Kapfenberg (fh joanneum) - Das Ökostromgesetz behindert den Bau industrieller
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Studierenden des FH-Studiengangs
"Infrastrukturwirtschaft" in Kapfenberg. Sie beurteilten die Möglichkeiten der Ökostromerzeugung
in mehreren Firmen der Zellstoff-, Papier und Stahlindustrie.
"Die Erzeugung von Strom aus Biomasse ist gerade noch wirtschaftlich, wenn man die Gutschriften aus günstigem
Einspeisetarif und Handel mit CO2-Emissionsrechten berücksichtigt", erklärt Michael Bobik, Leiter
des Studiengangs "Infrastrukturwirtschaft". "Die Arbeiten haben auch ergeben, dass sich der Bau
eines neuen Biomassekraftwerks erst nach 12 bis 18 Jahren rentiert."
Eine Bestimmung des österreichischen Ökostromgesetzes verhindert aber, dass solche Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
auch gebaut werden. Die Firmen sind gezwungen, den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, um ihn dann wieder
zurückzukaufen. Diese Regelung ist nicht nur kompliziert, sie macht die Unternehmen auch abhängig vom
öffentlichen Netz. Ein steirisches Unternehmen der Papierindustrie rechnet mit etwa 10 Netzausfällen
im Jahr. So fiel zum Beispiel zu Pfingsten dieses Jahres die öffentliche Stromversorgung für 15 Minuten
aus. Solche Störungen können in der Produktion zu Bränden und höchst gefährlichen Betriebszuständen
führen. Die Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz würde einen Anreiz zum Bau von neuen Biomassekraftwerken
bieten.
Österreich müsse alle Möglichkeiten nutzen, um die selbstauferlegten Verpflichtungen zur CO2-Reduktion
zumindest zum Teil zu erfüllen, so Bobik. Bisher würden die Tendenzen in die gegenteilige Richtung gehen
und Österreich drohen hohe Strafzahlungen. |