Österreichische Ernteprognose 2003  

erstellt am
22. 07. 03

Marktlage EU und International
Linz (lwk-ooe) - Die Weltweizenernte wird heuer auf ca. 570 Mio. t geschätzt (knapp über dem Vorjahreswert von 566 Mio. t). Der globale Weizenbedarf von 590 Mio. t würde somit aus der Produktion nicht gedeckt werden können. Bemerkenswert ist allerdings, dass von den internationalen Forschungseinrichtungen (z. B. internationaler Getreiderat oder auch FAO) die Prognosen laufend nach unten revidiert werden.
Höher soll heuer die Futtergetreideernte mit ca. 920 Mio. t ausfallen - ein Zuwachs von 50 Mio. t, wodurch die Bilanz weitestgehend ausgeglichen wäre.
Der Bestandsabbau bei Weizen führt zu keinen Preissteigerungen. Es zeigt sich allerdings, dass das System durchaus sensibel reagieren kann. Eine Missernte in einigen wesentlichen Erzeugerregionen könnte sehr schnell dazu führen, dass die Diskussion um die ruinösen Überschüsse in der Landwirtschaft sehr schnell beendet wäre.

Gewinner werden heuer die USA sowie Kanada und Australien sein. In den beiden letztgenannten Ländern dürfte es heuer eine Normalernte von jeweils ca. 20 Mio. t Weizen geben, nachdem es im Vorjahr trockenheitsbedingt dramatische Ausfälle gegeben hat.

Verlierer werden in diesem Jahr die Länder Osteuropas sein, die durch Auswinterung und Trok-kenheit dramatische Einbrüche hinnehmen müssen. Beispielhaft sei die Ukraine angeführt:
2/3 der Ernteflächen wurden durch Trockenheit zerstört (3,8 Mio. ha). Man schätzt den Importbedarf an Getreide mit 2,5 Mio. t, nachdem im Vorjahr noch 9 Mio. t exportiert werden konnten.
Unter diesen Vorgaben dürfte der EU-Getreidemarkt heuer von mengenmäßig größeren Importen aus diesen Regionen verschont bleiben.

EU-Situation
Die ursprünglich recht optimistische Ernteprognose von deutlich über 200 Mio. t Getreidegesamternte wird sich nicht bewahrheiten.

Trockenheit in bedeutenden Erzeugerländern wie Frankreich (Süden und Südwesten), Deutschland (primär Norden und Osten) und Italien lassen ein Gesamtergebnis von +/- 200 Mio. t erwarten. Sofern die letzten Dürremeldungen realistisch sind, könnte auch ein Ergebnis von deutlich unter 200 Mio. t zustande kommen.

Ernteergebnisse Österreich
Die Getreide- und Maisernte 2003 wird auf ca. 4 Mio. t geschätzt. Unterstellt wird dabei aber eine gute Maisernte mit Durchschnittserträgen von ca. 95 dt pro Hektar. Bei anhaltender Trockenheit wird dieses Ergebnis bei weitem nicht erreicht werden.

In den Hauptproduktionsgebieten Ostösterreichs gab es praktisch die dritte Missernte in Folge.
Frühjahrstrockenheit und extreme Juni-Temperaturen waren ein Faktor. Der strenge Winter, der in Regionen wie Marchfeld, Weinviertel und Burgenland zu erheblichen Auswinterungen geführt hat, ist gleichfalls für diese Missernte mitverantwortlich.

Tatsache ist, dass wir in Österreich bei den meisten Kulturen - mit Ausnahme des Maises - die Erträge, die wir Anfang bis Mitte der 90er Jahre hatten, bei weitem nicht mehr erreichen.

Situation Oberösterreich
Resümierend kann vorweg festgestellt werden: Oberösterreich hat es besser. Wohl haben auch wir einige Gebiete, die unter Trockenstress leiden - im Vergleich zu Ost- und Südösterreich ist die Situation jedoch viel erfreulicher.
Insgesamt war der gesamte Vegetationsverlauf durch Stressfaktoren gekennzeichnet. Die Wetterstatistik - beginnend mit dem Herbst des letzten Jahres - zeigt ein klares Bild.
Verkürzt kann folgendes dargestellt werden:
- Extrem feuchter Herbst mit sehr ungünstigen Anbaubedingungen
- Langer, kalter Winter mit spätem Vegetationsbeginn
- Extrem trockenes Frühjahr
- Extrem heißer Mai und Juni mit Niederschlägen - in einigen Regionen allerdings zu wenig

Bedingt durch den extrem heißen Juni kam es zu einer frühzeitigen Abreife und einem unüblich frühen Erntebeginn. Die Getreideernte begann um den 20. Juni und wird Ende Juli - selbst in den Spätdruschgebieten - beendet sein.

Änderungen in der Bodennutzung:
In Normaljahren ist die Bodennutzung eine recht konstante Größe. Es gibt wenig Verschiebungen bei den Anbauverhältnissen insbesondere bei den Hauptkulturen. Völlig anders zeigt sich das Jahr 2003. Bei Winterweizen gab es einen dramatischen Flächenrückgang von fast 18 % (- 8.500 ha).

Im wesentlichen ist dieser Flächenrückgang darauf zurückzuführen, dass die Anbaubedingungen im Herbst 2002 extrem ungünstig waren und die Landwirte richtigerweise auf bessere Bedingungen im Frühjahr gewartet haben. In diesem Sinn gibt es auch bei den Sommersaaten wie Sommergerste, Hafer, Sommerweizen und Mais teilweise recht deutliche Flächenzuwächse.

Ergebnisse der einzelnen Kulturen
Getreide
Wintergerste
Recht respektable Erträge - allerdings mit großer Schwankungsbreite - von 40 bis max. 70 dt pro Hektar. Im Landesdurchschnitt dürften 60 dt knapp nicht erreicht worden sein. Der Qualitätsparameter Hektolitergewicht bewegt sich um 63 - 66 kg und liegt damit im mittleren Bereich.
Wintergerste ist in Oberösterreich ein gefragtes Produkt. Die Preise bewegten sich wie im Vorjahr bei ca.116 Euro/t inkl. MWSt.

Winterweizen
Die Erträge schwanken ähnlich wie bei Wintergerste im Bereich von 40 - 70 dt/ha.
Die guten Erträge stammen von den Standorten mit guter Bonität - vor allem dort, wo die Böden ein gutes Wasserhaltevermögen haben.
Der Proteingehalt - ein wesentlicher Qualitätsparameter - liegt im sehr erfreulichen Bereich von ca. 13 % und teilweise auch darüber - diese Werte werden in Oberösterreich normalerweise nicht erreicht. Bedingt durch das exzellente Erntewetter gibt es keinerlei Auswuchsproblem.
Allerdings ist der zweite wesentliche Qualitätsparameter - das Hektolitergewicht - heuer etwas unterdurchschnittlich. In Anbetracht des extrem heißen Junis und der damit verbundenen vorzeitigen Abreife, ist dies jedoch nicht verwunderlich.
Wir erwarten tendenziell etwas bessere Preise als im Vorjahr, zumal gerade der mittelqualitative Mahlweizen heuer etwas gefragter sein könnte. Es wird jedoch keine "Preiswunder" geben; realistisch dürfte die Bandbreite der Erzeugerpreise zwischen 100 -115 Euro/t inkl. MWSt. sein (je nach Qualität).
Es darf nicht vergessen werden, dass allein durch den Flächenrückgang in Oberösterreich ca. 40.000 t Weizen fehlen.

Winterroggen/Triticale
Der Roggenanbau hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf nunmehr knapp
6.000 ha reduziert.
Die bisher geernteten Qualitäten sind ganz hervorragend, sodass recht gute Vermarktungs-möglichkeiten bestehen. Mit Erzeugerpreisen von ca. € 115/t wird Roggen sogar besser bezahlt als Mahlweizen.
Die Erträge liegen mit 35 - 60 dt/ha im Bereich einer Normalernte.

Das Futtergetreide Triticale hat dem Roggen in den letzten Jahren den Rang abgelaufen. Mit knapp 15.000 ha nimmt diese Getreideart in der oberösterreichischen Bodennutzung einen sehr wesentlichen Platz ein. Der Großteil des Erntegutes bleibt als Futtergetreide auf den Höfen. Mit einem Durchschnittsertrag von etwas über 60 dt/ha waren die Erträge großteils zufriedenstellend.

Sommergetreide
Im Vergleich zu den Hauptproduktionsgebieten Österreichs spielt Sommergetreide in Oberösterreich eher eine untergeordnete Rolle.
Trotz Frühjahrstrockenheit wurde/wird bei Sommergerste und Hafer eine Durchschnittsernte von 40 - 55 dt/ha eingebracht werden. Trockenheitsbedingt sind bei Hafer die hl-Gewichte etwas unter der Norm von 50 kg. Nachdem es aus dem Vorjahr noch Haferüberhänge gibt, sind die Preise mit knapp 100 Euro/t sehr gedämpft.

Öl- und Eiweißpflanzen
Raps
Mit einem Landesdurchschnittsertrag von knapp 2.000 kg gibt es bei dieser Kultur leider einen historischen Tiefststand. Es kann schon vorweggenommen werden, dass Raps der Verlierer der Erntekampagne 2003 sein wird. Die Bandbreite der Erträge reicht von deutlich unter 1.000 kg/ha bis max. 3.000 kg/ha. Der gesamte Vegetationsverlauf - beginnend mit der Aussaat bis zur extrem heißen Abreife im Juni - war für den Raps denkbar ungünstig. Es ist dies umso bedauerlicher, weil das in Oberösterreich kreierte RAPSO-Projekt deutlich ausgeweitet werden soll. Allerdings wird die Flächenauswei-tung in unserem Bundesland nicht zu realisieren sein. Man wird auf die Gebiete im westlichen Niederösterreich und dem Waldviertel zurückgreifen (müssen).
Mit Erzeugerpreisen von € 24 - 28/dt wäre zwar die Attraktivität grundsätzlich gegeben - aller-dings können die Mindererträge des heurigen Jahres in keiner Weise kompensiert werden.

Körnererbse
Bedingt durch sehr schlechte Ernten in den letzten Jahren haben unsere Landwirte die Erbsenfläche kontinuierlich reduziert. Mit knapp 9.000 ha haben sich die Erbsenflächen gegenüber dem Höchststand von 20.000 ha mehr als halbiert. Auch heuer werden wiederum die Durchschnitts-er-träge mit 30 dt/ha sehr bescheiden ausfallen.

Sojabohne und Mais
Beide Kulturen konnten flächenmäßig im heurigen Frühjahr zulegen. Mit 5.000 ha konnte speziell die Sojabohne einen sehr starken Zuwachs verzeichnen. Die Bestandesentwicklung ist bis jetzt sehr gut. Sofern noch ausreichend Niederschläge kommen, könnte es eine Spitzenernte werden. Durchschnittserträge von 30 dt/ha wären durchaus im Bereich des möglichen.

Ganz ähnlich ist die Situation bei Mais
Mit insgesamt 68.000 ha ist Mais die mit Abstand wichtigste Ackerkultur in Oberösterreich. Eine extrem frühe Blüte sowie eine exzellente Bestandsentwicklung sind bisher zu verzeichnen. Allerdings werden dringend Niederschläge benötigt - insbesondere auf den seichten Standorten. Gerade in der Phase der Einkörnung stellt der Mais sehr hohe Ansprüche an die Wasserversorgung.

Grünland und Futterbau
Der Großteil des oberösterreichischen Grünlandes wird dreimal genutzt. Schon beim ersten Aufwuchs gab es regional erhebliche Ertragseinbußen. Die Hoffnung, dass diese Einbußen mit einem guten zweiten Schnitt kompensiert werden können, haben sich leider nicht erfüllt. Die nachhaltigsten Schädigungen durch mangelnde Niederschläge gibt es daher eindeutig im Bereich des Futterbaus.

In einer ersten Notmaßnahme konnten die Stilllegungsflächen zur Nutzung frei gegeben werden. Allerdings ist diese Möglichkeit nur als der sprichwörtliche "Tropfen auf dem heißen Stein" zu bewerten, zumal die potentiellen Bedarfsgebiete und Gebiete mit verfügbaren Stilllegungsflächen im Normalfall nicht die Gleichen sind. Seitens der Landwirtschaftskammer für OÖ werden wir uns bemühen, eine Raufutter-verbilligungsaktion für die von der Trockenheit am meisten geschädigten Betriebe ins Leben zu rufen.

Obstbau
Bei den für den oberösterreichischen Obstbau so wichtigen Erdbeerkulturen gab es qualitativ eine exzellente durch Trockenheit allerdings reduzierte Ernte. Die Ernteperiode war mit zwei Wochen auch unüblich kurz.

Bei Tafeläpfel gibt es eine sehr gute Ernteerwartung. Lokal gibt es Schädigungen durch Hagelschlag. Bedauerlicherweise ist in zwei Erwerbsobstanlagen auch schon die bakterielle Krankheit Feuerbrand aufgetreten.

Im Streuobstbereich erwarten wir bei Mostbirnen eine sehr gute Ernte sowie bei Mostäpfeln eine mittlere Ernte. In jedem Fall werden die Mostliebhaber auf ihre Rechnung kommen.
Mit großem Bedauern müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Krankheit Feuerbrand gerade im landschaftsprägenden Streuobstbau ihren Tribut fordert. Trotz intensivster Bekämpfungs-maßnahmen ist es bis jetzt nicht gelungen, dieses Problem in den Griff zu kriegen. Wir rechnen auch heuer wieder mit einer großen Anzahl auszuschneidender oder auch umzuschneidender Bäume. Bedauerlicherweise zeigt sich die gerade in Oberösterreich vorherrschende Landlbirne als sehr anfällig.

Gemüsebau
Mit ca. 1.000 ha ist die Gemüseproduktion in Oberösterreich ein sehr relevanter Zweig für viele unserer Vollerwerbsbetriebe. Naturgemäß haben die Witterungsextreme des heurigen Jahres auch unseren Gemüsebauern viele Probleme bereitet.
Im Frischgemüsebereich gibt es bis jetzt eine qualitativ und quantitativ sehr gute Ernte, wobei allerdings bei einem unserer Hauptprodukte - dem Salat - die Preise sehr gedämpft waren. Der Grund liegt in einem Überangebot, sowohl in Europa als auch in Österreich.
Frühzeitig wie noch nie begann am 10. Juni die Ernte der Einlegegurken. Diese Ernteverfrühung hat unsere Betriebe vor große Herausforderungen gestellt, weil die notwendigen Erntehelfer zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung gestanden sind.

Recht zufriedenstellend ist für unsere Spargelbauern die Saison verlaufen. Wegen der Trocken-heit war die Ernte zwar um zehn Tage verkürzt - in der Direktvermarktung können jedoch nach wie vor attraktive Preise erzielt werden.

Bauern produzieren nachhaltig
Bisweilen gibt es an die Landwirte den pauschalen Vorwurf, dass sie ihre Lebensgrundlage - den Boden - unsachgemäß behandeln würden.
Wir glauben, dass das Erntejahr 2003 den Gegenbeweis geliefert hat. Wie noch nie hatten wir Stressbedingungen über den gesamten Vegetationsverlauf und trotzdem haben wir in Oberöster-reich großteils eine qualitativ als auch quantitativ respektable Ernte eingebracht. Trotz lang an-haltender Trockenperioden haben unsere Böden noch so viel Wasser nachliefern können, dass ein vernünftiges Pflanzenwachstum möglich war. Dies geht nur, wenn Humusgehalt, Wasserfüh-rung und Bodenaktivität entsprechend gut sind und auch vom Landwirt gefördert werden. Unsere Landwirte betreiben eine sehr geregelte Humuswirtschaft mit dem Anbau von Zwischenfrüchten. Bodenbearbeitungsmaßnahmen werden soweit es irgendwie möglich ist, schonend bei trockenen Bodenverhältnissen vorgenommen. Allein die Tatsache, dass unsere Landwirte im vergangenen Herbst aufgrund der widrigen Bodenverhältnisse auf den Anbau von 8.000 ha Winterweizen ver-zichtet haben zeigt, dass die Bewirtschaftung mit Herz und Hirn gemacht wird.
am Montag (21. 07.)     
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