Graz 2003 zeigt Vielfalt der Religionen und Kulturen |
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Stimmungsvolle Eröffnungsfeier von »Projekt: Interreligiöses Europa« auf
dem Grazer Schlossberg Graz (graz-seckau) - Die Vielfalt der Religionen und Kulturen in Europa und deren versöhnende Kraft hat am Sonntagabend die stimmungsvolle Eröffnungsfeier eines der religiösen "Highlights" im Programm der europäischen Kulturhauptstadt Graz 2003 vermittelt. An der Eröffnungsfeier nahmen auch Kardinal Franz König und Diözesanbischof Egon Kapellari teil. Bis Mittwoch soll in Graz die Rolle der Religionsgemeinschaften als Impulsgeberinnen für eine tolerante Stadtkultur im zukünftigen Europa betrachtet werden. Vertreter von acht Religionsgemeinschaften in rund 100 Städten sind zu der gemeinsam von Graz und Sarajevo veranstalteten Konferenz - mit vollem Titel "Projekt: Interreligiöses Europa. Religiöse Vielfalt und kultureller Reichtum in europäischen Städten" - angereist. Die Eröffnungsfeier "Religions in Concert" stand im Zeichen der Musik; als Vertreter der Weltreligionen sprachen auf dem Grazer Schlossberg der bosnische Reis-ul-Ulema Mustafa Ceric aus Sarajevo und der Gründer und Vorsitzende der Stiftung "Weltethos", Prof. Hans Küng (Tübingen), von der krankheitsbedingt abwesenden langjährigen Präsidentin der Union israelitischer Kultusgemeinden Italiens, Tullia Zevi, wurde ein Text verlesen. "Gebührender Platz für Religion" Der Programmintendant von Graz 2003, Wolfgang Lorenz, betonte in seiner Eröffnungsrede, es sei kein Zufall, dass das "Projekt: Interreligiöses Europa" im Zentrum des Jahres steht, in dem Graz europäische Kulturhauptstadt ist. Religion sei "ein wichtiger Faktor des Zusammenlebens, der nicht vernachlässigt werden darf". Wo dieser Faktor nicht wahrgenommen werde, "gleichgültig ob man einer Religion anhängt oder nicht, mutiert Religion leicht zum Treibstoff einer destruktiven Politik", wie Lorenz sagte. Religion habe im Programm der Kulturhauptstadt Graz von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt, Graz sei sogar die erste europäische Kulturhauptstadt, "die diesem Thema den gebührenden Platz einräumt". Graz sei durch seine Lage an Sprach-, Kultur- und politischen Grenzen ein Paradebeispiel für Dialogfähigkeit, so Lorenz. Der "Zusammenprall der Zivilisationen" finde dort nicht statt, wo kulturelle und religiöse Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum begriffen werden. "Wenn Sie also in den nächsten Tagen Modelle des multikulturellen und multireligiösen Lebens aus europäischen Städten zusammentragen, so lebt Graz selbst ein solches Modell", wandte sich Lorenz an die Konferenzteilnehmer. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl dankte den Städte- und Religionsvertretern dafür, dass sie "good practices" - gelungene Modelle interreligiöser Zusammenarbeit - aus ganz Europa nach Graz mitbringen. Das "Konzert der Religionen" sei ein stimmiges Bild dafür: Verschiedene Einzelinstrumente und -stimmen "finden einen gemeinsamen Ton, haben eine gemeinsame, aber in sich differenzierte Partitur vor sich, hören aufeinander und bilden so ein Ganzes, in dem der Einzelne seine Bedeutung behält". Nagl: "So stelle ich mir auch eine Stadt vor, und Sie als Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften leisten für das städtische Leben in Europa einen wertvollen Beitrag". Küng unterstreicht Versöhnung Religionen können instrumentalisiert werden, "um ethnischen Hass religiös aufzuladen", sagte der Theologe und Vorsitzende der Stiftung "Weltethos", Hans Küng, unter Verweis auf den Nahen Osten, Jugoslawien, Nordirland. Aber Religionen könnten helfen, Wunden zu heilen, Konflikte statt blutig gewaltlos auszutragen - wie in Polen, Ostdeutschland, Südafrika. Küng wörtlich: "Mein Appell hier von Graz aus: Führer und Angehörige der Religionen - des Christentums und des Islam vor allem - stellt Euch überall denen entgegen, die Hass predigen, Vergeltung ankündigen, Terror legitimieren und Kriege provozieren. Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden!" Kritik übte Küng an den USA, die zuletzt gegen den Irak "Krieg auch unter religiösem Banner geführt" und diesen Krieg "auf Lügen aufgebaut" hätten: "Was man uns über den Irak erzählte von Massenvernichtungswaffen, Verbindung mit al-Kaida und dem 11. September, war alles erfunden und erlogen". An die Teilnehmer in Graz richtete Küng den Appell: "Lasst Euch nicht verführen von der Kriegspropaganda, womöglich noch im Namen des Glaubens, wo es doch klar um Macht und Hegemonie geht". Die jeweiligen religiösen Traditionen können helfen, Glück und Frieden zu finden und "wahrhaft lebendige Menschen zu werden", unterstrich die nordirische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Corrigan-Maguire in ihrer Ansprache: "Je tiefer wir in die Wahrheiten unseres eigenen Glaubens eindringen, desto mehr schätzen wir die Wahrheiten in anderen Glaubenstraditionen". Für die musikalische Umrahmung der Eröffnungsfeier auf dem Schlossberg sorgten u.a. die Chöre der Grazer Bosniaken und der serbisch-orthodoxen Gemeinde, das Ensemble des Musicals "Exodus" der Israelitischen Kultusgemeinde und "Pontanima" aus Sarajevo. Vor dem abschließenden, gemeinsam gesungenen Spiritual "We shall overcome" tauschten die Mitfeiernden Mitbringsel aus ihrer jeweiligen Heimat aus. Auch Kardinal König und Bischof Kapellari stimmten auf der Bühne in das Spiritual "We shall overcome" ein. Noch vor der Eröffnungsfeier hatte die steirische Landeschefin Waltraud Klasnic die Teilnehmer des "Projekts: Interreligiöses Europa" zu einem Empfang in die Grazer Burg eingeladen. Der Vertreter einer der unterstützenden interreligiösen Organisationen, Farosh Jehangir von der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (WCRP), verglich in seiner Ansprache das Verhältnis von Europa und seinen kulturell so vielfältigen Städten mit dem einen Licht, das aus vielen Lampen strahle. Bürgermeister Nagl unterstrich die Bedeutung von Graz als Ort eines Dialogs, zu dem es heute "keine Alternative" gebe.(Informationen zum "Projekt: Interreligiöses Europa" unter http://www.graz03.at im Internet) |
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