Raus: Die Trumer Seen werden immer besser Libellen sind Indiz guter
ökologischer Qualität
Salzburg (lk) - Die Phosphorbelastung der Trumer Seen wurde in den vergangenen zwanzig Jahren um drei Viertel
reduziert. Das bedeutet weniger Algen. Heute nähern sich die Seen immer mehr ihrem natürlichen Zustand
an. Gewässerschutz-Referent Landesrat Dr. Othmar Raus hat nur noch wenige Punkte auf seiner "Zu erledigen"-Liste,
wie er am 17. August bei einem Informationsgespräch in Mattsee ausführte. Die Einträge aus Abwässern
der Haushalte und aus der Landwirtschaft sind unter Kontrolle. Der Fischbestand entspricht den historischen Aufzeichnungen.
Das Ermöglichen des Schwankens des Seespiegels erschließt für viele Tiere neuen Lebens- und Laichraum.
Ein gutes Indiz für die Qualität eines Gewässers als Lebensraum sind übrigens die Libellen.
Und die kommen wieder in großer Anzahl an den Trumer Seen vor.
Phosphor minus 73 Prozent
Der die Algenentwicklung in den Seen bestimmende Phosphorzulauf ist von 1982 bis 2000 von rund acht
Tonnen pro Jahr um 73 Prozent auf rund 2,2 Tonnen jährlich gesunken. Das ergab Untersuchungen des Gewässerschutzes
des Landes Salzburg, die September 1999 bis April 2001 durchgeführt wurden, um den Erfolg der realisierten
Sanierungsmaßnahmen dokumentieren zu können. Mit der Verringerung der Zulauffrachten erhöhte sich
auch der seeninterne natürliche Phosphorrückhalt beträchtlich. Die Seen erreichen allmählich
die Nährstoffsituation, die ihrem natürlichen Zustand entspricht. Dieses Ergebnis kann als großer
Erfolg der Abwasserentsorgung im Einzugsgebiet der Seen und der Düngedisziplin der Landwirte im Einzugsgebiet
der Seen gewertet werden.
Durch diese Nährstoffreduktion erreichen die Trumer Seen nunmehr wesentlich geringere Phosphorkonzentrationen
im Freiwasser, als vor einem Jahrzehnt noch überhaupt für möglich gehalten wurden. Mattsee und Obertrumer
See haben den anzustrebenden natürlichen Zustand bereits erreicht, der Grabensee ist auf dem Weg dazu.
Eine Auswirkung der geringeren Schwebealgenproduktion ist die Zunahme der Durchsichtigkeit des Wassers. Im Mattsee
werden Sichttiefen von mehr als sechs Meter, im Obertrumer See und im Grabensee von mehr als fünf Meter gemessen.
Die größere Transparenz erlaubt die vermehrte Entwicklung untergetauchter Wasserpflanzen, deren Tiefenausbreitung
stetig zunimmt.
Durch die geringere abzubauende Algenmenge hält sich in den Seen ein größerer Sauerstoffvorrat,
was den Lebensraum für Fische in der Tiefe deutlich vergrößert. Vor allem kälteres Wasser
bevorzugende Arten wie Reinanke, Seeforelle und Waller können im Sommer in größere kühle Tiefen
ausweichen.
Bessere Ufervegetation der Trumer Seen
Vom Gewässerschutz wurde in den vergangenen Jahren auch die Ufervegetation der Trumer Seen untersucht.
Dabei ergab sich, dass in vielen Bereichen zwar oberhalb der Mittelwasseranschlaglinie die natürliche Abfolge
vom Wasserschilf zum Erlenbruch nicht mehr im natürlichen Umfang vorhanden ist, sondern durch andere Nutzungen
verdrängt wurde. Die Bereiche des Wasserschilfes, die Schwimmblattpflanzenregion und die Region der Unterwasserpflanzen
breiten sich nach den Jahren der geringen Sichttiefe wieder deutlich in die Tiefe aus und bieten insbesondere der
Fischfauna wieder die notwendigen vielfältigen Lebensraumstrukturen.
Beim Mattsee hatte die Sichttiefe nie die Ausbreitung der Unterwasserpflanzen begrenzt. In der Weyerbucht sind
durch die abwassertechnische Sanierung des Kanalnetzes bereits die ersten positiven Auswirkungen mit einer wesentlichen
Verringerung des dort übermäßigen Wachstums von Unterwasserpflanzen festzustellen.
Im Obertrumer See wurden insgesamt 21 Arten, im Grabensee 16 Arten von Unterwasserpflanzen und von Schwimmblattpflanzen
erhoben. Im Mattsee werden etwa 14 Arten erwartet, sieben Arten konnten bei der Kartierung des Tiefenprofils vom
Ufer aus bereits gefunden werden. Die natürlichen Vegetationsgrenzen der Unterwasserpflanzen in den Trumerseen
liegen bei fünf bis sechs Meter Tiefe, im Jahr 1996 wurden Unterwasserpflanzen im Mittel im Obertrumersee
bis in 3,7 Meter, im Mattsee bis 5,1 Meter und im Grabensee bis 3,3 Meter Tiefe gefunden.
Die Auswertung alter Aufnahmen der Schilfbestände im Mattsee und im Trumer See zeigt, dass insbesondere in
den Bereichen, an denen die beiden Seen aneinander stoßen, die jeweiligen Schilfbestände seit etwa 50
Jahren abgenommen haben.
Mit einer erstmals über GPS und Echolot durchgeführten genauen Vermessung der Uferbereiche der Seen und
ihrer Vegetationseinheiten ist es nunmehr möglich, Ausbreitung oder Rückgang diverser Schilfbestände,
der Seerosenbestände und der "Schlingpflanzen" in den einzelnen Jahren rasch und exakt zu erfassen,
so dass auch in diesen Bereichen Veränderungen erkennbar gemacht werden können. Ein Vergleich einer Seenaufnahme
aus 1797 mit der aktuellen Vermessung zeigt die gegenwärtige markante Uferbank in den Seen, welche gleichzeitig
die Besiedlungsmöglichkeit für Unterwasserpflanzen in die Tiefe begrenzt.
Die Libellen der Trumer Seen
Untersuchungen der Libellengemeinschaften an den Ufern der Trumer Seen zeigen auch hier die eingetretenen
Veränderungen. Sie belegen aber die Stabilität der inzwischen eingetretenen Verhältnisse. Allerdings
weisen sie darauf hin, dass am Obertrumer See und am Grabensee viele der untersuchten Flächen durch menschliche
Eingriffe, vor allem durch Trockenlegung von Feuchtflächen und durch strukturelle Veränderungen, beeinträchtigt
sind.
Die Fische der Trumer Seen
Die durch Befragung der Fischereiberechtigten an den Trumer Seen erhobenen Fischbestände zeigen, dass
sich der Wandel der ökologischen Situation von einem stark nährstoffbelasteten zu einem nur mehr gering
nährstoffbelasteten See auch im Fischbestand deutlich widerspiegelt. Der historische Bestand ist im Wesentlichen
gleich geblieben. Verändert haben sich allerdings die Populationsgrößen der einzelnen Arten. Die
bisher von Zandern dominierten trüben Seen werden allmählich zu Gewässern, in denen wieder Hechte,
Barsche und Renken vorherrschen. Dies ist eine natürliche Reaktion auf die Verbesserung der trophischen Situation
aber auch eine Reaktion auf die durch das Nachwachsen der Unterwasservegetation wieder wesentlich verbesserten
Strukturbedingungen in den Seen. Diese gibt z. B. den räuberischen Hechten, die sich im Jugendstadium auch
gerne gegenseitig fressen, wesentlich verbesserte Deckungsmöglichkeiten.
Nach Jahren haben nunmehr die Fischarten, welche die kalten Tiefenzonen des Sees im Sommer bewohnen, auch am Obertrumer
See wieder einen ausgedehnten Lebensraum. Es sind dies vor allem die Renken und die Seeforellen, aber auch die
großen Welse.
Nötige Seespiegelschwankungen
Die Untersuchungen der hydrologischen Situation der Seen haben zum größten Erstaunen gezeigt,
dass die Seespiegel seit nunmehr mindestens 100 Jahren über das Brandstattwehr in einer Form reguliert werden,
dass ihr Wasserstand möglichst gleichmäßig gehalten wird. Die von der Witterung abhängigen
natürlichen Schwankungen der Seespiegelstände können über die Abflussregulierung beim Brandstattwehr
manipuliert werden, so dass in der Mattig immer wieder Hochwässer und niedere Wasserstände abwechseln.
Das hat zur Folge, dass damit die für die ökologische Funktionsfähigkeit der Seen notwendigen Spiegelschwankungen
wesentlich geringer ausfallen. Das schädigt die Ufervegetation und die Fischbestände.
Die Auswertungen der Seespiegelstände und des Abflussgeschehens der Mattig zeigen im Jahr 2000 erstmals wieder
eine weitgehend natürliche Schwankung der Seespiegel. Das entspricht den Forderungen des Gewässerschutzes
nach höheren Wasserspiegelständen während der Schneeschmelze für die Hechtlaichzeit. Dies deckt
sich auch mit den Forderungen von Landesrat Raus bei der Umsetzung des wasserwirtschaftlichen Rahmenplanes Mattig,
dafür zu sorgen, dass die Seespiegelstände künftig wieder das natürliche Abflussgeschehen der
Region erkennen lassen.
Das Dreikantmuschel-Problem im Mattsee gelöst
Im vergangenen Jahr wurde die Sanierung des Strandbades Mattsee weitgehend abgeschlossen. Im Badebereich
wurde ein Sandboden eingebracht, der die Zunahme der die Fußsohlen zerschneidenden Wandermuscheln verhindern
soll. Zum Schutz dieser Sandflächen wurde dem Strandbad unter Wasser ein Wellenbrecher vorgelagert, der das
Abschwemmen des Sandes durch die Wellenwirkung bei Ostwind verhindern soll. Bisher hat sich diese Maßnahme
bewährt.
Die Chronologie der Sanierung: Erste Anstrengungen vor 30 Jahren Die Trumer Seen waren ab den 60iger Jahren durch
die punktuelle Einleitung häuslicher und gewerblicher Abwässer und die diffuse Nährstoffzufuhr aus
der Landwirtschaft stark belastet. Die daraus resultierenden Massenentwicklungen von Schwebealgen, vor allem der
Burgunderblutalge, der 60iger bis in die 80iger Jahre sind als sichtbare Auswirkung noch deutlich in Erinnerung.
Bis 1974 leitete Mattsee die lediglich mechanisch geklärten Abwässer in den See. Die Kläranlage
Zellhof, mit deren Bau 1972 begonnen wurde, nahm 1974/75 ihren Betrieb auf. In ihr wurden dann auch die Abwässer
der Brauerei und der Käsereien gereinigt. Nachfolgend kam Schritt für Schritt die kanaltechnische Entsorgung
der Siedlungsgebiete dazu, zum Großteil über Seeleitungen.
Die Ergebnisse der umfassenden und fachübergreifenden Untersuchungen des Vorlandseenprojekts des Landes Salzburg
der Jahre 1980 bis 1983 ergaben allerdings nach wie vor einen kritischen und unbefriedigenden Zustand der Seen.
Als Ergebnis der Untersuchungen wurde die weitere kanaltechnische Entsorgung des Einzugsgebietes als wesentlich
erachtet sowie weiters die Sanierung der ARA Zellhof einschließlich der Abflussleitung in die Mattig und
zudem die Vermeidung von Abwasserentlastungen aus den Kanalnetzen in die Seen bei stärkeren Regenfällen.
Wichtige Kläranlagensanierung 1996
Durch die überlastete Kläranlage Zellhof und die störanfällige Ablaufleitung in die
Mattig gelangte bis 1995 häufig mehr oder weniger gereinigtes Abwasser direkt in den Grabensee. Dieser Missstand
gehört nach der Anpassung der Kläranlage Zellhof, die 1996 vollendet wurde, der Vergangenheit an. Im
Jahr 1998 wurde die Landleitung Obertrum-Seeham-Kläranlage und die Landleitung Mattsee-Kläranlage in
Betrieb genommen.
Dadurch ist der Eintrag von Nährstoffen durch Gebrechen von Seeleitungen, wie beispielsweise im Jahr 1995
durch einen Leitungsschaden im Strandbad Staffl, nicht mehr möglich. Mit der Errichtung der Pumpwerke Staffl,
Seeham, Weyerbucht und Mattsee-Nord wurde außerdem Rückhalteraum für Abwasser und Regenwasser geschaffen,
so dass nunmehr ungeklärtes Abwasser aus Kanälen nicht mehr in die Seen gelangen kann.
Nährstoffreduktion durch Düngeverordnung
Als weiterer wichtiger Schritt zur Nährstoffreduktion der Seen folgte die Düngeverordnung für
die Trumer Seen im Jahre 1991. Wichtigster Punkt war dabei die Schaffung von ausreichendem Grubenraum für
Gülle und Jauche, um den Bauern die Möglichkeit zu geben, ihre Wirtschaftsdünger zu den für
die Pflanzen günstigsten Zeiten auf die Felder zu bringen und nicht auf die Schneedecke düngen zu müssen.
Mit dem Schmelzwasser gerieten nämlich in der Folge Nährstoffe in die Seen.
Kanalisation des Hüttendorfs in Lochen
Im Jahr 2001 wurde im Einvernehmen zwischen Oberösterreichischer und Salzburger Landesregierung die
kanaltechnische Entsorgung der Hüttendörfer am oberösterreichischen Ufer des Mattsees beschlossen.
Die Realisierung wird wesentlich zur Verbesserung der Qualität des seichten Niedertrumer Beckens beitragen
und einer der letzten Schritte zur Reinhaltung der Seen sein. Bereits seit 1989 werden die noch anfallenden Senkgrubenwässer
aus diesen Bereichen nicht mehr im Einzugsgebiet des Sees aufgebracht, sondern über die Kläranlage entsorgt.
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