Kufstein (pro.media) - 300 Jahre nach dem frech-dreisten Überfall bayerischer Soldaten auf der Festung
Kufstein, konnte man am Wochenende die dramatischen Geschehnisse von damals noch einmal erleben. Der Rosenheimer
Schauspieler und Regisseur Horst Rankl stellte mit Laiendarstellern aus Tirol und Bayern die in den Geschichtsbüchern
als "Bayerischer Rummel" bezeichnete kriegerische Auseinandersetzung nach. Prominente Zaungäste der gastgebenden Top City Kufstein zeigten
sich begeistert.
Mehrere Wochen probten Mitglieder der örtlichen Bergrettung, der Heimatbühne, des Volkstheaters und des
Trachtenvereins "D'Koasara" für das große Spektakel am Fuße des Kufsteiner Festungsberges.
Akribisch hatten zuvor Horst Rankl und Renate Benner vom Theaterverein Rosenheim die Ereignisse des "Bayerischen
Rummel" von 1703 recherchiert und in eine Art Drehbuch verwandelt. Einer prominent besetzten Gesellschaft
geladener Gäste wurde nach den zeitgeschichtlichen Einführungen von Landesarchivdirektor Univ.-Prof.
Dr. Schober die einmalige Gelegenheit geboten, die dramatischen Ereignisse vor 300 Jahren noch einmal quasi hautnah
mitzuerleben. Adi Fischer von der Bergrettung Kufstein schlüpfte kurzerhand in die Uniform des legendären
Major Tardif, Richard Dolar von der Heimatbühne Kufstein mimte den gedemütigten Obristwachtmeister Franz
Joseph von Cornau. Unterstützt von einer Vielzahl bayerischer wie kaiserlicher Soldaten sowie mehren unüberhörbaren
Schusswechseln entwickelte sich ein historisch interessantes und zugleich unterhaltsames Schauspiel rund um die
Festung Kufstein.
In den Geschichtsbüchern liest sich das Ganze so: Major Tardif entdeckte am Schloßfelsen eine Stelle,
an der die bayerischen Soldaten unbemerkt bis an den Fuß der Walltürme klettern und einen Überfall
wagen konnten. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel gab noch mittags den Befehl, den Sturm zu versuchen und
ließ Tardif dazu einen Leutnant, drei Offiziere und 50 Grenadiere zuweisen. Tatsächlich gelang es dieser
kleinen Abteilung, mit Sturmleitern ausgerüstet, am hellen Nachmittag unbemerkt den Felsen des Schloßberges
in der Höhe des Bürgerturmes zu erklimmen und an der Mauern bis zu einer ausgebrannten Fensteröffnung
hinaufzuklettern. Tardif war der erste, der vom Fenster in das Innere hineinsprang. Die ersten ihnen entgegentretenden
Wachen wurden mit bloßem Degen angerannt und gezwungen, den folgenden Grenadieren beim Erklimmen der Mauer
behilflich zu sein. Gemeinsam mit einer handvoll Soldaten stürzte Tardif wie rasend über einen freien
Platz in Richtung „altes Schloß“. Der Schrecken, die Bayern plötzlich unter sich zu erblicken, wirkte
auf die Tiroler Besatzung derart lähmend, daß niemand daran dachte, der kleinen Schar Widerstand zu
leisten. Die ganze Besatzung legte schließlich die Waffen nieder und „ließ sich in einen Turm gleich
Lämmern sperren!“
Für die musikalische Umrahmung zeichnete übrigens der Kufsteiner Bläserkreis unter der Leitung von
Elmar Neulinger verantwortlich. Die Spezialeffekte besorgten die Kufsteiner Schützen. |