Wissenschaft in Europa
der Woche vom 09. 07. bis 15. 07. 2002

   
3. Weltkongress für Psychotherapie in Wien
Mehr als 200 Hauptredner und 800 Vorträge – Homepage in neun Sprachen
Wien (pte) - Am Sonntag (14. 07.) begann in Wien zum dritten Mal der Weltkongress des Weltverbandes für Psychotherapie. Es wird dies der letzte Weltkongress für viele Jahre in Europa sein. Die nächsten Veranstaltungsorte sind 2005 Buenos Aires und 2008 Peking.
Dies ist Anlass dafür, das Signifikante, das die Psychotherapie in Europa, auszeichnet, sichtbar zu machen, erklärte der Präsident des Weltverbandes für Psychotherapie (WCP) Alfred Pritz. Der Kongress dauert bis 18. Juli. Umfassende Infos bietet auch die Kongress Homepage in den neun Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Arabisch, Hindi und Chinesisch.
Der Kongress umfasst rund 66 Symposien mit mehr als 800 Vorträgen, die durch Workshops und Round-Tables ergänzt werden. Als Hauptredner konnten mehr als 200 führende Psychotherapeuten aus über 100 Ländern gewonnen werden. Diese und die Leiter der Workshops werden mit Lebenslauf, Foto und Abstract über ihr Arbeitsgebiet auf der Homepage vorgestellt. Ihre Vorträge umfassen eine große Bandbreite an psychotherapeutischen Themen wie Tanztherapie, Daseinsanalyse, Familienaufstellung, Yoga-Therapie, Psychotherapie mit Kindern, Ethnopsychotherapie, Hypnose sowie Musiktherapie und sexueller- und Macht-Missbrauch. Erstmals wird sich ein Symposium dem emotionalen Hintergrund des Israel-Palästina-Konflikts widmen. Zu den Referenten zählen direkt betroffene Psychotherapeuten aus Israel, Palästina und Experten aus anderen Ländern.
Während des Kongresses wird auch der mit 21.800 Euro dotierte "Internationale Sigmund Freud Award für Psychotherapie der Stadt Wien" verliehen. Sponsoren des Kongresses sind u.a. die Austrian Airlines Gruppe, die Deutsche Bank und Interunfall.

 
Neues Verfahren ermöglicht kleinere und preiswertere Tabletten
Bonn (Alphagalileo) - Bislang werden die Ausgangsstoffe einer Tablette in einem Kessel gründlich vermengt und schließlich zu einem Granulat getrocknet, aus dem dann eine Hochgeschwindigkeits-Presse die runde, ovale oder rechteckige Pille formt. Damit diese nicht schon bei der Verpackung zerbröselt, sich in Wasser oder Magensäure dagegen leicht löst, muss das Granulat eine genau definierte Porosität haben. Und die lässt sich mit herkömmlichen Verfahren nur schwer beeinflussen.
Mit der neuartigen Maschine, die an der Universität Bonn im Institut für Pharmazeutische Technologie in Kooperation mit einer Firma im Münsterland hergestellt wurde, geht das einfacher. „Das Gerät verknetet die Festbestandteile unter Zugabe von Flüssigkeit zu einer feuchten Rohmasse“, erklärt der Bonner Pharmazeut Professor Dr. Klaus-Jürgen Steffens. „Dazu geben wir dann Stickstoff mit einem Druck von bis zu fünf bar, der sich in Form von kleinen Bläschen in der Rohmasse verteilt.“ Dieser feuchte „Pillenteig“ wird von der Maschine in einen Mikrowellen-Trockner geschoben, in dem nahezu Vakuum herrscht. „Dabei dehnen sich die Stickstoffbläschen schlagartig aus – ähnlich, wie wenn man eine Mineralwasserflasche öffnet, bei der dann ja auch das Kohlendioxid ausperlt.“ Das getrocknete poröse Granulat kann von herkömmlichen Tablettenpressen weiter verarbeitet werden.
Das elegante an dieser Methode: Mit dem Druck des zugegebenen Stickstoffs lässt sich auf einfache Weise auch die Porosität variieren. „Außerdem kann das Gerät schlecht benetzbare Rohstoffe, wie sie in vielen modernen Medikamenten eingesetzt werden, in sehr hohen Konzentrationen verarbeiten.“ Mit positiven Folgen für Patienten und Hersteller: Die kleineren Tabletten lassen sich leichter einnehmen und verursachen weniger Lager- und Transportkosten. Zudem ist die Qualität meist besser als bei herkömmlichen Methoden, weil die für ausreichend feste Tabletten nötigen Bindemittel erheblich besser mit den Ausgangsmaterialien vermischt werden und man daher mit weniger „Klebstoff“ auskommt. Dadurch können sich die Wirkstoffe schneller auflösen – dem Patienten wird schneller geholfen.
Ein weiterer Vorteil: Bislang war es nur möglich, die Ausgangsstoffe in einzelnen Chargen zu verarbeiten – der Granulierkessel wurde gefüllt, und dann hieß es zunächst einmal warten. „Bei dem neuen System geben wir die Ausgangsstoffe kontinuierlich zu“, erklärt Professor Steffens. Der Prototyp erzeugt so Stunde für Stunde 20 Kilogramm Granulat. „Das Gerät lässt sich aber problemlos so skalieren, dass es auch Mengen von drei Tonnen pro Stunde produziert.“
Auf der diesjährigen Technologie-Messe Interpack stieß das System bereits auf enormes Interesse. Und das nicht nur bei Pharmaherstellern – auch die Lebensmittelindustrie zeigte sich von der Neuentwicklung angetan. Professor Steffens: „Mit unserer Maschine lässt sich Vieles granulieren – von Teextrakten bis hin zu Süßwaren aller Art.“

 
Nanosensor misst Zucker in lebenden Zellen
Methode soll für Glukosemessung bei Diabetikern entwickelt werden
Tübingen (pte) - Forscher der Universität Tübingen haben einen Nanosensor entwickelt, der gewissermaßen in die lebende Zelle blicken kann. Der Prototyp der neuen Messmethode misst die Konzentration des Zuckers Maltose, ein Abbauprodukt der Stärke, die Pflanzen und Tieren als Nahrung dient. Der Nanosensor lässt sich nach dem gleichen Bauprinzip aber auch für andere Stoffe konstruieren und ist nicht auf pflanzliche Zellen beschränkt.
Die Forscher wollen das Verfahren zur Messung der Zuckerkonzentration in menschlichen Zellen weiterentwickeln. Dadurch wird das Messverfahren für Diabetiker interessant. Über den Prototyp berichten die Forscher unter der Leitung von Wolf Frommer vom Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen der Uni Tübingen im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) .
Ziel der Tübinger Forscher war es, ein Instrument zu entwickeln, mit dem sie Stoffwechselvorgänge in lebenden Zellen besser untersuchen können. Da in jeder einzelnen Zelle gleichzeitig zahlreiche unterschiedliche Stoffwechselvorgänge ablaufen, mussten Forscher bisher die Zellstrukturen zerstören oder die Zellen fixieren. Nur so konnten sie untersuchen, was in den Zellen passiert, welche Stoffe entstehen und wohin sie transportiert werden. Bei diesem Vorgang sterben die Zellen aber ab und es kann manchmal nicht festgestellt werden, ob bestimmte Effekte mitunter erst bei der Zerstörung der Zellen entstanden sind.
Im ersten Schritt der Entwicklung des Sensors bedienten sich die Forscher eines bestimmten Maltose-Bindungsproteines aus Bakterien (PBPs). Durch dieses Molekül gelang es, dass sich Maltose nur an diesen Stoff bindet. Über genetische Veränderungen stellten die Forscher ein PB-Protein her, das für den richtigen Messbereich der Maltose-Konzentrationen geeignet ist. Bindet das Protein an Maltose, rücken zwei fluoreszierende Proteine näher zusammen und leuchten in zwei verschiedenen Farben. Das Licht kann gemessen werden und liefert so indirekt Informationen über die Konzentration an Maltose in der Zelle.

 
Mit dem Puck in die virtuelle Welt
München (Alphagalileo) - Wie durch Zauberhand wachsen auf der Leinwand Bäume empor, über ihren Wipfeln entfaltet sich ein Regenbogen. Vögel schweben lautlos durch die Lüfte. Die dreidimensionale Märchenwelt hat jedoch nichts mit Magie zu tun. Sie wird auf einem Montagetisch - dem Assemble Table - von Kinderhand gestaltet und bewegt: Behutsam schiebt ein Schüler seinen scheibenförmigen Puck auf den Bildschirm, und schon betritt eine Hexe die Szene. Ein zweiter steuert die Katze.
Im Medienlabor des Wiener Kindermuseums können Kids seit einigen Monaten ihre eigene virtuelle Welt erschaffen. Jedes Bildelement, das die Schüler zuvor gemalt und eingescannt haben - egal ob Baum, Hund oder Männchen -, wird durch einen der zwanzig Cursor gesteuert. Jedes Kind kann damit die Handlung mitgestalten, die in einem dreidimensionalen, virtuellen Raum abläuft. Am Ende der Aktion wird der fertige Zeichentrickfilm auf eine Leinwand projiziert. Später kann dieser Film über das Internet abgerufen werden. »Das System, das wir gemeinsam mit der Wiener Firma uma information technology entwickelt haben, ist der Renner im Kindermuseum«, erzählt Dr. Nils Rehfeld, Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB. »Die Kinder lernen, zu kooperieren und ein Konzept zu entwickeln. Anschließend steigen sie spielerisch in die Welt der virtuellen Realität ein.«
Der scheibenförmige Multi-Cursor-Marker XtrackT stammt ursprünglich aus der Crashtesttechnik. Rehfeld und sein Team haben ihn entwickelt, um Automobilherstellern die Auswertung ihrer Tests zu erleichtern. Ingenieure bringen die Markierungspunkte auf Karosserien und Dummies auf. Während des Crashs werden sie von Kameras erfasst und vermessen. Vor zwei Jahren gelang es, die Markerpunkte mit einem Barcode zu kombinieren. Jede Markierung wird mit einer Nummer verbunden, wodurch die Bildauswertung sie identifizieren und von anderen unterscheiden kann.
Bei Crashtests werden die Marken durch Geschwindigkeit und äußere Gewalt verschoben - im Wiener Museum von zarter Kinderhand. Eine Videokamera nimmt die Scheiben von oben zehnmal pro Sekunde auf und ein Rechner setzt ihre Positionen in Echtzeit in ein dreidimensionales Bild um. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Planung von Bühnenbildern: Wände und Requisiten können in der virtuellen Welt solange hin- und hergeschoben werden, bis Regisseur, Auftraggeber und Bühnenbildner mit dem Arrangement zufrieden sind.

 
Reines Wasser ohne Strom
München (Alphagalileo) - Mancher Urlauber auf der deutschen Ferieninsel hat bereits seine bittere Erfahrung gemacht: Das Trinkwasser schmeckt in manchen Gegenden Mallorcas unerträglich salzig. Natürlich bemühen sich Betreiber von Aufbereitungsanlagen, den Salz- oder Kalkgehalt ihres kostbaren Nass` durch Mischen auf ein erträgliches Maß zu senken.
Doch wenn nicht genügend Süßwasser vorhanden ist, heißen die Auswege nur zu oft: Wasser aus der Flasche und vom Wasserschiff. Ein dritter Weg, der ohne den Transport solcher Gebinde auskommt, ist eine Entsalzungsanlage. Ein besonders kompaktes Gerät, das auch in entlegenen Gebieten ohne Strom arbeiten kann, stellt die Fraunhofer-Patentstelle für die Deutsche Forschung PST vor.
Die meisten modernen Entsalzungsanlagen arbeiten nach dem Prinzip der Umkehrosmose, wie Edelgard Hund erläutert: "Das salzhaltige Wasser tritt unter Druck in das Modul ein und strömt über Kunststoffmembranen. Das Polymermaterial ist nur für Wasser, aber nicht für Salze durchlässig. Auf seiner Rückseite fließt salzfreies oder vollentionisiertes VE-Wasser ab." Wie beim Destillieren auch, muss für diesen Prozess Energie aufgewendet werden. Bei den Geräten, die das Unternehmen UT&S GmbH vermarktet, erzeugt eine Wasserstrahlpumpe den für die Anlage nötigen Betriebsdruck, um salzhaltiges Wasser gegen seinen "Willen" durch die Membran zu treiben.
"Dies setzt voraus, dass genügend Brauchwasser mit einem Mindestdruck verfügbar ist", räumt die Betreuerin der Erfindung ein. "Leider ist dies gerade in Ländern mit schwach entwickelter Infrastruktur nicht überall der Fall." Daher ist diese Technik zur Entsalzung von Trinkwasser derzeit noch eine Option. Letztlich jedoch stellt sich auch für Hotelbetreiber die Kostenfrage: Wieviel muss er für einen Kubikmeter VE-Wasser aus einer solchen Anlage bezahlen? Oder sollte er doch lieber den traditionellen, doch ökologisch bedenklicheren Wasserlaster bestellen? Zwei weitere Anwendungen: Mit Gastronomiespülmaschinen, die ohne Wasser enthärtende Chemikalien auskommen, laufen derzeit Tests. Wird mit VE-Wasser endgespült, müssen Kalkflecken auf Gläsern nicht umständlich von Hand wegpoliert werden. Lukrativ eingesetzt werden die Anlagen bereits in einer anderen Branche: In Galvanikbetrieben müssen metallsalzhaltige Bäder in regelmäßigen Zeitabständen oder kontinuierlich erneuert werden. Dazu wird ebenfalls VE-Wasser verwendet.