Hotellerie: Anhaltendes Hoch im Sommertourismus
Wien (pwk) - „Nach einer aus Sicht der Hotellerie hervorragend verlaufenen Wintersaison scheint sich
der positive Trend auch im Sommer fortzusetzen“, zeigte sich Hans Melcher, Vorsteher des Fachverbandes Hotellerie,
am Donnerstag in der Wirtschaftskammer Österreich erfreut. Nach den soliden Vorsaisonmonaten Mai und Juni
spricht Melcher von einem guten Juli und erwartet sich aufgrund der Buchungssituation einen starken August. Die
Trends der letzten Jahre bestätigen sich auch heuer: Das Verhältnis Ausländer zu Inländer ist
mit 3:1 stabil. Der deutsche Markt dominiert mit 47 Prozent der Gesamtnächtigungen. Auch der Trend zum Qualitätstourismus
hält weiter an.
In den östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Steiermark rechnet man für die Hochsaison-Monate
mit etwa gleichbleibenden Nächtigungen gegenüber dem Vorjahr, wobei in einigen Regionen der Juli etwas
schwächer scheint und im August mit einem größeren Plus gerechnet wird. Das Burgenland ist touristisch
weiterhin auf der Überholspur, mit Zuwächsen, die vor allem auf das breite Tourismusangebot (Sonne, Kultur,
Wellness) zurückzuführen sind. Die alpinen Bundesländer Salzburg und Tirol melden eine moderate
Steigerung im Saisonverlauf. So verzeichnet Salzburg etwa ein Plus von 0,5 Prozent bei den Nächtigungen. Tirol
meldet +/-0. Ähnlich zeigt sich die Situation in Vorarlberg, wo vor allem Kulturfestivals in der Bodensee/Rheintalregion
aber auch im Bregenzerwald gute Ergebnisse bringen. Erfreuliche, wenn auch wetterabhängige Prognosen gibt
es auch für die Herbstmonate September/Oktober.
Der weiterhin wachsende touristische Arbeitsmarkt mit ständig steigenden Beschäftigtenzahlen widerspiegelt
die positive Entwicklung im Tourismus. Obwohl bereits im Jahr 2000 zum Saisonhöhepunkt mit mehr als 168.200
der höchste Mitarbeiterstand seit Jahrzehnten im Gastgewerbe gemessen wurde, lassen die guten Aussichten für
den Sommertourismus für 2001 eine weitere Steigerung und somit einen neuen Rekordwert erwarten. Schon in der
ersten Hälfte des Jahres 2001 lag der Beschäftigungsstand mit mehr als 151.000 Mitarbeitern im Schnitt
um 2.166 pro Monat höher als im Vorjahr und um mehr als 4.300 höher als im Jahr 1999.
Getrübt wird die gute Stimmung in der Hotellerie durch die oft vergebliche Suche nach Mitarbeitern, vor allem
zu den Hochsaisonzeiten. Bis zum Jahr 2005 fehlen in der Gastronomie und Hotellerie laut der im April 2001 präsentierten
WIFO-Studie: „Knappheit an Arbeitskräften" (Ewald Walterskirchen, Gudrun Biffl), 10.000 bis 12.000 Fachkräfte.
Die demografische Entwicklung - sinkende Geburtenrate gegenüber steigender Lebenserwartung - schlägt
sich immer mehr auf den Arbeitsmarkt nieder. Die herrschende Vollbeschäftigung am Gesamtarbeitsmarkt verstärkt
den Arbeitskräftemangel im Tourismus dramatisch. Der touristische Arbeitsmarkt, so Melcher, droht auszutrocknen.
„Hält diese Entwicklung an, werden viele Betriebe bald nicht mehr genügend Mitarbeiter haben, um ihre
Dienstleistungen aufrecht zu erhalten. Gerade diese machen aber das für die österreichische Hotellerie
charakteristische Qualitätsangebot aus, mit dem wir uns im internationalen Wettbewerb durchsetzen“, warnt
der Vorsteher. Aus diesem Grund seien zusätzliche ausländische Mitarbeiter und somit die Erhöhung
der Saisonkontigente dringend notwendig und es ist, erklärt Melcher „erfreulich, dass Bundesminister Bartenstein
die Problematik erkennt und für den Sommer 2001 mit insgesamt 6.190 Saisonarbeitsplätzen ein weitaus
größeres Kontingent (+ 3.200 gegenüber 2000) als in den Jahren davor bewilligt hat.“
Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 2.142 . Die der Arbeitslosen
ist mit durchschnittlich 29.000 trotz steigender Gesamtbeschäftigung nahezu gleich geblieben (+ 90). Trotz
dieser positiven Entwicklung im Gastgewerbe sind noch immer relativ viele Arbeitslose in der Branche gemeldet.
Ein Grund dafür ist der hohe Arbeitslosenanteil im östlichen Bundesgebiet, der einer Konzentration von
offenen Stellen in den westlichen Regionen gegenübersteht. Außerdem kommen bei weitem nicht alle Arbeitslose,
die dem Gastgewerbe zugerechnet werden, auch aus diesem Wirtschaftsbereich.
Für eine sehr gute Lösung hält Melcher das Saisonverlängerungsmodell. „Wir Sozialpartner konnten
durch einen Zusatz-Kollektivvertrag eine rechnerische Entlastung der Arbeitslosenkassen durch eine Saisonverlängerung
um zwei Wochen erreichen und damit die Bemühungen der Bundesregierung unterstützen, im Zuge der Budgetkonsolidierung
die relativ hohen Entnahmen aus der Arbeitslosenversicherung durch das Gastgewerbe zu reduzieren.“ Ursprünglich
sah die Regierungslösung eine imagemäßig nicht zu verkraftende Wartefrist und damit eine Schlechterstellung
von Saisonmitarbeitern beim Arbeitslosengeld vor. Die erste Bilanz des Saisonverlängerungsmodells ist äußerst
positiv und hat schon in seiner Startphase zu finanziellen Erleichterungen in der Arbeitslosenversicherung geführt.
Die Monate Jänner bis April brachten bereits eine rechnerische Einsparung von mehr als 100 Millionen Schilling
in der Arbeitslosenkasse.
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