Wirtschaftliche Auswirkungen. Von Univ.-Prof.
Mag. Dr. w. Fritz Breuss
Wien (wifo) - Die EU steht vor dem größten Erweiterungsschritt seit ihrem Bestehen. Die
wirtschaftliche Integration kam im letzten Jahrzehnt rasch voran – nach Schaffung des Binnenmarktes 1993 erreichte
die EU 1999 mit der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) und der einheitlichen Währung die höchstmögliche
Integrationsstufe. Österreich, Finnland und Schweden traten der EU 1995 bei. Während Finnland und Österreich
sowohl am Binnenmarkt als auch an der WWU teilnehmen, hat Schweden bisher den Euro noch nicht eingeführt.
Die Wirtschaft der drei Länder entwickelte sich unterschiedlich: Das reale BIP Finnlands und Schwedens wuchs
seit 1995 rascher als jenes Österreichs. Finnland und Schweden profitierten dabei von einem kräftigen
Aufholprozess nach einer schweren Rezession am Beginn der neunziger Jahre. Andererseits erhöhte sich das BIP
pro Kopf in Österreich rascher als in den beiden anderen Ländern.
Österreich ist – gemessen am BIP pro Kopf zu Kaufkraftparitäten – innerhalb der EU 15 nach Luxemburg,
Dänemark und Irland das viertreichste Land;. Finnland rangiert auf Rang 7 und Schweden auf Rang 12. Die Arbeitslosenquote
ist in Finnland mit über 9% trotz hohen Wirtschaftswachstums in den letzten Jahren immer noch doppelt so hoch
wie in Österreich und Schweden. Die Inflationsraten haben sich in den drei Ländern im letzten Jahrzehnt
an den EU-Durchschnitt von rund 2% angenähert.
Die Wirtschaftsstruktur ist in den drei Länder sehr unterschiedlich: Während in Österreich nach
wie vor Mittel- und Kleinbetriebe dominieren, sind sowohl in Schweden als auch in Finnland multinationale Unternehmen
von Weltrang angesiedelt. Interessanterweise sind in allen drei Ländern die durch die EU-Mitgliedschaft erwarteten
handelsschaffenden Effekte nicht eingetreten – der Anteil von Exporten und Importen in die EU am Gesamthandel verringerte
sich sogar gegenüber der Periode vor 1995. Zugleich wurden die Handelsbeziehungen mit den ostmitteleuropäischen
Ländern vertieft.
Die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der EU-Mitgliedschaft spiegelt sich auch in der Entwicklung ihres Wohlstands.
Laut Eurobarometer-Befragung sind die Schweden am wenigsten von den Vorteilen der EU-Mitgliedschaft überzeugt,
während in Finnland und Österreich die Zustimmung groß ist.
Das WIFO hat mit einem Integrationsmodell die gesamtwirtschaftlichen EU-Integrationseffekte der drei Länder
geschätzt. Finnland dürfte demnach am meisten profitiert haben (Beschleunigung des BIP-Wachstum seit
1995 um 0,8 Prozentpunkte) vor Österreich (+0,4 Prozentpunkte) und Schweden (+0,3 Prozentpunkte). Die Intensivierung
des Wettbewerbs trug in allen drei Ländern zu einer Verlangsamung der Inflation bei. |