Spezialeinheit zur Bekämpfung der Computerkriminalität
Wien (bmi) - Das Innenministerium intensiviert die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
– vor allem bei der Bekämpfung der Computer- und Netzwerkkriminalität. Unternehmen sollen für die
Gefahren aus dem Internet sensibilisiert werden.
"Die Sicherheit in der Informationstechnik wird leider noch von vielen Anwendern vernachlässigt. Hacker
und andere Computerkriminelle können einen enormen Schaden verursachen und das Vertrauen der Menschen in die
moderne Kommunikationstechnik erschüttern. Viele kleinere und mittlere Unternehmen sind nicht auf die Attacken
aus dem Netz vorbereitet", sagte Innenminister Dr. Ernst Strasser bei der Präsentation des "Global
Economic Crime Survey 2003" von PricewaterhouseCoopers (PwC) am 11. August 2003 in Wien.
Viele durch Computerkriminalität geschädigte Unternehmen scheuen sich, eine Anzeige an die Sicherheitsbehörden
zu erstatten. "Täter, die nicht angezeigt werden, können nicht bekämpft werden – sie werden
wieder zuschlagen und weiter Schaden anrichten. Cybercrime ist kein Kavaliersdelikt, sondern hat schlimme Folgen,
die manchmal bis zur Existenzbedrohung gehen. Wir müssen hier das Bewusstsein der Betroffenen noch mehr schärfen",
betonte Strasser und wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft mit größtmöglicher
Diskretion erfolge. "Denn die Unternehmen haben kein Interesse, dass der Schaden, der durch Cybercrime entstanden
ist, publik wird."
Kampagne "Mehr Sicherheit im Internet"
Das Bundesministerium für Inneres hat im vergangenen September gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich
unter dem Motto "Mehr Sicherheit im Internet" eine Kampagne gestartet, um das IT-Sicherheitsbewusstsein
in der Wirtschaft zu verbessern, Manipulation und Missbrauch in den Computersystemen zu vermeiden und das Vertrauen
der Bürgerinnen und Bürger in die Möglichkeiten der neuen Kommunikationstechnik zu stärken.
"Nur in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft können wir das Sicherheitsbewusstsein steigern",
erläuterte Strasser. "Wir werden diese Kooperation verstärken und weiterhin mit gemeinsamen Initiativen
versuchen, vor allem die EDV-Verantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen über die vielfältigen
Gefahren durch Computerkriminelle zu informieren und sie zu sensibilisieren."
2002: 4.785 Straftaten im Zusammenhang mit IT-Medien
Die im Innenministerium eingerichtete Spezialabteilung des Bundeskriminalamts ermittelte im Jahr 2002 österreichweit
bei 4.785 Straftaten im Zusammenhang mit IT-Medien. Davon konnten 3.922 Delikte (82 %) geklärt werden. Bei
248 Fällen im Vorjahr wurden 320 Computer und Hunderte Datenträger forensisch gesichert, analysiert und
ausgewertet; das entspricht einer Steigerung von ca. 320 Prozent gegenüber dem Jahr 2001.
Gefahr von außen und innen
Die Gefahr und die Auswirkungen von Wirtschaftsdelikten bzw. von Computerkriminalität nehmen mit der
Größe des Unternehmens zu. Viren können im schlimmsten Fall Daten zerstören und in Netzwerken
einen immensen Schaden verursachen Vor kurzer Zeit hackten Unbekannte das Benutzerverzeichnis eines Kreditkartenunternehmens
und boten gültige Kreditkartennummern mit den zugehörigen Namen um 10 bis 15 Euro im Internet an.
Die Attacken erfolgen vor allem auf nicht oder schlecht abgesicherte Netzwerksysteme – überwiegend durch so
genannte "Hacker Communities". Bekannte Lücken des jeweiligen Betriebssystems werden ausgenützt.
Nicht nur Angriffe von außen durch Viren, Trojaner und Hacker können ein Unternehmen schädigen,
in vielen Fällen lauert die Gefahr innen . (diesen satz würde ich streichen: – oft sind es die eigenen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die hacken oder sabotieren. Vor kurzem wurde beispielsweise der Betrieb eines
Internet Service Providers für mehrere Stunden erheblich gestört. Die Untersuchungen der Spezialisten
des Bundeskriminalamts ergaben, dass die Attacke nicht von außen kam, sondern von einem Administrator des
Providers oder Jemandem aus dem näheren Firmenumfeld. Es ist daher notwendig und wichtig, den Zugang zu den
Computernetzen, zu den vertraulichen Daten genau zu regeln und zu sichern.
IT-Sicherheitsmanagementprozess
Wichtig ist die Fortbildung der Mitarbeiter im IT-Bereich. Oft werden Mitarbeiter zur Administration eines Firmennetzwerkes
eingesetzt, die nicht über eine umfassende Ausbildung verfügen. Bei Unternehmungen geringerer Größe
wird die Administration und Wartung oftmals ausgelagert. Bei großen Unternehmen bewährt sich eine Risikoanalyse
für die Erstellung eines Sicherheitsmanagementprozesses und einer IT-Sicherheitspolicy mit der Einrichtung
eines IT-Sicherheitsverantwortlichen. Unbedingt erforderlich sind Virenscanner und Firewalls.
Neue Bestimmungen gegen Computer- und Netzkriminalität
In Österreich sind mit dem Strafrechtsänderungsgesetz vom 1. Oktober 2002 weitere gesetzliche Regelungen
zur Bekämpfung der Computer- und Netzwerkkriminalität eingeführt worden. Damit wurde auch die Cybercrime-Konvention
des Europarats umgesetzt, die eine Reihe Tatbestände enthält: unerlaubte Angriffe auf Computersysteme,
strafbare Handlungen mit Hilfe von Computersystemen, Verbreitung strafbarer Inhalte über Computersysteme sowie
Urheberrechtsverletzungen.
Die neuen, mit dem Strafrechtsänderungsgesetz in das Strafgesetzbuch (StGB) eingeführten Bestimmungen:
• § 118a StGB (Widerrechtlicher Zugriff auf ein Computersystem)
• § 119 StGB (Verletzung des Telekommunikationsgeheimnisses)
• § 119a StGB (Missbräuchliches Abfangen von Daten)
• § 126b StGB (Störung der Funktionsfähigkeit eines Computersystems)
• § 126c StGB (Missbrauch von Computerprogrammen oder Zugangsdaten)
Innenminister Strasser will auch auf EU-Ebene die Bekämpfung der Cyberkriminalität verstärkt thematisieren
. Das Innenministerium wird die internationale Kooperation in diesem Bereich weiter ausbauen.
Wirtschaftskriminalität: Fast jedes zweite Unternehmen Opfer
43 Prozent der österreichischen Unternehmen waren in den vergangenen beiden Jahren Opfer von Wirtschaftsdelikten,
geht aus der PwC-Studie hervor. Österreich liegt damit über dem westeuropäischen Durchschnitt von
34 Prozent. Vor zwei Jahren gaben nur 20 Prozent der heimischen Unternehmen an, von Wirtschaftskriminalität
betroffen zu sein. Die am meisten genannten Delikte waren Diebstahl und Unterschlagung, gefolgt von "Cybercrime".
25 Prozent der Befragten gaben an, Opfer von Computer- und Netzkriminalität geworden zu sein. "Das deckt
sich mit unseren Erfahrungen", sagte Strasser. Rund ein Drittel der Wirtschaftsdelikte kam zufällig ans
Licht. Nur 52 Prozent der heimischen Unternehmen wollen laut Studie jedes Delikt bei der Polizei anzeigen. 59 Prozent
der befragten österreichischen Unternehmen befürchten, in Zukunft von Wirtschaftsverbrechen betroffen
zu werden. Für die Befragung wählte PwC in Österreich rund 80 Unternehmen aus den 500 größten
Betrieben aus. |