Österreichs Weingärten zeigen sich weniger anfällig für die derzeit anhaltende
Trockenheit als die heimische Landwirtschaft
Wien (öwm) - Seit Wochen leidet die österreichische Landwirtschaft unter akutem Wassermangel.
Unzureichende Regenfälle, die in Form von Gewittern größtenteils nur punktuell auftreten, entschärfen
die Lage kaum.
Österreichs Weingärten zeigen sich jedoch widerstandsfähig. Aufgrund der großen Dürre
in weiten Teilen des Landes sind – von heutigem Standpunkt aus gesehen - keine nennenswerten Ernteausfälle
zu erwarten. Erhöhte Aufmerksamkeit ist aber der sorgfältigen Bearbeitung der Weingärten zu widmen.
Von der Trockenheit stärker betroffen sind Junganlagen, die aufgrund ihrer Wurzelsysteme noch keine langen
Wurzeltriebe bis tief ins Erdreich aufweisen können und somit auf vorhandene Wassermengen knapp unter der
Erdoberfläche angewiesen sind.
„ Bisher verlief das Weinjahr fast optimal“, freut sich Michael Thurner, Chef der Österreichischen Weinmarketingservicegesellschaft
(ÖWM). „Ein sonniger August und ein milder Herbst ohne zuviel Niederschlag könnten uns wieder einen großen
Weinjahrgang bringen.“
Über die Erntemengen des Jahres 2003 können zu diesem Zeitpunkt noch keine seriösen Angaben gemacht
werden. „Viele Winzer beginnen jetzt erst mit dem Ausdünnen der Rebstöcke“, erklärt Michael Thurner.
Entscheidend ist die Witterung in den Erntemonaten September und Oktober. Sonnige Herbstmonate ermöglichen
eine optimale Ausreifung der Trauben und somit hohe Qualität. Zuviel Niederschlag in dieser Zeit erhöht
den Fäulnisdruck in den Weingärten und erfordert eine sehr selektive Ernte, um nur bestes Traubenmaterial
zu erhalten. „Wenn alles glatt läuft können wir mengenmäßig mit einer durchschnittlichen Ernte
wie in den vergangenen 5 Jahren rechnen“, ist Michael Thurner zuversichtlich.
Zwischenbericht aus Österreichs Weinregionen
Das Burgenland verzeichnete im Mai sehr heiße Temperaturen, resultierend in einer sehr frühen
Weinblüte. Aufgrund des feuchten Winters war in den Böden genügend Feuchtigkeit gespeichert, sodass
ein mächtiges Wachstum der Rebstöcke eintrat. Bis zu 50ml Niederschlag wurde in der vergangenen Woche
im Burgenland gemessen, die Trockenheit wird bisher nicht dramatisch eingestuft. Bei normalem Witterungsverlauf
rechnen die burgenländischen Winzer mit einem verfrühten Erntebeginn bereits in der ersten Septemberwoche.
Die Situation in der Steiermark präsentiert sich ähnlich. Auf eine extrem frühe Blüte
folgte ein stark vegetatives Wachstum (hohe, vorhandene Winterfeuchtigkeit) und eine sehr frühe, kurze Blüte.
Regelmäßiger Niederschlag in ausreichender Menge (mit Ausnahme einiger Teile der Oststeiermark) und
viele sonnige Tage verursachten einen Entwicklungsvorsprung in den Weingärten von ca. 3 Wochen. Nur vereinzelte
Trockenparzellen in sehr exponierten Lagen und neuausgepflanzte Weingärten bis zu 3 Jahren weisen teilweise
Dürreprobleme auf. Bei guter Entwicklung und einem schönem Herbst sehen die steirischen Winzer einem
großen Jahrgang entgegen.
In Wien waren die schweren Hagelstürme Mitte Mai verheerend. Ein Totalausfall ist jedoch trotzdem
nicht zu erwarten, da in vielen Fällen noch schlafende Augen an den Weinstöcken zeitgerecht austreiben
konnten. Generell wird jedoch ein Ertrag unter 50% der durchschnittlichen Ernte erwartet. Längerfristige Schäden
des angeschlagenen Rebholzes sind noch nicht absehbar. Auch in Wien erscheint die Trockenheit noch nicht beunruhigend,
ein schöner Landregen ist aber erwünscht.
Die Weingärten im Bundesland Niederösterreich weisen eine ähnliche Entwicklung auf,
wobei einzelne Subgebiete stärker vom anhaltenden Wassermangel betroffen sind.
Das Weinviertel weist trotz seiner kleinklimatischen Unterschiedlichkeit noch keine Probleme auf. Rebstöcke
auf sehr sandigen, durchlässigen, heißen Böden benötigen hingegen in den nächsten Tagen
bis Wochen dringend Feuchtigkeit. Kritisch ist die Situation im östlichen Weinviertel rund um Poysdorf, da
hier Gewitter nur punktuell Linderung verschaffen konnten.
In den trockenen Hang- und Terrassenlagen der Wachau und des Kremstales wurden bereits vor vielen Jahren Bewässerungssysteme
installiert um den ständigen Wassermangel auszugleichen. Teilweise sind hier noch große Grundwasserreserven
aus den Überschwemmungstagen des vergangenen Jahres vorhanden. Auch die restlichen Gebiete Niederösterreich
kämpfen derzeit nicht mit akuten Problemen aufgrund des geringen Niederschlages. Bei normaler Witterung ist
eine verfrühte Ernte in den ersten Septemberwochen zu erwarten. |