Unglaubliche Preisunterschiede bei Medikamenten bis zu 388 Prozent!  

erstellt am
28. 07. 03

AKNÖ-Konsumentenschützer waren in Niederösterreich, Tschechien und Ungarn in Sachen Preisrecherche unterwegs
Wien (aknö) - Die Konsumentenschützer der Niederösterreichischen Arbeiterkammer (AKNÖ) haben aus aktuellem Anlass in Niederösterreich und den Grenzregionen von Ungarn und Tschechien in Apotheken die Preise für Arzneiwaren ohne Kassenrezept erhoben. Das Ergebnis ist erstaunlich: Es gibt gewaltige Preisdifferenzen bei gleichen Produkten. So kostet eine 24-Stück Packung Neoangin Lutschtabletten ohne Zucker in Ungarn umgerechnet 2,44 Euro (33,58 ATS), in Tschechien 3,19 Euro (43,90 ATS) und in Österreich 4,50 Euro (61,92 ATS). Das ist eine satte Preisdifferenz von 84,43 Prozent im Vergleich zu Ungarn und ein immer noch erheblicher Preisunterschied von 41 Prozent mit dem in Tschechien gekauften Produkt. "Bei den getesteten Produkten handelt es sich nicht um Generika, also billige Nachahmerprodukte, sondern um die Original-Markenprodukte. In den Nachbarstaaten sind diese Originalpräparate deshalb billiger zu bekommen, weil die Apothekerspannen weniger hoch sind als in Österreich. Österreichische Apotheker bekommen vom Verkaufspreis 32,1 Prozent, währenddessen der EU-Schnitt bei 23,7 Prozent liegt", hält Josef Staudinger, AKNÖ-Präsident, fest. Der AKNÖ-Präsident fordert, dass die rezeptfreien und notwendigen Medikamente von den Apotheken zu einem angemessenen Preis an die Konsumenten weitergegeben werden. Auch wenn man berücksichtigt, dass es Lohndifferenzen zwischen Österreich, Tschechien und Ungarn gibt, ist festzuhalten, dass es sich bei allen geprüften Medikamenten um das im internationalen Handel jeweils gleiche Produkt gehandelt hat. Und Günther La Garde, Konsumentenschützer in der AKNÖ, führt weiter aus: "Da ist es wirklich nicht verwunderlich, wenn viele Konsumenten jetzt nicht nur wegen der Lebensmittel in die Nachbarländer fahren, sondern dort auch gleich ihre Medikamente zu einem wesentlich billigeren Preis einkaufen!"

Im Zuge der stichprobenartigen Erhebung haben die AKNÖ-Konsumentenschützer festgestellt, dass bei den 13 erhobenen Medikamentenpreisen in Ungarn die Ersparnis 96 Prozent im Vergleich zu Österreich ausmacht. Bereits im Jahr 2001 haben die AKNÖ-Experten die Preise in Ungarn und Niederösterreich erhoben: Vergleicht man die Ergebnisse miteinander, lässt sich feststellen, dass es nur geringfügige Unterschiede bei der Preisentwicklung gibt.

Weitere interessante Ergebnisse
Muss man in Niederösterreich für eine 20 Stück Packung Aspirin C-Brausetabletten 7,45 Euro (102,51 ATS) bezahlen, zahlt man im ungarischen Grenzgebiet 3,64 Euro (50,09 ATS = 104,67 %) und in Tschechien 4,08 Euro (56,14 ATS = 83 Prozent). Eine 30 Stück-Packung Supradyn kostet in Niederösterreich 10,90 Euro (149,99 ATS), in Ungarn 5,17 Euro (71,14 ATS) und in Tschechien 4,68 Euro (64,40 ATS). Das ist eine Preisdifferenz von immerhin 116 Prozent. Bei Mexalen, einem Mittel gegen Grippe, sind die Preisunterschiede gewaltig: In NÖ zahlt man für eine Packung 2,05 Euro (28,21 ATS), in Ungarn 0,96 Euro (13,21 ATS ? 113,54 %) und in Tschechien 0,42 Euro (5,78 ATS) ? das ist eine Preisdifferenz von satten 388 Prozent.

Auch Q10-Produkte unter der Lupe
Im Zuge der Erhebung haben die AKNÖ-Konsumentenschützer auch gleich die Preise für das Nahrungsergänzungsmittel Coenzym Q10 in in- und ausländischen Apotheken und Drogerien erhoben. Das erfreuliche Ergebnis: Hier gibt es kaum nennenswerte Unterschiede. Gewaltig aber die Preisdifferenz bei Werbeverkaufsveranstaltungen, die sich gerade bei älteren Menschen großer Beliebtheit erfreuen. Dazu La Garde: "Während sich die Preise in Apotheken und Drogerien bei Q10 zwischen 8,95 Euro (123,15 ATS) und 169,50 Euro (2332,37 ATS) bewegen, kostet eine Coenzym Q10-Kur bei einer Werbeverkaufsveranstaltung 1.164,44 Euro (16.023,044 ATS). In Apotheken und Drogerien habe ich wenigstens eine ausführliche Beratung und auch eine Anbietersicherheit, die auf derartigen Veranstaltungen ja nicht gegeben ist. Ein Skandal, wie skrupellose Geschäftemacher mit der Gesundheit von Menschen spielen!" Abschließend verweist La Garde darauf, dass es in Österreich grundsätzlich verboten ist, Nahrungsergänzungsmittel über den Versandhandel bzw. auf derartigen Verkaufsveranstaltungen anzubieten.
     
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