Rieder: Handfeste Standortpolitik für Wiener Unternehmen  

erstellt am
30. 07. 03

Cluster Support Programm und Regionales Wirtschaftsservice unterstützen Kelly bei Errichtung der Europazentrale in Wien
Wien (rk) - "Die neue Europazentrale sowie die Erweiterung der Produktion der Kelly GmbH. in Wien sind ein eindrucksvolles Beispiel für handfeste Standortpolitik. Für mich ist das ein gelungenes Modell der Zusammenarbeit zwischen einem Wirtschaftsbetrieb und Einrichtungen der Stadt Wien, wie dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) und dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (WAFF)", erklärte Wiens Finanz- und Wirtschafts- stadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder bei der Bürgermeister-Medienkonferenz am Dienstag (29. 07.).

Rieder berichtete gemeinsam mit dem Generaldirektor der Kelly GmbH., Dr. Wolfgang Hötschl, über den Ausbau des Produktionsstandortes Wien und die Einrichtung der Europazentrale des führenden heimischen Snack-Erzeugers. Möglich wurde dieser Erfolg auch durch zwei Instrumente der Wiener Standort- und Wirtschaftsförderung. Das sind das Regionale Wirtschaftsservice des Wiener WWFF, sowie das Cluster Support Programm (CSP) des Wiener Arbeitnehmerinnenförderungsfonds (WAFF). So wurden der Firma Kelly über das CSP-Programm 90 Mitarbeiter rasch und unbürokratisch vermittelt und für die entsprechenden Anforderungen ausgebildet. Dabei handelt es sich um Arbeitslose, die so einen neuen Job erhalten haben. Zusätzlich wurden im Rahmen der Sektorplanförderung der Europäischen Union und im Wege des ERP- Fonds von der Stadt Wien Förderungen in der Höhe von 440.000 Euro zugesagt.

"Neben den Förderungen hat uns die Stadt Wien vor allem bei der Suche nach dem notwendigen Personal geholfen", erklärt Wolfgang Hötschl, Generaldirektor von Kelly. "Innerhalb von nur drei Monaten hat der WAFF für uns 90 neue Mitarbeiter gesucht und ausgebildet. Nur so konnten wir ohne großen eigenen Aufwand für Personalsuche und Personalauswahl rasch die Produktion aufnehmen. Für Kelly war das ein entscheidender Vorteil."

Um Firmen wie Kelly für den Standort Wien zu gewinnen, berät die Stadt Wien bei Investitionsfragen und Behördenwegen, informiert über Finanzierungsmöglichkeiten und Förderungen, hilft geeignete Liegenschaften zu finden und unterstützt über den WAFF bei der Suche nach Personal aus dem Pool des Arbeitsmarktservice (AMS).

Kelly-Standort in Donaustadt wird zur Europazentrale
Die Kelly GmbH. baut derzeit den bestehenden Standort in der Donaustadt als Konzernzentrale aus und verlagert die Chipsproduktion von Hollabrunn nach Wien. Dabei investiert das Unternehmen rund 6,6 Millionen Euro und schafft zusätzliche 90 Arbeitsplätze. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln der Europäischen Union, dem Bund und der Stadt Wien. Die Stadt Wien hat Fördermittel in der Höhe von 440.000 Euro zugesagt.

Die Übersiedlung von Hollabrunn wird jetzt im Sommer 2003 abgeschlossen, das neue Produktionsgebäude, die neue Verpackungshalle und das neue Rohwarenlager werden im September eröffnet. Schon seit Frühjahr 1997 verfügt die Kelly GmbH. über ein modernes Produktions- und Logistik-Zentrum im Industrie Zentrum Nord in Wien-Donaustadt, das als Drehscheibe für Österreich und dessen Nachbarländer konzipiert und jetzt ausgebaut wurde.

Die Verlagerung der Produktion und die Erweiterung des Wiener Standortes verbessert die Produktions- und Kostenstruktur nachhaltig und macht Qualitätsverbesserungen, die Entwicklung neuer Absatzmöglichkeiten und Produktinnovationen möglich.

2002 machte die Kellys GmbH. mit 414 Mitarbeitern einen Umsatz von 93,8 Millionen Euro. 29 Prozent des erzeugten Warenwertes wurden ins Ausland (hauptsächlich Deutschland und die MOEL-Staaten) exportiert.

Rasche und unbürokratische Hilfe für Betriebe in Wien: Regionales Wirtschaftsservice und Cluster Support Programm
Um die Unternehmen besser über die Maßnahmen der Stadt Wien zur Standort- und Wirtschaftsförderung informieren zu können, wurde im Jahr 2000 das Regionale Wirtschaftsservice (RWS) gegründet. Das RWS ist ein gemeinsames Projekt des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds. In den Betrieb des Regionalen Wirtschaftsservice investiert die Stadt Wien jährlich rund 1 Million Euro.

Das Konzept des RWS ist ebenso einfach wie bestechend: Regionalbetreuer, die beim jeweiligen Magistratischen Bezirksamt und bei der Bezirksvorstehung angesiedelt sind, besuchen die Unternehmen in ihrem Bezirk und erkundigen sich nach den Wünschen und Anliegen des Unternehmens. Sie beraten und unterstützen bei Investitionsfragen und Behördenwegen, helfen bei Betriebserweiterungen oder Neuansiedlungen entsprechende Liegenschaften zu finden und informieren über Finanzierungsmöglichkeiten, Förderungen und Weiterbildungsangebote für die Arbeitnehmer.

Während sich der WWFF auf die Unterstützung der lokalen Wirtschaft konzentriert, stehen für den WAFF die Themen Arbeitsplätze und Qualifizierung im Mittelpunkt, zum Beispiel mit dem Cluster Support Programm (CSP). Dabei handelt es sich um ein innovatives Fördermodell zur maßgeschneiderten Personalrekrutierung und -qualifizierung (Implacementstiftung), das auch bei Kelly eingesetzt wurde.

90 Arbeitslose haben durch das CSP neue Arbeit bei Kelly gefunden, als Materialwirtschaf- terInnen, RösterInnen, MaschineneinstellerInnen oder als MitarbeiterInnen für die Aufgaben- bereiche Produktion/Verleseanlage, Kartonierung, Kartonagenbeistellung, Etikettierung und Verpackung. Die CSP- TeilnehmerInnen wurden im Hollabrunner sowie im neuen Wiener Werk der Firma Kelly GmbH. eingeschult.

Zwtl.: Neue Chancen für Arbeitslose im Cluster Support Programm: 666 Jobvermittlungen seit Juni 2000
Ein Baustein im regionalen Wirtschaftsservice ist das Cluster Support Programm. Über den WAFF und in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice hilft die Stadt Wien dabei jenen Betrieben, die expandieren bzw. sich neu ansiedeln wollen, ihren Personalbedarf zu decken.

So funktioniert das CSP in der Praxis: Die Unternehmen geben bekannt, wie viele Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen zu welchem Zeitpunkt gebraucht werden. Der WAFF trifft eine Vorauswahl aus dem Pool der Stellensuchenden beim AMS. Danach beginnt die Ausbildung, die je nach dem wie hoch die Qualifikationen der gesuchten Mitarbeiter sein sollen, bis zu maximal 36 Monate dauern kann. Das Unternehmen beteiligt sich an den Kosten der Schulung zu 50 Prozent (maximal 2.500 Euro pro Kursteilnehmer) und bezahlt auch ein Stipendium an die Absolventen.

Seit der Gründung des CSP im Juni 2000 sind 666 Personen geschult worden, nicht nur für Kelly, sondern auch für Betriebe aus dem Pharmabereich, dem hochtechnologisierten Maschinenbau- Bereich und für Logistikunternehmen oder für Betriebe aus dem Handwerks- und Dienstleistungssektor. Mit 336 Wiener Unternehmen wurden Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen.

Allein im Jahr 2003 investiert die Stadt Wien so über den WAFF insgesamt 520.000 Euro in extern zugekaufte Qualifizierungsleistungen (Aufschulungsmaßnahmen im Rahmen des CSP) für die Wiener Unternehmen.

Handfeste Hilfe für Betriebe und Arbeitssuchende
Die Vorteile des CSP liegen auf der Hand. Das Unternehmen spart beim Organisationsaufwand, da Personalsuche und Personalvorauswahl über den WAFF laufen. Außerdem muss der Betrieb während der Ausbildung keine Lohnkosten bezahlen. Auch die Arbeitssuchenden und Schulungsteilnehmer profitieren. Sie erhalten während der vereinbarten Ausbildungsdauer vom AMS Wien Schulungsarbeitslosengeld, Notstandshilfe oder die Deckung des Lebensunterhaltes. BezieherInnen von Schulungsarbeitslosengeld bekommen ein monatliches Stipendium vom Unternehmen. Lohn für die Absolventen sind auch neue Karrierechancen durch die Übernahme in ein vollversichertes Dienstverhältnis nach Abschluss der Qualifizierung.

5800 Unternehmen durch Regionales Wirtschaftsservice beraten
Das Regionale Wirtschaftsservice wurde mit Beginn 2000 ins Leben gerufen. Bis Juni 2003 besuchten die 13 Regionalbetreuer mehr als 5.800 Unternehmen mit insgesamt rund 125.000 Mitarbeitern. Dadurch konnten latent geplante Projekte in Gang gebracht und ein Investitionsvolumen von rund 490 Millionen Euro mobilisiert werden. Im Rahmen der Besuche wurde ein Bedarf von 3.076 zusätzlichen Mitarbeitern erhoben, die zum Großteil von den Unternehmen auch eingestellt wurden. Die Nachfrage nach den geforderten Qualifizierungen wurde sofort an die entsprechenden Leistungsanbieter, wie z.B. WAFF, AMS, WIFI oder andere Förderstellen, weitergeleitet.

Von der Wirtschaft geschätzt
Allein durch das Aufzeigen von Ansprechpartnern, Förderungsmöglichkeiten und das Herstellen zielgerichteter Kontakte kann vielen Betrieben rasch und wirkungsvoll geholfen werden. 25 Prozent der Anfragen, die die Regionalbetreuer zu bearbeiten hatten, bezogen sich auf Finanzierungsthemen. In 8 Prozent der Fälle ging es um Betriebsimmobilien. Mehr als 1.550 Unternehmen wollten über die verschiedenen Förderungsmöglichkeiten informiert werden. Von 15 Prozent der besuchten Firmen wurden Behördenprobleme angesprochen, wobei nur ein sehr geringer Teil den klassischen Ombudsfällen zuzuordnen war. Insgesamt blieb von der Parkraumbewirtschaftung über Exportunterstützungen, Schanigärtengenehmigungen bis zu Personalsuche, Ausbildungsmöglichkeiten und Produktionsanlagenerweiterungen kaum ein Themenkreis unberührt.

Europaweit einzigartiges Projekt - nun in allen Bezirken aktiv
In einer Evaluierung durch das Wiener ipr- Sozialforschungsinstitut wurde dem RWS ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt. Das Projekt ist einzigartig in Europa und genießt eine Akzeptanzquote von 95 Prozent. Der Großteil der im Jahr 2000 befragten Wiener Unternehmen ist aufgrund einer bestehenden Beratungserfahrung überzeugt, dass das RWS seinen wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Zielen voll gerecht wird. 70 Prozent orteten eine Bereicherung des Serviceangebotes der Stadt Wien für die Wiener Wirtschaft sowie praxisnahe Unterstützung für Klein- und Mittelbetriebe. Für 60 Prozent bringt die Initiative einen besseren Informationstransfer zwischen Unternehmen und Stadtverwaltung. 55 Prozent sehen darin einen Anreiz zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Diese Einschätzung ist mit ein Grund dafür, dass das RWS seit 2003 auf alle Bezirke Wiens ausgeweitet wurde.
     
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