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Österreichs Umwelt-Erfolge: Luftreinhaltung, Wasserschutz, Abfallsammlung
Molterer legt 6. Umweltkontrollbericht dem Parlament vor
Wien (bmlfuw) - Österreich verzeichnet kontinuierliche Erfolge in der Luftreinhaltung, im Gewässerschutz und in der Abfallsammlung. Das sind die erfreulichsten Aussagen des 6. Umweltkontrollberichts, der vom Umweltbundesamt erstellt und von Umwelt- und Landwirtschaftminister Mag. Wilhelm Molterer in dieser Woche dem Parlament übermittelt wurde. "Sorgenkinder" sind die steigenden CO2-Emissionen und der Verkehr. Der Bericht beschreibt den Umweltzustand in Österreich und bezieht sich auf den Zeitraum zwischen 1998 und 2000.
Der Ausstoß der meisten Luftschadstoffe ist weiter zurückgegangen. So konnten die Emissionen von Schwefeldioxid von einem - auch im internationalen Vergleich - sehr niedrigen Niveau auf 42.000 Tonnen im Jahr 1999 reduziert werden. Auch bei Kohlenmonoxid konnte eine weitere Abnahme der Emissionen festgestellt werden. Die Emissionen der Ozonvorläufersubstanzen sind in den letzten Jahren leicht gefallen (flüchtige organische Verbindungen) bzw. konstant geblieben (Stickstoffoxide). Ihre Gesamtmenge betrug 231.000 Tonnen bzw. 171.000 Tonnen im Jahr 1999. Trotzdem stuft das Umweltbundesamt die Belastung durch bodennahes Ozonbelastung nach wie vor als hoch ein, einschlägige Grenz- und Richtwerte werden verbreitet überschritten. Keine Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte wurden bei Kohlenmonoxid, Benzol und Blei registriert.Konstant geblieben ist in den 90er Jahren der Ausstoß von Stickstoffoxid, das hauptsächlich dem Verkehr zuzurechnen ist. Bei Stickstoffdioxid sind fast alle Überschreitungen des Immissionsgrenzwertes an verkehrsnahen Messstellen aufgetreten. Neben Wien sind in erster Linie Tirol, Steiermark und Kärnten betroffen. Auch Überschreitungen des Immissionsgrenzwertes für Schwebestaub wurden gemessen. Schwerpunkt der Belastung waren Wien, Graz und Linz sowie einige verkehrs- bzw. industrienahe Standorte.Weitgehend konstant blieben die Emissionen der Schwermetalle Kadmium und Quecksilber sowie der polychlorierten Dibenzo-p-dioxine, der polychlorierten Dibenzofurane ("Dioxine") und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Hauptquelle ist hier die Holzfeuerung, vor allem aus alten Privat- und Gewerbeanlagen.Dagegen sind die Kohlendioxid-Emissionen von 1990 bis 1999 um 5,9 % gestiegen. Fasst man alle sechs im Kyoto-Protokoll vorgesehenen Treibhausgase (Kohlendioxid, Hydrogenfluorkohlenwasserstoffe, Methan, Lachgas, Perfluorkohlenwasserstoffe und Schwefelhexafluorid) zusammen, ergibt sich eine Zunahme um 2,6 %. Die Industrie hat den Ausstoß von Schwefeldioxid und Schwermetallen in den 90er Jahren deutlich reduziert. Auch bei anderen Schadstoffen (Stickoxide, Kohlenmonoxid) ist eine Reduktion zu registrieren. Vorgeschriebene Emissionsgrenzwerte verlangten eine Entschwefelung und Entstaubung der Abgase, wobei die Schwermetallemissionen mit reduziert wurden. Die CO2-Emissionen der Industrie lagen 1999 etwas über dem Niveau von 1990. Bei den Wärme- und Heizkraftwerken wurden von 1990 bis 1999 Schwefeldioxid und Stickoxide deutlich reduziert.

Ozonschicht über Österreich wird immer dünner
Die stratosphärische Ozonschicht über Österreich dünnt weiter aus. Sie hat - gemittelt über die Jahre 1993 bis 1999 - um 8 % gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1926 bis 1979 abgenommen. Hauptverursacher des Ozonabbaus sind Chlor und Brom, die in Form von halogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und Halonen in die Stratosphäre gelangen. Mit Hilfe internationaler Abkommen soll sich die Ozonschicht bis Mitte des 21. Jahrhunderts wieder erholen. Allerdings werden als Ersatzstoffe zunehmend teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) verwendet, die zwar keine ozonzerstörende Wirkung haben, aber stark treibhauswirksam sind. In Österreich hat der Verbrauch von FCKW seit Anfang der 90er Jahre durch Verbotsbestimmungen stark abgenommen. Der Verbrauch von FCKW-Ersatzstoffen zeigt seit 1996 allerdings wieder steigende Tendenz.

Wasserqualität bleibt konstant hoch
Bei den Flüssen und Bächen setzt sich der Trend zu einer besseren Wasserqualität fort. Waren 1966/71 noch 17 % der Gewässer nach der vierstufigen Güteskala mit III oder schlechter einzustufen, sank dieser Anteil bis 1995 auf unter 5 % und bis 1998 nochmals auf unter 3 %. Die Seen weisen gute bis sehr gute Wasserqualität auf. Die Erfolge der in den 60er und 70er Jahren gestarteten Seensanierungsprogramme halten weiter an. Anders die Situation bei der Gewässerstruktur: Nur 6 % von über 5.000 untersuchten Flusskilometern können als "natürlich" eingestuft werden.Hauptproblem für das Grundwasser bleibt die Nitratbelastung, auch wenn Verbesserungen zu registrieren sind. An 16 % der Messstellen wird der Schwellenwert von 45 Milligramm pro Liter überschritten. Wertet man die Daten bis Juni 1999 aus, zeigt sich nur mehr bei 13 % der Messstellen eine Verschlechterung, bei 20 % jedoch eine Verbesserung. Der Schwellenwert und der Trinkwassergrenzwert von Atrazin und Desethylatrazin wird an 10 % bzw. 15,5 % der Messstellen überschritten. Vor allem für das im Maisanbau früher eingesetzte Atrazin hat sich das Anwendungsverbot bewährt. An 72 % der ausgewählten 247 Messstellen nimmt die Konzentration ab, an 24 % bleibt diese gleich, nur an 3,6 % musste ein Aufwärtstrend festgestellt werden.
7 bis 12 Quadratmeter Bodenverbrauch pro Jahr und Person Pro Tag werden in Österreich schätzungsweise 15 bis 25 Hektar verbraucht. Das entspricht einem Pro-Kopf-Flächenverbrauch von 7 bis 12 Quadratmeter pro Jahr und Person. Dazu kommt der Bodenverlust durch wasserbedingte Erosion. Die Abschätzungen der davon gefährdeten bzw. betroffenen Ackerfläche schwanken zwischen 324.000 und 625.000 Hektar.Erhöhte Schadstoffmengen im Boden finden sich vor allem in Wäldern alpiner Regionen. Erhöhte Bleigehalte sind in den nördlichen Kalkalpen, in Tirol und in Kärnten festzustellen, erhöhte Cadmium-Gehalte in den nördlichen Kalkalpen und Südkärnten. Nur durch internationale Vereinbarungen können solche Emissionen nachhaltig verringert werden.Der biologische Landbau hat im letzten Jahrzehnt einen raschen Zuwachs erfahren. Gegen Ende der 90er Jahre pendelte sich das Niveau bei etwa 20.000 Betrieben ein. Der Düngereinsatz in Österreich ist im Vergleich zu anderen EU-Staaten niedrig.

Wald wird zunehmend naturnah bewirtschaftet
Österreichs Wälder sind relativ naturnah geblieben. Waldfläche und Holzvorrat haben zugenommen und zeugen von mengenmäßiger Nachhaltigkeit. Die Tendenz zu mehr Naturverjüngung ist ein Indiz für mehr Naturnähe in der Waldbewirtschaftung. Auch die Zahl geschützter Wälder auf Basis von Vertragsnaturschutz hat zugenommen. Die Belastungssituation hat sich trotz vieler Maßnahmen zur Verringerung der Luftverunreinigung aber nicht entscheidend verbessert. Bei einzelnen Schadstoffen (z.B. Ozon) werden kritische Belastungsgrenzen, bei denen mit Pflanzenschäden und Beeinträchtigungen des Ökosystems zu rechnen ist, seit Jahren überschritten. Der Eintrag von Schwefel- und Stickstoffverbindungen hat in vielen Wäldern Bodenversauerung und Eutrophierung zur Folge. Regional stellt außerdem die Belastung mit Schalenwild weiterhin eine ernsthafte Gefährdung für die Funktionsfähigkeit des Waldes dar.

Österreich ist Vorbild beim Naturschutz
Rund 25 % des Bundesgebietes stehen unter Schutz. Schutzverpflichtungen durch die EU für besonders wertvolle Lebensräume und Arten bestehen aufgrund der Vogelschutzrichtlinie und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Für das EU-Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 hat Österreich bis zum Vorjahr 116 Gebiete nominiert.Sorge bereitet die zurückgehende Vielfalt der heimischen Flora. Die 1999 veröffentlichte Neubearbeitung der Roten Liste gefährdeter Pflanzen zeigt, dass die Anzahl der mehr oder weniger stark gefährdeten Arten im Vergleich zu 1986 um fast 13 % angestiegen ist.

Steigende Verkehrsmengen bereiten Sorge
Sowohl Personen- als auch Güterverkehr nehmen kontinuierlich zu. Im Jahr 2000 wurden 122 Mrd. Personenkilometer zurückgelegt, das bedeutet eine Verdoppelung seit 1970. 65 % entfallen auf den Individualverkehr mit Pkw, Mofa und Motorrad), 7 % auf den Flugverkehr. Von 1987 bis 1998 hat sich die Transportleistung des Straßengüterverkehrs mit einem Plus von fast 120 % mehr als verdoppelt. Der Personenflugverkehr hat sich in den letzten 12 Jahren sogar mehr als verdreifacht.Durch die EU-weit festgelegten Emissionsgrenzwerte für Pkw und Lkw sowie strengere Qualitätsanforderungen an Treibstoffe sanken die fahrzeugbezogenen Emissionen von Blei, Schwefeldioxid, Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid merklich ab, Die stark gestiegenen Fahrleistungen machen aber diese Erfolge mehr als wett. Während die Pkw-Gesamtemissionen durch die Einführung des Katalysators gesenkt wurden, stiegen jene der schweren Nutzfahrzeuge von 1980 bis 1999 um fast 30 % an.Durch die steigenden Fahrleistungen hat der Energieverbrauch und somit der CO2-Ausstoß des Verkehrssektors kontinuierlich zugenommen. So sind die gesamten Kohlendioxidemissionen aus dem Verkehrssektor von 1980 bis 1999 von 13,1 Mio. Tonnen auf 20,2 Mio. Tonnen angestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von 35 % innerhalb der letzten neunzehn Jahre.

Verkehr bleibt Lärmquelle Nummer 1
1998 fühlten sich 25 % der Österreicher in ihren Wohnungen durch Lärm gestört, darunter 13,7 % stark oder sehr stark. Die Lärmstörung hat sich damit erneut vermindert und ist seit 1970 auf die Hälfte gesunken. Der überwiegende Anteil ist nach wie vor auf den Verkehr zurückzuführen.An Bundesstraßen wurden seit 1983 Lärmschutzwände und -wälle sowie lärmarmer Straßenbelag mit einer Länge von insgesamt 728,6 km errichtet. An Landes- und Gemeindestraßen werden ähnliche Maßnahmen zur Erreichung der gleichen oder niedrigerer Grenzwerte angewandt. Seit der Erstellung des Schienenverkehrslärm-Katasters 1993/94 werden Schallschutzmaßnahmen an den ÖBB-Strecken geplant. Mit den bis September 2000 festgelegten Projekten sollten Lärmschutzmaßnahmen für rund 250.000 Einwohner gesetzt werden. Die Lärmbelastung durch den Flugverkehr hat sich nicht erhöht.

Mehr Abfall wird gesammelt, weniger wird deponiert
Lässt man den in der Regel unbedenklichen Bodenaushub von rund 20 Mio. Tonnen pro Jahr außer Acht, so fallen in Österreich pro Jahr 28,6 Mio. Tonnen Abfall an. Rund eine Million davon ist als gefährlich eingestuft.In den letzten drei Jahren ist das Abfallaufkommen aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen um 12 % gestiegen. 1999 waren es rund 3,1 Mio. Tonnen. Davon wurden über die öffentliche Müllabfuhr 1.315.000 Tonnen Restmüll und 219.000 Tonnen Sperrmüll abgeführt. Über getrennte Sammlungen wurden 23.000 Tonnen Problemstoffe, 1.061.000 Tonnen Altstoffe und 478.000 Tonnen biogene Abfälle erfasst.Seit 1998 erhöhte sich das Abfallaufkommen aus Haushalten um 321.000 Tonnen. Trotzdem ist jener Anteil am Gesamtaufkommen, der deponiert wurde, seit 1996 von 45,4 % auf 43,1 % weiter zurückgegangen. Die Steigerung des gesamten Müllanfalls konnte durch einen überproportionalen Erfolg bei der getrennten Sammlung und Verwertung von Altstoffen aufgefangen werden. Auch hier gibt es unterschiedliche Trends: Die Sammelergebnisse bei Papier, Kunststoff und biogenen Abfällem haben sich erhöht, die getrennte Erfassung von Altglas ist wegen der Verdrängung durch Kunststoffflaschen rückläufig. Bei Problemstoffen blieben die Sammelergebnisse annähernd unverändert.Die Verwertung und Behandlung der 3,1 Mio. Tonnen Abfälle aus Haushalten erfolgte 1999 zu 15,4 % in Anlagen zur Verwertung von biogenen Abfällen, zu 34,3 % in Anlagen zur stofflichen Verwertung von getrennten Altstoffen, zu 0,8 % in Anlagen zur Behandlung von Problemstoffen, zu 14,7 % in Anlagen zur thermischen Restmüllbehandlung und zu 6,3 % in Anlagen zur mechanisch-biologischen Vorbehandlung von Restmüll. 28,5 % landete direkt und unbehandelt auf Deponien. In Österreich arbeiten rund 1.500 Anlagen an der Verwertung und Behandlung von Abfällen.

Weitere Altlasten erfolgreich saniert
Bis Dezember 2000 wurden 186 Deponien und industrielle bzw. gewerbliche Standorte als sanierungsbedürftige Altlasten eingestuft. Die Sanierungsmaßnahmen an diesen Altlasten verursachten bisher Kosten von insgesamt 10 Mrd. Schilling. In den nächsten 20 Jahren werden etwa 50 Mrd. Schilling für die Sanierung von Altlasten erforderlich sein. Bundesweit ist mit rund 2.500 Altlasten zu rechnen.Seit Erscheinen des 5. Umweltkontrollberichtes wurden 29 Altlasten saniert bzw. gesichert, an 57 Altlasten sind Maßnahmen zur Sanierung bzw. Sicherung im Gange. An 169 Standorten sind Untersuchungen des Grundwassers bzw. des Bodens im Gange, die Auskunft über die Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen geben. 4.650 Altstandorte, an denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, wurden neu identifiziert.

Chemieeinsatz in der Landwirtschaft nimmt stetig ab
Der Pflanzenschutzmittelverbrauch in Österreich beträgt seit 1992 im jährlichen Schnitt rund 3.275 Tonnen. Das ergibt einen Wirkstoffaufwand von 2,2 Kilogramm pro Hektar und und Jahr. Von 1993 bis 1995 haben die Wirkstoffmengen abgenommen, bis 1997 wieder zugenommen und sind bis zum Jahr 1999 auf 3.119 zurückgegangen.Mit durchschnittlich 732 Tonnen pro Jahr sind Fungizide mit dem Wirkstoff Schwefel die mengenmäßig am häufigsten eingesetzten, gefolgt vom Wirkstoff Mancozeb (Carbamat-Fungizid) mit 168 Tonnen pro Jahr. An Herbiziden wurden seit 1992 im Schnitt jährlich 1.663 Tonnen in Verkehr gebracht. Mecoprop ist mit durchschnittlich 279 Tonnen pro Jahr nach wie vor das mengenmäßig am häufigsten eingesetzte Herbizid. Natriumchlorat wird auf landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen mit durchschnittlich 230 Tonnen pro Jahr zur Beikrautbekämpfung verwendet. Die jährlich eingesetzten Mengen bei Insektiziden und Akariziden betragen etwa 110 Tonnen. Hier sinken die eingesetzten Mengen seit 1994 stetig ab.
Der Umweltkontrollbericht kann im Umweltbundesamt zum Preis von 221 Schilling bestellt werden (Fax: ++43 / (0)1 / 31304-3211, E-Mail: groeger@ubavie.gv.at). Ab 20. August ist auch eine Zusammenfassung auf der Internet-Homepage des Umweltbundesamts verfügbar.