 ein Umsatzplus von 3,1 Prozent, die Glas-, Stein- und Keramikwarenerzeugung immerhin einen Zuwachs
von 1,3 Prozent. Die Spartenergebnisse zeigen, dass die Glasindustrie 2002 mit einem Minus von 2,4 Prozent beendete,
die Produzenten von Betonfertigteilen, Ziegeln und anderen Baustoffen, aber ein Umsatzplus von 2 Prozent erreichten.
Das ist das Ergebnis des jüngsten Branchenberichts der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft.
Nach den Umsatz- und Produktionseinbußen 2000 und 2001 hat sich die Steine- und Erdengewinnung im Vorjahr
wieder erholt. "Mit 737 Millionen Euro ist der Branchenumsatz zuletzt um 3,1 Prozent gewachsen. Ausschlaggebend
dafür waren die steigenden Tiefbauinvestitionen", sagt BA-CA Ökonom Günter Wolf. Sie sorgten
für steigende Nachfrage nach Schotter und Sand. 2003 und 2004 sollten vom Tiefbau weitere Wachstumsimpulse
kommen. So hat die Baustoffnachfrage im ersten Quartal dieses Jahres an Schwung gewonnen, der Optimismus in den
Unternehmen sowie die Großhandelspreise steigen.
Der Branchenumsatz der Glas-, Stein- und Keramikwarenerzeugung hat 2002 um 1,3 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro
zugelegt. Vor dem Hintergrund der schwachen Bauwirtschaft zwar ein erfreuliches Ergebnis. Allerdings erreicht die
Branche auch längerfristig nur relativ niedrige Wachstumsraten und Produktivitätsgewinne. Zusammen mit
dem hohen Importdruck und weiterhin hohen Kapazitäten in Teilbereichen wächst die Unternehmenskonzentration.
Die Schwierigkeiten der Bauzulieferer ihre Produktivität zu erhöhen, werden im Vergleich zur Sachgüterindustrie
besonders deutlich: So wuchs die Wertschöpfung pro Arbeitsstunde in der Glas-, Stein- und Keramikwarenerzeugung
seit 1995 um durchschnittlich 1,5 Prozent im Jahr, in der Sachgütererzeugung aber um jährlich 6,4 Prozent.
Mit ein Grund weshalb laut Günter Wolf von der BA-CA Konzernvolkswirtschaft ein Abebben der Fusionswelle im
Bauzulieferbereich noch nicht in Sicht ist.
Eine Sonderstellung hält die Glasindustrie, die nur zum Teil von der Baunachfrage abhängig ist. Nach
einer intensiven und gemessen am Umsatzwachstum erfolgreichen Konsolidierungsphase in der zweiten Hälfte der
90er-Jahre, ist die Glaskonjunktur erst 2002 abgebrochen. "Im Sog der Baukrise, die im Vorjahr vom Wohnbau
auf den Wirtschaftsbau übergegriffen hat, ist die Flachglaserzeugung um 7 Prozent gesunken", führt
Günter Wolf ein Beispiel an. Hingegen leiden die Hersteller von Haushaltsglas und Glasschmuck unter dem schwachen
privaten Konsum. Nur die Verpackungsglaserzeuger berichteten eine Produktionssteigerung um 7,7 Prozent 2002.
Die Verdrängung von Glas durch andere Materialien kann schon seit Jahren durch Zugewinne in anderen Segmenten
wie für Nahrungsmittelverpackungen sowie durch den Trend zu Einwegflaschen aus Glas und kleineren Gebinden
kompensiert werden. Der BA-CA Branchenbericht kommt zum Schluss, dass mit der ungebrochen hohen Bereitschaft der
Bevölkerung Glas zu sammeln - die Recyclingquote bei Glas von 87 Prozent ist ein europäischer Spitzenwert
- und mit weiteren Produktinnovationen Verpackungsglas auch längerfristig nichts an Attraktivität einbüßen
sollte. |