Gedichte von Goethe und Schiller kennt sie vom Anfang bis zum Ende
Innsbruck (rms) - Am Freitag (15. 08.) feiert Frau Maria Foglar ihren 102. Geburtstag:
"Ich erlebte die k. u. k. Monarchie, erinnere mich genau an die Begegnung mit Kaiser Franz Joseph in Schönbrunn,
ich lernte aber auch die Folgen der beiden Weltkriege kennen!" Für Vizebgm. DI Eugen Sprenger, der am
Vortag die offiziellen Glückwünsche der Stadt und einen Blumenstrauß zum "stolzen Wiegenfest"
überbrachte, fand die charmante, elegante und auch am Tages(sport)geschehen interessierte Jubilarin anerkennende
Worte. "Dass sie bei diesem Lauf am Baggersee mitgetan haben, ist eine große Leistung, vor allem bei
dieser Hitze!"
Geboren wurde Maria Foglar in Znaim (im Jahr 1901), damals noch österreichisch. Nach dem 1. Weltkrieg wurde
der südmärische Ort tschechisch, nach dem Einmarsch der Wehrmacht deutsch. Das Kriegsende brachte für
die Familie, bis dahin Besitzer einer großen Konservenfabrik, die große Zäsur. "Wir mussten
vor den Russen fliehen und unsere Heimat verlassen. Wir wurden mit den beiden Kindern auf einem Lastwagen nach
Schladming evakuiert" schildert die 102-Jährige die dramatischen Ereignisse: "Wir haben viel mitgemacht,
aber das Leben ging weiter. Die Fabrik (seit 1875 im Familienbesitz) fiel den Benesch-Dekreten zum Opfer - der
Neustart begann in Tirol, zuerst in Schwaz, dann in Innsbruck. Letztlich gelang sogar die Rückkehr in die
Selbstständigkeit: Eine Champignonzucht wurde eröffnet und bis zum Tode ihres Mannes (1971) geführt.
Sohn Dr. Oswald Foglar, (Chemiker bei Plansee, lange Zeit in Grenoble tätig, nunmehr in der Schweiz in Pension)."Meine
Mutter war immer eine gute Geschäftsfrau."
Mit ihrem Langzeitgedächtnis ("besser als das kurze", so die Selbsteinschätzung) konnte die
Jubilarin noch vor kurzem eine Studentin "wissenschaftlich" für ihre Diplomarbeit als Zeitzeugin
über die Erlebnisse in den beiden Weltkriegen unterstützen. Die große Liebe gehört aber dem
Zitieren von klassischen Versen -"Von Schiller und Goethe kann ich ganze Gedichte von Anfang bis zum Ende!"
Eine Bewunderin und Gratulantin zum 102. Wiegenfest wird übrigens auch Gertraud Niescher sein, Frau des ehemaligen
Bürgermeisters. "Trude ist eine Nichte von mir!" |