Ferrero-Waldner über das Treffen mit ihrem
litauischen Amtskollegen Antanas Valionis
Wien (bmaa) - "Seit der Unterzeichnung der Beitrittsverträge in Athen am 16. April d. J.
können auch die zukünftigen EU-Mitglieder an den Tagungen im Rat der Europäischen Union teilnehmen.
Mein litauischer Amtskollege Antanas Valionis ist bei den EU-Außenminister- Räten mein Sitznachbar und
ich sehe ihn daher regelmäßig", so Außenministerin Benita Ferrero-Waldner am Dienstag (01. 07.) anlässlich der Pressekonferenz im Anschluss an das Arbeitsgespräch. "Diese
Treffen sind jedoch kein Ersatz für einen bilateralen Arbeitsbesuch. Mit dem heutigen Gedankenaustausch haben
wir einen weiteren wichtigen Schritt zur Vertiefung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen
zwischen unseren Ländern getan."
Im Vordergrund der heutigen Arbeitsgespräche standen Themen der Europäischen Integration. Die beiden
Außenminister führten ein intensives Gespräch über die jeweiligen Erwartungen an die kommende
Regierungskonferenz zur Reform der EU-Verträge und zur Zukunft Europas. "Wie schon im Rahmen des Konvents
haben wir dabei ein Reihe von Gemeinsamkeiten entdeckt, für die wir uns in der Regierungskonferenz auch gemeinsam
einsetzen werden." Dazu zählt die Außenministerin vor allem institutionelle Fragen: "Kleine
und mittlere Länder wie Österreich und Litauen setzen sich für die Wahrung der Gleichberechtigung
aller Mitgliedstaaten ein. Innerhalb der Europäischen Kommission soll daher das Kollegialitätsprinzip
gewahrt bleiben und gleiches Stimmrecht für alle Mitglieder gelten. Ebenso setzten wir uns auch dafür
ein, dass der Vorsitz im Rat der EU weiterhin unter den Mitgliedstaaten rotiert", so Ferrero-Waldner. Ein
drittes, wesentliches Anliegen Österreichs sei es, dass im Rahmen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik
der Union Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit zum Regelfall werden sollten. Einstimmigkeit solle lediglich
auf Entscheidungen mit militärischen und verteidigungspolitischen Implikationen beschränkt bleiben.
In Bezug auf den Beitritt Litauens zur Europäischen Union waren v.a. die Frage der Enklave Kaliningrad und
das Kernkraftwerk Ignalina von besonderer Brisanz. Während für Kaliningrad mit 1. Juli 2003 das neue
Visa-Regime gilt, hat sich Litauen bezüglich Ignalina verpflichtet, den ersten Reaktor des Kernkraftwerkes
bis spätestens 2005 abzuschalten. "Österreich hat sich während der Beitrittsverhandlungen stets
für ein hohes Maß an Sicherheit bei der Nutzung von Kernenergie eingesetzt. Ich habe gegenüber
meinem Kollegen Valionis heute erneut darauf hingewiesen, dass die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung
und in diesem Zusammenhang der Schutz vor Risiken, die von Atomkraftwerken ausgehen können, für die österreichische
Bundesregierung höchste Priorität haben. Ich begrüße daher die Entscheidung Litauens",
so Ferrero-Waldner.
In Bezug auf die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen unterstrich Ferrero-Waldner die Tatsache, dass Litauen Österreichs
wichtigster Handelspartner im Baltikum ist. Der Wert des bilateralen Warenaustausches werde bald die 100 Mio. Euro
- Schwelle überschreiten. In der Investorenliste belege Österreich mit insgesamt 10 Mio. Euro Kapitalbeteiligung
in Litauen (per 1. Oktober 2002) den 25. Platz. Derzeit gibt es in Litauen 28 Unternehmen mit österreichischem
Kapitalanteil sowie 11 Firmenrepräsentanzen.
Im Anschluss an die Arbeitsgespräche überreichte der litauische Außenminister Ferrero-Waldner das
"Große Komturkreuz des Ordens des litauischen Großfürsten Gediminas" als Anerkennung
für ihren Einsatz um die Stärkung der bilateralen Beziehungen sowie für ihre Unterstützung
bei der EU-Integration Litauens. |