Straßburg (DG3) - In einem Gemeinsamen Entschließungsantrag begrüßt das Europäische
Parlament den Entwurf des Vertrags über die Verfassung. Dieser Entwurf ist ein historischer Schritt zur Förderung
der Ziele der europäischen Integration. Der Wortlaut des Teils III bedarf jedoch noch einiger technischer
Arbeiten, die bis spätestens 15. Juli abgeschlossen sein müssen.
Das Europäische Parlament meint, dass der Wortlaut des Verfassungsentwurfs eine gute Ausgangsbasis für
den Beginn der Regierungskonferenz bildet. Die Regierungskonferenz sollte so bald wie möglich ihre Arbeiten
abschließen und Einvernehmen über den Verfassungsvertrag erzielen, so dass genügend Zeit dafür
bleibt, dass sich die europäischen Bürger vor den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2004
mit dieser Verfassung vertraut machen.
Einwanderungs-, Grenz- und Asylfragen
Das Europäische Parlament hat sich weiterhin zur Entwicklung einer gemeinsamen Politik in Bezug auf
die illegale Einwanderung, die Außengrenzen, die freiwillige Rückkehr illegaler Einwanderer und die
Zusammenarbeit mit Drittländern sowie zur Entwicklung einer Politik auf Ebene der Europäischen Union
für die Integration von Drittstaatsangehörigen geäußert. Die Abgeordneten bestehen darauf,
dass Drittstaatsangehörige, die sich legal in der Union aufhalten, Rechte und Pflichten erhalten, die jenen
der Unionsbürger vergleichbar sind. Zu den Rechten soll auch das Wahlrecht auf lokaler und europäischer
Ebene gehören. Die Abgeordneten bedauern den Tod zahlreicher Immigranten bei der Überquerung des Mittelmeers
und verlangen ein schärferes Vorgehen gegen den Menschenhandel.
Erweiterung
Die Staats- und Regierungschefs haben die zehn beitretenden Staaten dazu aufgerufen, in den kommenden Monaten
in ihren Bemühungen nicht nachzulassen, damit sie zum Zeitpunkt des Beitritts ohne Abstriche den sich aus
der Mitgliedschaft ergebenden Verpflichtungen nachkommen können. Sie haben ihren Standpunkt zu Bulgarien,
Rumänien, der Türkei und Zypern bekräftigt, unterstützen deren Reformprozesse und hoffen, dass
die Teilung Zypern mittels des Plans des Generalsekretärs der Vereinten Nationen überwunden werden kann.
Westliche Balkanstaaten
Das Europäische Parlament unterstützt die westlichen Balkanstaaten in ihrem Bestreben, Teil der
EU zu werden, sobald sie die festgelegten Kriterien erfüllen.
Ein größeres Europa / Neue Nachbarstaaten
Die Staats- und Regierungschefs sind entschlossen, immer stärkere Bindungen und Brücken der Zusammenarbeit
mit unseren Nachbarn zu entwickeln und die Zukunft dieser Wertegemeinschaft mit anderen jenseits unserer Grenzen
zu teilen. Eine parlamentarische Versammlung für den Europa-Mittelmeerraum soll geschaffen werden, um der
parlamentarischen Dimension des Barcelona-Prozesses mehr Nachdruck zu verleihen.
Auswärtige Beziehungen, GASP und ESVP
Das Europäische Parlament begrüßt die Empfehlungen des Generalsekretärs/Hohen Vertreters
Javier Solana für eine Gesamtstrategie im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik. Es ermutigt ihn,
diese Arbeiten voranzubringen und die Herausforderungen für die Sicherheit der EU zu prüfen, damit dem
Rat (Allgemeine Angelegenheiten und Außenbeziehungen) eine EU-Sicherheitsstrategie vorgelegt und diese Strategie
im Dezember vom Europäischen Rat angenommen werden kann.
Das Europäische Parlament nimmt mit Befriedigung Kenntnis von den im Bereich der militärischen Fähigkeiten
erzielten Fortschritte. Die EU ist nun im gesamten Spektrum der Petersbergaufgaben einsatzfähig. Das Europäische
Parlament beauftragt die zuständigen Ratsgremien, die notwendigen Maßnahmen zu treffen, damit im Laufe
des Jahres 2004 eine zwischenstaatliche Agentur für die Bereiche Entwicklung der Verteidigungsfähigkeiten,
Forschung, Beschaffung und Rüstung geschaffen wird.
Beziehungen zur arabischen Welt
Die Europäische Union ist davon überzeugt, dass sie ihre Partnerschaft mit der arabischen Welt
stärken muss. Sie beabsichtigt, einen intensiveren politischen Dialog, Pluralismus und demokratische Reform
sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu fördern.
Vereinigte Staaten von Amerika
Außerdem ist die EU entschlossen, den transatlantischen Dialog auf allen Ebenen zwischen den Gesellschaften
beider Seiten auszubauen und die Gespräche mit den Vereinigten Staaten über Vorschläge für
eine Intensivierung der Beziehungen fortzusetzen. Jedoch bedauern die Abgeordneten die ablehnende Haltung der USA
zum Internationalen Strafgerichtshof, der vom Plenum ausdrücklich begrüßt wird, und wenden sich
gegen die Einschüchterungsversuche der USA, welche den Gerichtshof untergraben sollen.
Naher Osten
Das Europäische Parlament unterstreicht die Bedeutung der Rolle des Quartetts und die Bereitschaft
der EU, in umfassender Weise dazu beizutragen, dass die Umsetzung des Fahrplans zu einer dauerhaften, gerechten
und friedlichen Lösung des Konflikts führt.
Gemeinsamer Entschließungsantrag eingereicht im Namen der EVP-ED-, SPE-, LIBE- und UEN-Fraktion zur Tagung
des Europäischen Rates vom 19./20 Juni 2003 in Thessaloniki
Dok.: B5-0327, 0333, 0335 und 0340/2003
Erklärung und Gemeinsame Aussprache: 01.07.2003
Annahme: 03.07.2003 (mit 327:92:47 Stimmen) |