Slowakisches Wirtschaftswachstum hoch – Österreich
ist drittgrößter Direktinvestor
Wien/Preßburg (ba-ca) - Im Mai dieses Jahres stimmten 92,5 Prozent der Slowaken beim EU-Referendum
mit "Ja". Damit ist gesichert, dass das Land im Mai 2004 der EU beitreten wird. Die Slowakei kann im
Vorfeld ihres Beitritts zur Europäischen Union auf eine erfreuliche Wirtschaftsentwicklung verweisen: Das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im ersten Quartal 2003 um 4,1 Prozent. Im Gesamtjahr 2002 betrug das BIP-Wachstum
4,4 Prozent. Die slowakischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen überstiegen im ersten Quartal erstmals
seit dem Vergleichszeitraum 1995 die Importe und sind Treiber des hohen Wirtschaftswachstums. "Für das
Jahr 2003 rechnen wir für die Slowakei trotz eines schwierigen internationalen Umfelds mit einem weiterhin
hervorragenden BIP-Wachstum von 3,7 Prozent, nachdem schon 2002 beachtliche 4,4 Prozent erzielt wurden", meint
Marianne Kager, Chefökonomin der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA).
Wichtiger Wirtschaftspartner für Österreich
Für Österreich ist die Slowakei ein bedeutender Wirtschaftspartner: Im Jahr 2002 erreichten die
österreichischen Exporte in die Slowakei ein Volumen von 1,1 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung
von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der österreichischen Ausfuhren in die Slowakei ist seit
1994, dem ersten Jahr nach der Auflösung der Tschechoslowakei, von 0,9 Prozent auf 1,4 Prozent der gesamten
österreichischen Exporte gestiegen. Österreich ist außerdem mit 15 Prozent aller Investitionen
der drittgrößte Direktinvestor in der Slowakei. Vor Österreich liegen nur Deutschland mit 26 Prozent
und Holland mit 17 Prozent.
Arbeitslosigkeit und Leistungsbilanzdefizit rückläufig
Die Arbeitslosenquote betrug im Mai 2003 nur mehr 14,8 Prozent. Im Mai 2002 hatte sie noch 17,7 Prozent
betragen. Zurückzuführen ist das vor allem auf eine höhere Beschäftigung im Dienstleistungssektor.
Eine positive Entwicklung war auch beim Leistungsbilanzdefizit zu verzeichnen: Im ersten Quartal 2003 schrumpfte
es auf 165 Millionen Euro oder -4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im ersten Quartal 2002 hatte das slowakische
Leistungsbilanzdefizit noch 356 Millionen Euro betragen.
Frühzeitige Preisanpassungen
Die slowakischen Verbraucherpreise waren im Juni um 8,4 Prozent höher als im Vorjahr. Grund dafür
ist die Erhöhung zahlreicher regulierter Preise und Steuern zu Beginn des Jahres. Die Slowakei setzt damit
frühzeitig - im Gegensatz zu manchen anderen Ländern - notwendige Anpassungen, d.h. mit deutlichem Sicherheitsabstand
zur Euro-Einführung. Die geplanten Erhöhungen der Tabak-, Bier- und Mineralölsteuer im August dürften
die Inflation auch in der zweiten Jahreshälfte hoch halten. "Wir prognostizieren in der Slowakei daher
eine Jahresdurchschnittsinflation von 8,4 Prozent", sagt Kager.
Die slowakische Regierung beschloss im Juni dieses Jahres eine umfassende Steuerreform, die ab 2004 einen einheitlichen
Steuersatz von 19 Prozent für die Einkommens-, Körperschafts- und Mehrwertsteuer vorsieht. Derzeit betragen
die Steuersätze 10 und 38 Prozent für die Einkommenssteuer, 25 Prozent für die Körperschaftssteuer
und 20 bzw. 14 Prozent für die Mehrwertsteuer. Das Parlament hat bereits der Vereinheitlichung der Mehrwertssteuersätze
auf 19 Prozent zugestimmt. "Die Wirtschaftsentwicklung und der Reformwille der Slowakei sind beeindruckend.
Ob die Steuerreform die Erwartungen der Regierung, dass die Budgeteinnahmen wegen ihrer stimulierenden Effekte
für die Wirtschaft nur geringfügig fallen, erfüllen wird und ob die Steuerreform wirklich sozial
verträglich ist, bleibt abzuwarten", fasst BA-CA Chefökonomin Kager zusammen. |