BM Pröll: Feinkostladen mit professioneller Exportabteilung  

erstellt am
18. 07. 03

Exportoffensive in die neuen EU-Mitgliedsländer mit österreichischer Qualität starten
Wien (bmlfuw) - Auch in den Erweiterungsländern kann Österreich auf seine erfolgreiche Strategie als Feinkostladen setzen. 100 Millionen Konsumenten in den 10 neuen EU-Mitgliedsstaaten sind für die österreichische Land- und Lebensmittelwirtschaft ein interessantes Potenzial. Insbesondere deshalb, da mit steigenden Einkommen nach dem EU-Beitritt auch gehobene Marktsegmente dynamisch zulegen werden. Deshalb soll Österreich auch auf diesen neuen Märkten als Feinkostladen Europas auftreten und mit einer professionellen Exportoffensive Erfolge einfahren. Dies erklärte Lebensminister
DI Josef Pröll in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftskammerpräsident
Dr. Christoph Leitl anlässlich der Präsentation der Ziele der "Exportstrategie 1 – 24", die für eine gute Marktpräsenz auf den Lebensmittelmärkten in den neuen EU-Mitgliedsländern sorgen soll am Donnerstag (17. 07.).

Die österreichische Landwirtschaft hat in der EU-Erweiterung immer auch die wirtschaftlichen Chancen, die Marktöffnung nicht als Einbahnstraße zu Lasten der österreichischen Produktion gesehen. Wir stellen uns der erwarteten Konkurrenz und wollen als Exporteur von Produkten aus dem europäischen Feinkostladen auch auf diesen Märkten erfolgreich sein. Ziel ist es, bei der Erweiterung die Erfolgsstory weiterzuschreiben, die auf den EU-Märkten und insbesondere auf unseren Zielmärkten in Deutschland und Italien seit dem EU-Beitritt geschrieben wurde. Seit dem EU-Beitritt sind die Lebensmittelexporte in die EU von 687 Mio. Euro (1994) auf 2,85 Mrd. Euro (2002) nahezu explodiert. Nach Deutschland stiegen die Exporte wertmäßig von 1994 – 2002 von 330 Mio. Euro auf 1,46 Mrd. Euro, in Italien von 177 Mio. Euro auf 819 Mio. Euro.

Der Export in die für uns wichtigsten fünf neuen Mitgliedsstaaten Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Polen betrug 2002 wertmäßig 357 Mio. Euro. Das zeigt, dass diesen Märkten von den österreichischen Exporteuren keine Priorität zugemessen wurde. Mit dem Beitritt dieser Länder zur EU sollten diese Märkte für die österreichische Lebensmittelwirtschaft zu vorrangigen Zielmärkten werden. Voraussetzung für entsprechende Exporterfolge sind allerdings professionelle und abgestimmte Exportstrategien.

Daher setzt das Lebensministerium gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreichs (WKÖ) und der Agrarmarkt Austria auf eine Zusammenarbeit, um die bisherigen wirtschaftlichen Aktivitäten der verschiedenen Partner zu bündeln, Synergien zu schaffen und das professionelle Export-Know how für diese neuen Zielmärkte zur Verfügung zu stellen.

Ab Herbst gilt "volle Power bei der Umsetzung"
In der ersten Phase der Initiative "EXPORT 1 - 24", die ein gemeinsames Projekt der Landwirtschaft und gewerblichen Wirtschaft, vom Lebensministerium, WKÖ und AMA sowie österreichischer Unternehmen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ist, wurden die Potenziale der wichtigsten Exportmärkte in den neuen EU-Mitgliedsstaaten ermittelt, sowie gemeinsam mit der WKÖ ein Beratungspaket für die notwendigen strategischen Investitionen erarbeitet. Mit Unternehmen der fünf Kern-Branchen wurden in Workshops Exportstrategien entwickelt. Ab sofort tritt Phase 2 in Kraft und das heißt ab Herbst "volle Power bei der Umsetzung der Strategien", sagte Pröll.

Es ist als Signal zu sehen, dass der Landwirtschaftsminister und der Präsident der Wirtschaftskammer gemeinsam mit Wirtschaftstreibenden des Landwirtschafts- und Lebensmittelsektors eine Besuchsreihe in den neuen Beitrittskandidaten startet. Die Stationen und Termine im heurigen Herbst stehen schon fest: 30. September bis 1. Oktober steht Budapest auf dem Programm, vom 28. bis 29. Oktober Prag sowie vom 27. und 28 November Laibach. Im Frühjahr 2004 werden die Besuche in Polen, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien fortgesetzt.

Damit ist aber auch klar gelegt, dass die unmittelbaren Nachbarländer Österreichs Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien sowie Polen, aber auch Rumänien und Bulgarien für die österreichische Agrar- und Lebensmittelwirtschaft die interessantesten neuen Märkte sind. In der Phase zwei der Export-Strategie 1 - 24, die bis zum Beitritt der neuen Mitgliedsländer am 1. Mai 2004 konzipiert ist, beinhaltet Produktpräsentationen für Einkäufer und Konsumenten sowie Händlertreffen in Österreich vor allem für die fünf Kern-Branchen (Milch, Fleisch, Obst & Gemüse, Getreide, und höher verarbeitete Lebensmittel).

Parallell dazu wird ein Informations-Netzwerk "Export 1-24" mit strukturierter, aktueller und qualifizierter MOEL - Exportinformation für Unternehmen und Interessensvertretungen aufgebaut. Dabei geht es beispielsweise um Informationen wie Exportpotentiale, Direktinvestitionen sowie Konkurrenzsituationen in Mitteleuropa. Die österreichischen Agrarattaches und Außenhandelsstellen werden "Clearingstellen" einrichten, um für die Wirtschaft kompetenter Ansprechpartner bei Problemen am Markt, etwa mit nichttarifarischen Handelshemmnissen zu sein.

Für die Wirtschaft bedeutet diese Initiative einen verbesserten Markteintritt bereits in der Vorbeitrittsphase. Die Unternehmen können sich damit bereits knapp vor der Erweiterung des Binnenmarktes auf den Wachstumsmärkten mit Marktenprodukten positionieren. Für Österreich, das sich auf diesen Märkten bei den Konsumenten ebenfalls als Feinkostladen etablieren will, ist besonders wichtig, dass auf diesen neuen Märkten mit einer zunehmender Nachfrage nach höherwertigen Lebensmitteln und steigender Kaufkraft zu rechnen ist.

Weitere österreichische Aktivitäten in den neuen Märkten
Neben den vorrangigen Aktivitäten in den strategisch wichtigsten neuen Märkten ist es wichtig, weiter Aktivitäten in den neuen EU-Mitgliedsstaaten und in Ost- und Südosteuropa zu setzen. Das Agro-Service-Austria (ASA), die 2002 gegründete neue Landwirtschaftsabteilung des Hilfswerks Austria hat eine ganz wesentliche Funktion übernommen und betreibt Projekte in Polen, Bulgarien, Rumänien, im Kosovo, in Bosnien-Herzegowina und in Albanien. Ziele der Projekte sind die Förderung landwirtschaftlicher Initiativen und der ländlichen Entwicklung, die Beratung über verbesserte Vermarktungsmöglichkeiten sowie der Aufbau einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion. Finanziell wird das Agro-Service-Austria vom Lebensministerium, den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark sowie von der WKÖ unterstützt.

Mit dem AWS (Austria Wirtschaftservice GmbH) steht das Lebensministerium in Verhandlung, um bessere Voraussetzungen für Direktinvestitionen und Beteiligungen in den neuen Märkten durch Garantien und Haftungen zu schaffen. Für die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ist wichtig, dass Garantien für Investitionen auch für diesen Bereich zur Verfügung stehen, sagte Pröll abschließend.
     
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