Leitl: Mehr wirtschaftliche Dynamik durch Modernisierung der Lehrlingsausbildung  

erstellt am
24. 07. 03

Unternehmerführerschein soll Unternehmerprüfung ersetzen – Gemeinsamer Startschuss durch WKÖ-Präsident und die Minister Gehrer und Bartenstein
Wien (pwk) - In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben heute am Mittwoch (23. 07.) Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein den Startschuss für eine Modernisierung der Lehrlingsausbildung und die Einführung eines Unternehmerführerscheins in Österreich gegeben.

Ziel dieses großen Reformprojektes ist es, die Lehrlingsausbildung "auf der Höhe der Zeit" zu halten und damit die Erfolgsgeschichte der heimischen Lehrlingsausbildung auch im internationalen Wettbewerb weiterhin nachhaltig zu sichern und zu festigen, stellte Präsident Leitl fest. Durch den Unternehmerführerschein wird das Wirtschaftswissen bei den Schülern gestärkt. Gleichzeitig werden Arbeitsplatzsuche und Selbständigwerden begünstigt. In allen Punkten herrsche ein breiter Konsens zwischen den beteiligten Ministerien und der WKÖ.

Das System der Lehrlingsausbildung soll durch "Modularisierung" erneuert und modernisiert werden. Dabei schlägt die Wirtschaftskammer vor, alle Lehrberufe in den nächsten Jahren auf der Grundlage von "Basismodulen", die für mehrere verwandte Berufe gleich formuliert werden, neu zu ordnen. In darauf aufbauenden Wahlpflicht- und Zusatzmodulen wird dem zunehmenden Bedarf an Spezialisierung Rechnung getragen. Die Grundausbildung in den Basismodulen dauert zwei Jahre, die Spezialisierung in den Wahlpflichmodulen ein bis zwei Jahre. Danach erfolgt die Lehrabschlussprüfung.

Die Zusammenfassung der rund 260 Lehrberufe auf 100 Basisausbildungsmodule macht das Angebot für die Jugendlichen übersichtlicher. Durch die Anrechnung von Modulen erhöht sich die Mobilität der Absolventen. Die Betriebe wiederum profitieren von einer besseren Spezialisierung und flexibleren Gestaltung der Ausbildung. Um mehr Betrieben die Lehrlingsausbildung zu ermöglichen, werden Kooperationen zwischen Betrieben und Ausbildungsverbünden gefördert. "Die Verzahnung von Erstausbildung und lebenslangem Lernen wird eine zusätzliche und höchst willkommene Dynamik in der Wirtschaft erzeugen", betonte Präsident Leitl: "Ich erwarte mir einen großen Sprung vorwärts in der Qualifizierung der Mitarbeiter und damit unseres Landes".

Der als weiteres Element der Dynamisierung angesprochene "Unternehmerführerschein" soll, wie Minister Bartenstein ausführte, die Unternehmerprüfung ersetzen. Auch hier sollen vorerst in einer Pilotphase weitere Erfahrungen gewonnen und darauf aufbauend die notwendigen gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. Konkret bedeute die Einführung eines "Unternehmerführerscheins", mehr Wirtschaftswissen in den Schulen zu vermitteln und damit die wirtschaftliche Kompetenz der Jugendlichen zu erhöhen, präzisierte Präsident Leitl: "Die Vermittlung einer positiven Einstellung zur Selbständigkeit einerseits und die Stärkung der sozialen Kompetenzen andrerseits sehe ich als einen wertvollen Beitrag zur Dynamisierung von Wirtschaft und Gesellschaft unseres Landes".

Der Unternehmerführerschein soll sich wie ein roter Faden durch mehrere Schulstufen ziehen und den Wirtschaftskundeunterricht erleichtern. Der Start von Modul A (10 bis 14jährige) in Hauptschulen und in der AHS-Unterstufe soll im September d.J. erfolgen Im Februar 2004 laufen dann die Module B und C (für 15- bis 19jährige) an. Rund 20 Schulen aus ganz Österreich haben sich bereits als Fixstarter beim Pilotprojekt zur Einführung des Unternehmerführerscheins im Herbst gemeldet.

Bildungsministerin Gehrer unterstrich abschließend, dass zur Bildung auch die bestmögliche berufliche Ausbildung gehöre. Die Förderung des unternehmerischen Denkens setze eine enge Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Berufsschulen und Betrieben voraus. Hier habe es in letzter Zeit erkennbare Fortschritte gegeben. Mit einer Jugendarbeitslosigkeit von sieben Prozent habe Österreich im übrigen den niedrigsten Wert in ganz Europa.
     
zurück