Stadt plant weitere Unterstützung für sehbehinderte Menschen
Linz (mag) - Im Sinne einer barrierefreien Gestaltung des öffentlichen Straßenraumes ist
es besonders wichtig, auch sehbehinderten und blinden Menschen entsprechende Hilfestellungen zu geben. Mit der
Erstellung eines Gestaltungsleitfadens in Anlehnung an die ÖNORM V 2102 „Technische Hilfen für sehbehinderte
und blinde Menschen, taktile Bodeninformation“ wurden jetzt die Grundlagen für die blindengerechte Planung
und Ausführung des öffentlichen Straßenraumes geschaffen.
Der Leitfaden wurde im Auftrag und nach Vorgaben der städtischen Bauverwaltung (Planungsamt, Tiefbauamt) vom
Technischen Büro für Verkehrsplanung erarbeitet und liegt am Donnerstag (26. 06.)
dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vor.
Für mehr Sicherheit
Basierend auf dem Leitfaden sollen verschiedene Orientierungshilfen für mehr Sicherheit sorgen. So
ist etwa geplant, neuralgische Punkte wie zum Beispiel stark frequentierte Kreuzungen, öffentliche Plätze,
den Beginn und das Ende von Rampen, Stiegen und Querungen von Fahrbahnen mit taktilen Bodeninformationen auszustatten.
Gemeint sind hier speziell für diesen Zweck entwickelte Betonsteine mit Rillen und Noppen, die mit dem Langstock
ertastet werden können. Dadurch ist es möglich den Verlauf des Weges, die Gehrichtung beziehungsweise
Richtungsänderungen anzuzeigen. Gleichzeitig machen sie auf Situationsänderungen aufmerksam oder zeigen
bei Haltestellen den Einstiegsbereich der öffentlichen Verkehrsmittel in unmittelbarer Nähe der Fahrertür
an.
Bedarfserhebung durch Behindertenkoordinator/in
Um die Gestaltungsrichtlinien optimal umsetzen zu können, ist der Einsatz eines/r „Behindertenkoordinators/in“
vorgesehen. Diese/r soll in enger Kooperation mit den Behindertenverbänden dann jene Kreuzungen, Plätze,
Haltestellenbereiche und ähnliches mehr vorschlagen, wo Maßnahmen für blinde und sehbehinderte
Menschen sowie Maßnahmen für Menschen mit anderen Behinderungen erforderlich sind.
Damit wird im Jahr der Menschen mit Behinderungen ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt, damit sich behinderte
Menschen alleine und sicher fortbewegen können und die Behindertenverbände künftig einen zentralen,
städtischen Ansprechpartner für alle Anliegen im Hoch- und Tiefbaubereich haben.
Erste Anwendungen
Nach diesen Kriterien wurde 2002 im Zuge des Umbaus die ORF-Kreuzung (Franckstraße/Goethestraße/Blumauerstraße)
für Blinde und Sehbehinderte adaptiert und die Haltestellen der Straßenbahnlinie 1 mit taktilen Bodenin-formationen
ausgestattet.
Bereits Ende 2000 wurde der Kreuzungsbereich Makartstraße/Kraußstraße/Lissagasse mit Rillen-
und Noppenplatten versehen. Dort hat der österreichische Blindenverband, Landesgruppe Oberösterreich-Salzburg,
seinen Sitz, der die städtischen Fachämter bei der Erstellung des Gestaltungsleitfadens für taktile
Bodeninformationen mit Fachkenntnissen und Praxiswissen unterstützt hat.
Das nächste große Bauvorhaben, bei dem die Umsetzung von taktilen Bodeninformationen geplant ist, ist
die Nahverkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof.
Weitere Sicherheitsmaßnahmen
Seit Jahren werden in Linz vom Verkehrsressort zahlreiche behindertengerechte Maßnahmen im Straßenraum
gesetzt. Neben der Absenkung von Randsteinen, der Schaffung von Ab- und Auffahrtsrampen für Rollstuhlfahrer
sowie der Einrichtung zahlreicher Behindertenparkplätze kommt vor allem den Verkehrslichtsignalanlagen, die
mit Blindenakustik ausgestattet sind, große Bedeutung zu.
Mittlerweile gibt es im Linzer Stadtgebiet 25 Verkehrslichtsignalanlagen, bei denen die Grünphase für
Fußgänger durch ein elektroakustisches Signal hörbar gemacht wird. Dieses Signal kann von den Sehbehinderten
und Blinden mittels eines Handsenders aktiviert werden und passt sich zudem dem Geräuschpegel im Kreuzungsbereich
an.
Weiters werden seit 1997 in den Bescheiden für straßenpolizeiliche Bewilligungsverfahren auf Basis von
Richtlinien Maßnahmen zur blindengerechten Absicherung von Baustellen vorgeschrieben. Diese Richtlinien wurden
im Juli 2002 auf Wunsch des Blindenverbandes vom Gemeinderat beschlossen. |