Obstverarbeiter stöhnen unter hohen Rohwarenpreisen  

erstellt am
25. 07. 03

Wien (pwk) - Die österreichische Obst- und Gemüseveredelungsindustrie hadert mit dem Wetter. Nach der vorjährigen Hochwasserkatastrophe führen heuer die extremen Wetterkapriolen der letzten Wochen europaweit zu massiven Ernteeinbußen bei Obst und Gemüse. Die Folge: bei den stark nachgefragten Obstsorten der Österreicherinnen und Österreicher müssen teils massive Lieferengpässe befürchtet werden, teilt der Fachverband der Nahrungs- und Genußmittelindustrie Österreichs (FIAA) mit.

War es im Vorjahr die große Feuchtigkeit, die die Erträge bei Obst massiv schrumpfen ließ, so sind heuer Hitze, Dürre und Hagelunwetter ausschlaggebend für europaweite Ernteeinbußen. "Der diesjährige Ernteverlauf war und ist in vielen Erntegebieten Europas einfach katastrophal. Erdbeeren werden teuer versteigert. Beschaffungsprobleme gibt es auch bei den roten Johannisbeeren und bei Himbeeren. Dazu kommt, dass die heimischen Marillen, trotz Rekordernte in manchen Regionen, nur zu einem geringen Teil den Mengenbedarf der österreichischen Weiterverarbeiter abdecken können" so der Sprecher der Obst- und Gemüseveredelungsindustrie, Klaus Darbo, am Donnerstag (24. 07.).

"Die Beschaffung der benötigten Rohwaren bereitet den Weiterverarbeitern von Obst große Probleme. Insbesondere die schlechte Erntesituation bei Erdbeeren und Marillen schafft einen eklatanten Engpass am europäischen Markt", betont Darbo. Die Ausfälle in vielen Erntegebieten Europas führten infolge des heißen und trockenen Wetters zu steigenden Einkaufspreisen.

Bis zum Beginn der Ernte 2004 sei daher für die österreichische Obstveredelungswirtschaft mit keiner Entlastung der Rohwarenpreise zu rechnen, unterstrich der Geschäftsführer des Verbandes der Obst- und Gemüseveredelungsindustrie, Josef Domschitz. Mit entsprechenden Preisanpassungen in der zweiten Jahreshälfte 2003 insbesondere bei Konfitüren, Kompotten und Fruchtzubereitungen, müsse daher in unterschiedlichem Ausmaß gerechnet werden.

Neben den steigenden Obstpreisen führe die bevorstehende Lkw-Maut per 1.1.2004 zu einer weiteren Kostenbelastung. Die höchsten Mautsätze Europas haben nicht nur Auswirkungen auf den Inlandsmarkt, sondern bringen auch Wettbewerbsbeeinträchtigungen für die immer wichtiger werdenden Exportmärkte mit sich.

Die geplante Erweiterung der EU bedeute eine weitere große Herausforderung für die Branche. Um sie erfolgreich zu bestehen, müsse die Wettbewerbsfähigkeit bis zum Beitritt der ersten zehn Staaten nachhaltig verbessert werden.

Standortvorteile der mittel- und osteuropäischen Beitrittsländer durch niedrigere Löhne und billigere Rohstoffpreise könnten derzeit nur schwer wettgemacht werden. Aus Sicht des Produktions- und Exportstandortes Österreichs sei es für viele Wirtschaftsbereiche daher lebenswichtig, faire Rahmenbedingungen für die Erweiterung zu schaffen.

Nur wenn die "Spielregeln" passen, könne auch die Obst- und Gemüseveredelungsindustrie mittel- bis langfristig Vorteile aus der Erweiterung ziehen. Eine faire Chance ergebe sich für die Branche erst dann, wenn optimale Standortbedingungen eine nachhaltige Absicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich garantieren können: "Dazu ist es notwendig, die österreichische Lkw-Maut im Erweiterungsjahr auf zumindest deutsches Niveau abzusenken", erklärt Domschitz abschließend.
     
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