»Bayerischer Rummel« auf der Festung Kufstein  

erstellt am
07. 07. 03

Kufstein (pro.media) - 300 Jahre nach dem frech-dreisten Überfall bayerischer Soldaten auf der Festung Kufstein, konnte man am Wochenende die dramatischen Geschehnisse von damals noch einmal erleben. Der Rosenheimer Schauspieler und Regisseur Horst Rankl stellte mit Laiendarstellern aus Tirol und Bayern die in den Geschichtsbüchern als "Bayerischer Rummel" bezeichnete kriegerische Auseinandersetzung nach. Prominente Zaungäste der gastgebenden Top City Kufstein zeigten sich begeistert.

Mehrere Wochen probten Mitglieder der örtlichen Bergrettung, der Heimatbühne, des Volkstheaters und des Trachtenvereins "D'Koasara" für das große Spektakel am Fuße des Kufsteiner Festungsberges. Akribisch hatten zuvor Horst Rankl und Renate Benner vom Theaterverein Rosenheim die Ereignisse des "Bayerischen Rummel" von 1703 recherchiert und in eine Art Drehbuch verwandelt. Einer prominent besetzten Gesellschaft geladener Gäste wurde nach den zeitgeschichtlichen Einführungen von Landesarchivdirektor Univ.-Prof. Dr. Schober die einmalige Gelegenheit geboten, die dramatischen Ereignisse vor 300 Jahren noch einmal quasi hautnah mitzuerleben. Adi Fischer von der Bergrettung Kufstein schlüpfte kurzerhand in die Uniform des legendären Major Tardif, Richard Dolar von der Heimatbühne Kufstein mimte den gedemütigten Obristwachtmeister Franz Joseph von Cornau. Unterstützt von einer Vielzahl bayerischer wie kaiserlicher Soldaten sowie mehren unüberhörbaren Schusswechseln entwickelte sich ein historisch interessantes und zugleich unterhaltsames Schauspiel rund um die Festung Kufstein.

In den Geschichtsbüchern liest sich das Ganze so: Major Tardif entdeckte am Schloßfelsen eine Stelle, an der die bayerischen Soldaten unbemerkt bis an den Fuß der Walltürme klettern und einen Überfall wagen konnten. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel gab noch mittags den Befehl, den Sturm zu versuchen und ließ Tardif dazu einen Leutnant, drei Offiziere und 50 Grenadiere zuweisen. Tatsächlich gelang es dieser kleinen Abteilung, mit Sturmleitern ausgerüstet, am hellen Nachmittag unbemerkt den Felsen des Schloßberges in der Höhe des Bürgerturmes zu erklimmen und an der Mauern bis zu einer ausgebrannten Fensteröffnung hinaufzuklettern. Tardif war der erste, der vom Fenster in das Innere hineinsprang. Die ersten ihnen entgegentretenden Wachen wurden mit bloßem Degen angerannt und gezwungen, den folgenden Grenadieren beim Erklimmen der Mauer behilflich zu sein. Gemeinsam mit einer handvoll Soldaten stürzte Tardif wie rasend über einen freien Platz in Richtung „altes Schloß“. Der Schrecken, die Bayern plötzlich unter sich zu erblicken, wirkte auf die Tiroler Besatzung derart lähmend, daß niemand daran dachte, der kleinen Schar Widerstand zu leisten. Die ganze Besatzung legte schließlich die Waffen nieder und „ließ sich in einen Turm gleich Lämmern sperren!“

Für die musikalische Umrahmung zeichnete übrigens der Kufsteiner Bläserkreis unter der Leitung von Elmar Neulinger verantwortlich. Die Spezialeffekte besorgten die Kufsteiner Schützen.
     
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