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Politik der Woche vom 16. 07. bis 22.
07. 2002
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Lohnnebenkosten-Senkung – Verzetnitsch: Zahlen dieArbeitnehmerInnen
Leistungskürzungen und Einschränkungen bei Lohnansprüchen drohen
Wien (ögb) - Zu den am Freitag (19. 07.) von den Präsidenten
der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung Christoph Leitl und Peter Mitterbauer sowie den Länderpräsidenten
unterzeichneten an die Bundesregierung gerichteten offenen Brief stellt der ÖGB fest, dass eine Senkung der
Lohnnebenkosten zu Lasten der ArbeitnehmerInnen geht und mehr Kosten als Nutzen verursacht.
Eine Senkung der Lohnnebenkosten, wie sie von der Wirtschaft und Regierung geplant ist, wäre für die
betroffenen ArbeitnehmerInnen ein gefährliches Spiel und würde die solidarische Finanzierung der Sozialleistungen
in Frage stellen. Weniger bedeutet hier ganz einfach weniger. Weniger Abgaben heißt weniger sozialen Schutz
in der Kranken-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung", stellte ÖGB-Präsident Fritz Verzetnisch
fest. Die ArbeitnehmerInnen wurden in den vergangenen Jahren zur Erreichung des Nulldefizits, das großteils
einnahmenseitig finanziert wurde, bereits enorm belastet. Beispiele dafür seien die Urlaubsaliquotierung,
Entfall des Postensuchtages bei Selbstkündigung, Besteuerung der Unfallrenten, Ambulanzgebühren, Gebühren-
und Tariferhöhungen, erinnerte der ÖGB-Präsident und richtet ebenfalls einen offenen Brief an alle
Beteiligten.
Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung, sehr geehrte Arbeitgeber!
Eine Lohnnebenkostensenkung würde die ArbeitnehmerInnen mehr kosten als sie volkswirtschaftlichen
Nutzen bringt. Zu einer Senkung der Lohnnebenkosten, wie sie von der Wirtschaft gefordert wird, gibt es daher ein
klares Nein.
Jeder Experte weiß, dass es bei der Wettbewerbsfähigkeit nicht um Lohnnebenkosten, sondern um Lohnstückkosten
geht. Und auf die kann Österreich sehr stolz sein. Laut Jahreswirtschaftsbericht der EU-Kommission 1999 liegt
Österreich an zweiter Stelle. Auch bei der Unternehmensbesteuerung liegt Österreich im Spitzenfeld.
Der ÖGB tritt für ein modernes und gerechtes Abgabensystem ein und fordert daher die schrittweise Einführung
der Wertschöpfungsabgabe. Diese würde jene Unternehmen entlasten, die mehr ArbeitnehmerInnen beschäftigen.
Derzeit werden Unternehmer dafür doppelt belohnt, dass sie ArbeitnehmerInnen kündigen: Sie zahlen weniger
Lohnsumme und ersparen sich ihren Beitrag zur Finanzierung des Sozialstaates. Wenn die Bundesregierung und Wirtschaft
wirklich etwas zur Entlastung der Arbeitskosten beitragen will, dann würde sie bereits eine schrittweise Umbasierung
einführen. Eine schrittweise Einführung schadet nicht dem Wettbewerb - im Gegenteil: Österreich
könnte Vorreiter werden.
Was sagen Sie dazu, dass die geplante Absenkung der Arbeitgeber-Beiträge um 0,4 Prozentpunkte den Insolvenzfonds
erneut in ein enormes und nicht mehr aufzuholendes Defizit führen würde? Ein Absenken des Beitragssatzes
in diesem Ausmaß würde die Einnahmen des Insolvenzfonds auf einen Schlag um mehr als 50 Prozent reduzieren
und das zu einem Zeitpunkt, wo die Zahl der Insolvenzen nach wie vor sehr hoch liegt. Eine derartige Absenkung
könnte nur durch weitere Einschränkungen bei offenen Lohnansprüche bei Insolvenzen der Arbeitgeber
ausgeglichen werden und damit zu Lasten der ArbeitnehmerInnen gehen.
Was sagen sie dazu, dass die im Regierungsübereinkommen geplante Beitragssenkung um 0,2 Prozentpunkte in der
Unfallversicherung (AUVA) Mindereinnahmen von rund 130 Mio. Euro (1,8 Mrd. S) - das wären 14 Prozent der Gesamtausgaben
der AUVA - verursachen würde? Auch in diesem Fall würden die Einnahmenreduzierungen entweder nur durch
erhebliche Einschränkungen im Bereich der Unfallverhütung und der Rehabilitation oder durch weitere Kürzungen
bei den Unfallrenten finanziert werden können.
Was sagen Sie dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren gestiegen
ist, die österreichische Wirtschaft den Marktanteil ihrer Exporte langfristig erhöhen konnte und die
Gewinneinkommen der Unternehmen seit zwei Jahrzehnten wesentlich stärker als die Löhne und Gehälter
gewachsen sind? Das zeigt, dass die Finanzierung unseres sozialen Netzes durch die Lohnnebenkosten keinesfalls
die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen negativ beeinflusst und weitere als 'Standortvorteile'
getarnten Kürzungen bei den sozialen Leistungen daher nicht notwendig sind."
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Gefälschte eMails im Namen des Bundeskanzlers
Wien (bpd) - Derzeit werden im Namen des Bundeskanzlers e-mails zur Sicherheit Österreichs mit
dem Betreff wolfgang.schüssel@sicherheit.at an einen nicht feststellbaren Personenkreis versendet. Wir möchten
darauf hinweisen, dass diese e-mails weder im Auftrag des Bundeskanzlers noch des Bundeskanzleramts verfasst wurden.
Es handelt sich um einen gefälschten Text unbekannter Herkunft. Untersuchungen wurden vom Bundeskanzleramt
bereits eingeleitet.
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Semperit-Schliessung – Bartenstein: Rahmenbedingungen
für die Region NÖ-Süd schaffen
Politische Einflussnahme kann fatale Folgen haben
Wien (bmwa) - Zum heutigen Aus für die Reifenproduktion von Semperit in Traiskirchen stellte
Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein am Freitag (19. 07.) fest, dass
sein Ressort für den Standort Traiskirchen und Umgebung Maßnahmen im möglichen Rahmen ergriffen
habe, wie die Einrichtung einer Arbeitsstiftung und die sofortige Zurverfügungstellung von Investitionskostenzuschüssen.
Regionalgebiete wie Traiskirchen und Lebring, die von großen Betriebsschließungen betroffen sind, werden
außerdem, so Bartenstein, in Gegengeschäftsverhandlungen eingebracht.
Deutsche Beispiele wie Holzmann und Babcock zeigen, wie fatal sich politische Einflussnahmen auf unternehmerische
Belange auswirken können.
Bartenstein wies darauf hin, dass für die Region Niederösterreich Süd eine konzertierte Bund-Land-Förderungsaktion
vorgesehen ist. Mit ihr sollen arbeitsplatzschaffende Investitionen in Betriebsanlagen und Neugründungen im
Bereich von Forschung und Entwicklung, in bestehenden Unternehmen und Betriebsansiedlern des produzierenden Gewerbes
und der Industrie oder industrienaher Dienstleistungsunternehmen gefördert werden.
Das vorgesehene Gesamtinvestitionszuschussvolumen beläuft sich auf 14,5 Millionen Euro und wird 1:1 zwischen
Bund (Arbeitsmarktförderung) und Land aufgeteilt. In der Kernzone Baden sollen 7,2 Millionen Euro Investitionskostenzuschuss
(je 3,6 Millionen Euro Bund und Land) placiert werden.
Diese gemeinsamen Förderungsmaßnahmen von Bund und Land für die Region Niederösterreich Süd
sollen primär heuer und im nächsten Jahr wirksam werden.
Darüber hinaus stehen ERP-Kredite in Gesamthöhe von 36,3 Millionen Euro zur Verfügung. Weiters kann
ein Bürges-Garantierahmen in der Gesamtsumme von 36,3 Millionen Euro zur Besicherung von Krediten bei fehlenden
banküblichen Sicherheiten sowie zur Mobilisierung von Eigenkapital angeboten werden.
Bei Semperit konnten von den bisher 228 gekündigten Mitarbeitern bereits 120 wieder eine Arbeit finden. Insgesamt
werden bis Jahresende 950 Mitarbeiter freigesetzt. Bis jetzt haben 73 Mitarbeiter von der Altersteilzeit Gebrauch
gemacht. Das Wirtschafts- und Arbeitsministerium geht davon aus, dass 600 Mitarbeiter in eine Arbeitsstiftung gehen.
Conti stellt für Qualifizierungsmaßnahmen und Stipendium bis 2005 5,2 Millionen Euro zur Verfügung.
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Semperit-Schliessung – Edlinger zu Semperit: Wieder
Zeit für Politik im Interesse der ArbeitnehmerInnen
Blau-Schwarz ist "kein verlässlicher Partner der ArbeitnehmerInnen"
Wien (sk) - "Erschüttert", zeigte sich SPÖ-Budgetsprecher Rudolf Edlinger am Freitag
(19. 07.) über die Semperit-Schließung. "Damit wird ein Unternehmen,
das bis zuletzt Gewinne geschrieben hat, geschlossen, weil es einem Konzern wichtiger ist, irgendwo noch billiger
produzieren zu können, um die Gewinne weiter zu maximieren. Das Schicksal hunderter ArbeitnehmerInnen ist
dabei sowohl Conti selbst als auch der österreichischen Bundesregierung völlig egal", kritisierte
Edlinger gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Für Edlinger ist es "wieder Zeit für eine Politik, die die Interessen der ArbeitnehmerInnen mindestens
so wichtig nimmt, wie jene der Wirtschaft". "Und jeder sollte bei der nächsten Wahl daran denken,
was die blau-schwarze Koalition erst kürzlich wieder angekündigt hat: nämlich dass sie die ÖIAG
zerschlagen und damit auch noch die letzten großen Industrien verkaufen wird, sollte sie wiedergewählt
werden, so der SPÖ-Abgeordnete.
Den Preis für die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und ihr Nichtstun in der Beschäftigungspolitik
müssten nun hunderte, ja vielleicht tausende ArbeitnehmerInnen und ihre Familien bei Semperit sowie bei Unternehmen,
die durch Semperit gelebt haben, mit dem Verlust des Arbeitsplatzes bezahlen, so Edlinger. "Die österreichische
Bundesregierung hat nicht einen Finger gerührt, um den Menschen in Traiskirchen zu helfen". Die Regierung
mache eine Wirtschaftspolitik, "wo große Unternehmen tun können, was sie wollen, aber ArbeitnehmerInnen
ein Opfer nach dem anderen abverlangt" werde.
Edlinger verwies zudem darauf, dass es mit der Gesellschaft für Industriepolitische Maßnahmen (GBI)
eine Möglichkeit zur Rettung von Semperit gegeben hätte. Die GBI hatte die Aufgabe, Unternehmen, die
von großer regionaler Bedeutung sind, und wo noch Chancen zur Weiterführung bestehen, zu sanieren und
in Folge an Private abzugeben. "Diese Gesellschaft hätte auch dem Reifenwerk in Traiskirchen eine gute
und realistische Chance geben können. Die Regierung hat dieses wertvolle Interventionsinstrument vor kurzer
Zeit aber ganz bewusst zerschlagen und muss deshalb für die Semperit-Katastrophe in die Verantwortung genommen
werden", betonte Edlinger. "Bundeskanzler Schüssel und Wirtschaftsminister Bartenstein haben es
unterlassen, gegenüber der Conti-Konzernführung die nationale Bedeutung des Standortes Traiskirchen zu
betonen und etwas für den Weiterbestand zu tun. Die ArbeitnehmerInnen in Traiskirchen wissen jedenfalls, dass
sie in sozialdemokratisch geführten Regierungen verlässlichere Partner hatten als in einer blau-schwarzen
Koalition", schloss der SPÖ-Abgeordnete.
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Salzburger Landeshauptmann Schausberger spricht vor dem Bundesrat
Sitzung der Länderkammer mit 56 Tagesordnungspunkten
Wien (pk) - Während für die Abgeordneten zum Nationalrat am 15. Juli die tagungsfreie Zeit
begonnen hat, hat der Bundesrat noch ein großes Stück Arbeit vor sich: In der 690. Sitzung der Länderkammer
am Donnerstag, dem 25. Juli (Beginn: 9 Uhr), ist über Beschlüsse zu befinden, die der Nationalrat in
den Sitzungen am 9., 10. und 11. Juli gefasst hat.
Die Tagesordnung der Sitzung umfasst nicht weniger als 56 Punkte, darunter das Universitätsgesetz, das Deregulierungsgesetz
für den Öffentlichen Dienst, die 60. ASVG-Novelle und das Bundessozialämtergesetz.
Mit Beginn des 2. Halbjahres hat turnusgemäß das Bundesland Salzburg den Vorsitz im Bundesrat übernommen.
An der Spitze der Länderkammer steht in der Person von Ludwig Bieringer ein bereits sehr erfahrener Präsident:
Der 1943 in Attnang-Puchheim geborene ÖVP-Politiker stand schon 1993 und 1998 an der Spitze der Länderkammer.
Seit 1982 ist er Bürgermeister der Gemeinde Wals-Siezenheim, seit 1997 fungiert er als Obmann der Bundesratsfraktion
des ÖVP-Parlamentsklubs. Bieringer wird am Beginn der Sitzung seine Antrittsrede als Präsident des Bundesrats
halten.
Im Anschluss daran wird der Salzburger Landeshauptmann Franz Schausberger eine Erklärung abgeben, über
die eine Debatte abgehalten wird.
Vor Beginn der Sitzung des Bundesrats aber marschieren vor dem Parlament Schützen auf: Um 8.30 Uhr findet
auf der Rampe des Parlamentsgebäudes in Form einer "Generaldecharge" eine Ehrenbezeugung für
den neuen Bundesratspräsidenten durch die Schützenkapelle und Schützenkompanie seiner Heimatgemeinde
Wals statt. An der Ehrenbezeugung werden auch Nationalratspräsident Heinz Fischer und der Salzburger Landeshauptmann
Franz Schausberger teilnehmen.
Die Schützen werden aber auch Gelegenheit haben, das parlamentarische Geschehen aus nächster Nähe
zu verfolgen: Die Antrittsrede des neuen Präsidenten wird in ein Ausschusslokal (VIII) direkt übertragen.
Danach lädt Präsident Bieringer die Walser Schützen zu einem Frühstücksempfang. Allerdings:
Gemäß der Hausordnung dürfen die Schützen ihre Waffen nicht ins Parlament mitnehmen.
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Schlankheitskur für Finanzlandesdirektionen stärkt Finanzämter
in den Regionen
Wien (bmf) - Beim Umbau der öffentlichen Verwaltung, einem der Arbeitsschwerpunkte der Bundesregierung,
geht das Finanzministerium mit gutem Beispiel voran: Um eine zeitgemäße, effiziente und serviceorientierte
Abwicklung aller Steuerangelegenheiten für den Bürger und den Unternehmer gleichermaßen sicherzustellen,
werden die Leistungsangebote der bestehenden 80 Finanzämter in den neu definierten 43 Wirtschaftsräumen
spürbar ausgebaut.
Derzeit laufen bereits zwei Pilotprojekte im Burgenland und im Mühlviertel. Finanzminister Karl-Heinz Grasser
am Mittwoch (17. 07.): "Diese Reform dient dazu, dem Steuerzahler mehr Service
zu geringeren Kosten zu bieten."
Durch die Aufwertung der regionalen Finanzämter würden Kompetenzen - in Fragen des Personals, des Budgets,
der Organisation - von den Finanzlandesdirektionen (FLD) an die Finanzämter abgegeben. So seien beispielsweise
Finanzämter bisher nicht einmal berechtigt gewesen, ohne Befassung der "Oberbehörde" FLD kaputte
Fensterscheiben zu ersetzen. Nach den Prinzipien des New Public Management würden Ressourcen nunmehr dort
angesiedelt, wo die Entscheidungen getroffen würden: Das bedeute für die FLD eine deutliche Einschränkung
ihrer bisherigen Aufgabenbereiche, die sie von der "Oberbehörde" zum Dienstleister der Wirtschaftsräume
in steuerrechtlichen und organisatorischen Angelegenheiten mache. "Die Finanzlandesdirektionen bleiben damit
selbstverständlich in neuer, schlankerer Form erhalten, von Zentralisierung kann keine Rede sein", betonte
Grasser in Anspielung auf die heutige Falschmeldung der Salzburger Nachrichten. Teil des Reformpakets sei beispielsweise
auch die Übernahme von Buchhaltungen von Bundesstellen im jeweiligen Bundesland durch die neu strukturierten
FLD.
Als besonderes Zeichen der neuen Bürgerorientierung wertet Grasser die Einrichtung des Unabhängigen Finanzsenats
(UFS), der dem Steuerzahler erstmals die Möglichkeit eröffne, gegen Steuerbescheide bei einer weisungsfreien
Behörde Berufung einzulegen. Damit werde ein Teil der bisherigen Mitarbeiter der Finanzlandesdirektionen im
neuen UFS tätig. "Die Aufwertung der Finanzämter, die Einrichtung des UFS, die damit einhergehende
Vereinfachung der Verwaltungsabläufe und der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie
bis hin zum elektronischen Akt machen tiefgreifende Veränderungen in der gesamten Finanzverwaltung und damit
auch einen Umbau der Finanzlandesdirektionen notwendig", schloß Grasser.
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Alters- und Pflegeheime – Konzertierte Aktion von
Sozialressort und Justizministerium
Wien (bmsg) - "Gemeinsam mit Justizminister Dieter Böhmdorfer werden wir Ordnung in das
Vertragswesen bei Alters- und Pflegeheimen bringen", bekräftigte Generationenminister Mag. Herbert Haupt
am Donnerstag (18. 07.). Es sei einfach nicht einzusehen, dass gerade Seniorinnen und
Senioren, die ihren Lebensabend in einem Altersheim verbringen, Nachteile durch ungünstige Verträge bzw.
keine Verträge erfahren.
Haupt verwies in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung eines Musterheimvertrages, der in seinem Ressort entwickelt
wurde und derzeit in Begutachtung ist.
Zu den prioritären Forderungen des Generationenministers gehören vor allem die schriftliche Abfassung
eines Heimvertrages und die Verpflichtung für den Heimträger, Kündigungsgründe anzuführen.
Ebenso müssten künftig Regelungen zur Herabsetzung des Pflegeentgeltes bei längerer Abwesenheit
- z.B. wegen Krankenhausaufenthaltes oder Urlaubs - getroffen werden.
Der Musterheimvertrag wird für alle Betroffenen bereits im Spätsommer zur Verfügung stehen. Er dient
zur Ausgestaltung des gesamten Rechtsverhältnisses zwischen den Bewohnern und den Trägern der Pensionisten-,
Alten-, Wohn- und Pflegeheime, durch den die betroffenen Menschen in ihrer Rechtsstellung maßgeblich gestärkt
werden. Der Musterheimvertrag versteht sich als Angebot an die älteren Menschen und an die Träger der
öffentlichen und privaten Heime, die ebenfalls an einer sauberen und transparenten Vereinbarung über
die Leistungserbringung interessiert sein müssten..
Der Generationenminister forderte die Bundesländer auf, diese Bemühungen der Bundespolitik zu unterstützen,
denn schließlich ginge es um "unsere älteren Mitbürger und Mitbürgerinnen, denen die
Gesellschaft vieles zu verdanken habe und die man nicht im Stich lassen dürfe". Haupt abschließend:
"Die Qualität einer Gesellschaft ist auch daran zu erkennen, wie sie ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger
in ihrem dritten Lebensabschnitt behandelt".
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Alters- und Pflegeheime – Blecha: Bundespflegeheimgesetz
könnte längst in Kraft sein
Pensionistenverband begrüßt Böhmdorfer-Initiative
Wien (sk) - Der Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs, Karl Blecha, begrüßte
in einer ersten Stellungnahme die Pflegeheim-Aktivitäten von Justizminister Böhmdorfer. "Der Pensionistenverband
Österreichs hat bereits 1999 Missstände in Seniorenheimen aufgedeckt und seit damals ein von Fritz Koppe
geleitetes Notruf-Telefon für die 70.000 Personen, die in Senioren und Pflegeheimen leben, eingerichtet",
erklärte Blecha am Donnerstag (18. 07.) gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Blecha erinnerte "nachdrücklich" an das vom Pensionistenverband Österreichs, gemeinsam mit
dem Mediziner Barta (Universität Innsbruck) bereits im Jahr 1999 ausgearbeitete "Bundes-Heimvertragsgesetz".
Dieser Gesetzesentwurf wurde schon am 27. April 2000 als Initiativ-Antrag der SPÖ im Parlament eingebracht.
"Während sich die anderen großen Seniorenorganisationen in der Vollversammlung des Österreichischen
Seniorenrates (das ist die überparteiliche Dachorganisation aller Seniorenverbände) der Forderungen des
Pensionistenverbandes nach Beschlussfassung des Bundespflegeheimgesetzes angeschlossen haben, regte sich in der
Sitzung des Bundesseniorenbeirates Widerstand bei den VP-dominierten Bundesländern", stellte Blecha fest.
Blecha: "Das Bundes-Heimvertragsgesetz, das eine wirkungsvolle Hilfe für schlecht gepflegte Heiminsassen
gewährleistet, muss schleunigst beschlossen werden, denn wer jetzt nicht für dieses Gesetz ist, ist gegen
die alten Menschen!"
"Wir werden nicht locker lassen", sagte Blecha weiter, "denn es zeigt sich nun, je näher der
Wahltermin rückt, desto bereitwilliger ist die Regierung, die Vorschläge und Forderungen des Pensionistenverbandes
Österreichs zu erfüllen". Und Blecha legte die dringendsten Anliegen der älteren Generation
auf den Tisch: Verfassungsrechtliche Pensions-Sicherheit, eine Pensionsanpassung, die zumindest die Inflationsrate
abdeckt, Anhebung des seit 1995 nicht mehr erhöhten Pflegegeldes, Diskriminierungsverbot aufgrund des Alters
im Verfassungsrang, Abschaffung der Ambulanzgebühr und Rücknahme der Unfallrentenbesteuerung.
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Böhmdorfer verteidigt österreichische Justiz
Kaprun-Prozess: Vorgehen Wittis skandalös
Wien (bmj) - Deutliche Worte fand Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer am Donnerstag (18. 07.)
zum Versuch des deutschen Rechtsanwalts Michael Witti, den deutschen Bundeskanzler Schröder im Kaprun-Prozess
einzuschalten. Es sei eine unglaubliche Unverfrorenheit, die österreichische Justiz, die international einen
hervorragenden Ruf genieße, dermaßen zu diskreditieren.
Witti hatte kritisiert, dass aus der Sicht der Mandanten der Rechtsschutz deutscher Staatsbürger in der Republik
Österreich mangelhaft sei und sich im Namen seiner Mandanten an Bundeskanzler Schröder mit der Bitte
um Hilfe gewandt. Böhmdorfer: “Das Vorgehen, die Republik Österreich anzuschwärzen und den Bundeskanzler
eines anderen Staates um politische Hilfe in einem laufenden Gerichtsverfahren zu ersuchen, ist skandalös.“
Er, so der Justizminister, werde sich selbstverständlich zu dem laufenden Verfahren selbst nicht äußern.
Es sei ihm jedoch ein Bedürfnis, einem derart massiven und niveaulosen Angriff auf die österreichische
Justiz entschieden entgegenzutreten.
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