Kapfenberg, Weiz - Das kleinste High-Speed-EKG-Gerät der Welt hat die Ausmaße eines Pagers und
kann auch unter Extrembedingungen 30 Stunden lang lückenlos EKG-Daten aufzeichnen. Entwickelt wurde der "HeartMan"
am FH-Transferzentrum "Industrielle Elektronik" der FH Joanneum Kapfenberg nach den
Hubert Berger, Max Moser und ein Proband mit dem "HeartMan"
Foto: Robert Frankl für FH Joanneum |
medizinisch-diagnostischen Anforderungen des Weizer "Instituts für Nichtinvasive Diagnostik" der
Forschungsgesellschaft Joanneum Research und des Instituts für Physiologie der Universität Graz. Der
"HeartMan" wird zur Zeit bei einer Himalaya-Expedition eingesetzt.
Die Untersuchung von Stressbelastung und Stressbewältigung ist eines der zentralen Tätigkeitsgebiete
des "Instituts für Nichtinvasive Diagnostik" der Forschungsgesellschaft Joanneum Research.
Eine wesentliche Rolle spielt bei diesen Untersuchungen die Herzfrequenzvariabilität, d.h. die Variation der
zeitlichen Abstände im Herzrhythmus. Nach einer vom Grazer Chronobiologen und -mediziner Maximilian Moser
und seinem Team entwickelten Methode - dem AutoChronen Bild - gibt die Herzfrequenzvariabilität Auskunft über
das vegetative Nervensystem, also auch über Stressbelastungen des Organismus. Voraussetzung für die Erfassung
der Variabilität ist ein verlässliches Dauer-EKG, das mindestens 24 Stunden lang die Herzfrequenzen der
Probanden aufzeichnet. Institutsleiter Maximilian Moser: "Wichtig ist allerdings nicht nur die Dauer, sondern
auch eine sehr hohe zeitliche Auflösung der Herzfrequenzmessung. Sie muss 10 bis 20 mal höher sein als
bei üblichen EKGs."
Nach diesen Vorgaben wurden am Transferzentrum für "Industrielle Elektronik" der FH Joanneum Kapfenberg
in eineinhalbjähriger Entwicklungsarbeit ein EKG-Gerät gebaut, das alle Anforderungen erfüllt -
und mehr. "Der 'HeartMan' kann mit einer 1AA-Zelle 30 Stunden lang die Herzfrequenzen aufzeichnen," sagt
Hubert Berger , der Leiter des Transferzentrums. "Eine EKG-Abtastrate von 5.000 Hz garantiert eine hochwertige
Aufzeichnung." - Zum Vergleich: Herkömmlichen EKGs haben eine Abtastrate von bis zu 500 Hz. Beim "HeartMan"
sorgt ein 16-bit-Analog-Digital-Konverter für höchste Genauigkeit in der Amplitudenauflösung. Ein
32-bit-Riskprozessor mit JAVA-Echtzeitbetriebssystem ermöglicht es außerdem, Signale noch im Gerät
vorzuverarbeiten und z.B. bei auffälligen Daten Warnhinweise an eine Mutterstation zu senden.
Als Einsatzgebiete des "HeartMan" nennt Professor Moser die Schlaf- und Stressforschung, Chronobiologie,
kardiologische Diagnostik, Erholungsforschung im Kur- und Wellnessbereich, die Sport- und Trainingsmedizin, Präventivmedizin
und Gesundheitsmedizin. Erste Geräte des "HeartMan" werden ab September zur Stressbelastungsmessung
von Flugbegleiterinnen eingesetzt. Drei weitere Geräte sind bei einer Himalaya-Expedition im Einsatz (Besteigung
der beiden 8000-er Gasherbrum I und II). Sie sollen wertvolle Daten für die Grundlagenforschung über
die Kreislauf- und Atemregulation in großer Höhe liefern.
Das "Joanneums"-EKG wird in der Steiermark gefertigt werden und ab 2004 vom Wiener Startup-Unternehmen
"Heart Balance" weltweit vertrieben. "Das ist für uns auch ein interessanter Aspekt",
sagt Hubert Berger von der FH Joanneum: "Wir unterstützen das Unternehmen mit unserer Entwicklungsleistung
und hoffen, dass es langfristig ein starker Partner für uns wird."
Die Entwicklung des "HeartMan" passt gut in das steirische Kompetenzfeld des Gesundheitswesens, das ab
Herbst mit dem FH-Studiengang "InfoMed" erweitert wird, meint Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder:
"Die FH Joanneum bietet ab Herbst 2003 in enger Kooperation mit den im Bereich Biomedizin/Biotechnologie tätigen
Betrieben den FH-Studiengang 'InfoMed/Health Care Engineering' als neue, zukunftsweisende Ausbildungsmöglichkeit
an. Ziel dieser Ausbildung ist es, die Organisations- und Ablaufstrukturen in verschiedensten Umgebungen des Gesundheitswesens
mit den technologische Aspekten der Medizin und dem spezifischen Informationsmanagement zu kombinieren zu können."
|