Kunstbericht 2002 liegt vor  

erstellt am
12. 08. 03

Rückkehr zur Normalität
Wien (PK) - Nach einem für die Kunst überaus erfreulichem Jahr 2001 mussten Bildende Kunst, Musik, Literatur und Film 2002 zur kulturpolitischen Normalität zurückkehren. Hatte das Kunstbudget im Jahr 2001 noch 107,5 Mio. Euro betragen, so gab es 2002 nur noch 79,6 Mio. Euro. Das geht aus dem Kunstbericht 2002 ( III-43 d.B.) hervor, der seit kurzem dem Nationalrat vorliegt. Zwar hatte es im Vorjahr durch die "Kulturhauptstadt Graz" eine Sondersituation gegeben, doch auch ohne diese außerordentlichen Förderungen ging das Budget um rund 13 Mio. Euro zurück. Betroffen war davon primär der Bereich Musik und Darstellende Kunst mit einem Minus von rund elf Mio. Euro und der Bereich Film mit einem Minus von rund zwei Mio. Euro. Erstmals seit Jahren verzeichnete die Literatur ein leichtes Plus, und auch die Regionalkultur wurde verstärkt gefördert.

Kunststaatssekretär Franz Morak zieht dennoch zufrieden Bilanz. Man habe die Kunstförderung weiter modernisiert und dabei die Kunstschaffenden verstärkt zum Gegenstand der Subventionen gemacht. Eine Reihe gezielter Initiativen in allen Kunstsparten habe ihre Wirkung nicht verfehlt. "Diese Maßnahmen sind ein wichtiger und notwendiger Schritt in Richtung Ausbau und Modernisierung des Förderungssystems in Österreich. In dieser Legislaturperiode wird es nicht nur darum gehen, die staatliche Kunstförderung zu sichern, sondern zusätzliche Impulse für die Kunstförderung zu setzen. Mit der Fortführung bewährter Konzepte, der Entwicklung neuer, zielgerichteter Förderungen, mit Private Public Partnerships und der Reform des Sponsorenwesens wollen wir eine solide und zeitgemäße wirtschaftliche Basis für unsere Künstlerinnen und Künstler errichten, auf der sich Kreativität und künstlerisches Schaffen unter den Bedingungen der globalen Marktwirtschaft und des internationalen Wettbewerbs optimal entfalten können", so Staatssekretär Morak.

Einen besonderen Schwerpunkt sieht der Staatssekretär in der Vertiefung des Europabegriffs in der Kultur. Man müsse, so Morak, die Diskussion um die europäische Identität und die Grundwerte Europas von Anfang an gemeinsam mit den zehn neuen Beitrittsländern führen, wobei Österreich dabei die einmalige Chance habe, "aktiv als Bindeglied zwischen den einzelnen Staaten und Kulturen zu agieren." Diesem Ziel trage die heimische Kulturpolitik Rechnung: "Deshalb haben wir vor drei Jahren begonnen, einen Südost- und Mitteleuropa-Schwerpunkt aufzubauen, mit dem Ziel die kulturellen Kontakte zu den neuen EU-Ländern und den Staaten Südost- und Ostmitteleuropas weiter auszubauen." Morak verweist in diesem Zusammenhang auf die gute Zusammenarbeit mit privaten Förderern, die Wesentliches zu den Erfolgen dieses Kurses beigetragen hätten.

Generell umreißt der Staatssekretär seine Ziele folgendermaßen: "Wenn man als Kulturpolitiker die österreichische Kunst und Kultur stärken will, muss man dafür Sorge tragen, dass die Leistungen der Kunstschaffenden im In- und Ausland wahrgenommen und präsentiert werden. Dazu gehören die Beteiligung österreichischer Verlage an den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig ebenso wie die Teilnahme österreichischer Galerien an internationalen Foren und die Präsenz österreichischer Kunst bei kulturellen Großereignissen. Wer Kulturpolitik für Österreich und für die österreichischen Kunstschaffenden machen will, wird gut daran tun, europäisch und international zu planen und zu handeln." Dabei kommen, so Morak, den Österreichischen Kulturforen eine wesentliche Rolle zu.

Wenn die Filmförderung auch quantitativ ein wenig zurückgegangen ist, so erhielt sie durch eine neue Qualität dennoch neuen Input. Wesentlich sind dabei die neue Sonderförderung "Kino-Initiative" sowie konkrete Filmstipendien, die ab 2003 jährlich ausgeschrieben werden und jeweils 95.000 Euro betragen sollen. Einen weiteren Schwerpunkt sieht Staatssekretär Morak "in der Weiterentwicklung von Beteiligungsmodellen im Bereich der Kunstförderung". Nicht zuletzt seien durch die geplanten Änderungen bei der Einkommens- und Umsatzsteuer "hohe positive Effekte" für die Förderung des Kunstmarkts zu erwarten, heißt es in den Ausführungen des Staatssekretärs abschließend.

Das Kunstbudget im Detail
Nach dem vorjährigen erstmaligen Ansteigen des Kunstbudgets seit 1995 kehrten die Zahlen 2002 wieder zur Normalität zurück. So erhielt die Bildende Kunst 2002 insgesamt 5,4 Mio. Euro gegenüber 20,6 Mio. Euro im Jahr zuvor, wobei aber 2001 rund 15 Mio. Euro für die europäische Kulturhauptstadt Graz mit einberechnet gewesen waren. Musik und Darstellende Kunst (40,0 Mio. Euro gegenüber 51,4 Mio. 2001) und Film (14,0 gegenüber 15,9) zählen so zu den "Verlierern" das Jahres 2002. Die Literatur erhielt hingegen 10,4 statt bisher 9,9 Mio. Euro. Ein leichtes Plus verzeichneten auch die Regionalkultur - von 5,7 auf 5,9 Mio. Euro sowie bi- und multilateralen kulturellen Auslandsangelegenheiten mit 0,3 statt zuvor 0,1 Mio. Euro. Insgesamt liegt die Gesamtsumme von 79,6 Mio. Euro um rund 2,5 Mio. Euro über den Kennzahlen des Jahres 2000, aber um rund 13 Mio. Euro unter den Daten des Jahres 2001.

Konkret bedeuten diese Zahlen, dass die Hälfte des Kunstbudgets auf die Musik und die darstellende Kunst entfällt, während der Film nunmehr knapp 18 Prozent des Budgets für sich beanspruchen kann. Der Anteil der Literatur stieg auf nunmehr 13 Prozent, Architektur & Design erhalten 7 Prozent des Kunstbudgets, die Regionalkultur 5 Prozent und die Bildende Kunst immerhin noch 6,8 Prozent.

Größte Subventionsnehmer waren 2002 das Österreichische Filminstitut mit 8,2 Mio. Euro, gefolgt vom Theater in der Josefstadt (5,6 Mio. Euro), den Salzburger Festspielen (5,2 Mio.), dem Volkstheater (4,4 Mio.) und dem Konzerthaus (2,7 Mio. Euro).

Hoffnung für die Literatur
Die Mittel für die Literatur stiegen 2002 erstmals seit Jahren wieder. Statt 9,9 Mill. Euro 2001 standen 2002 immerhin 10,4 Mill. Euro zur Verfügung. Davon profitierten vor allem die Verlage und die Präsentation literarischer Werke, aber auch die Personenförderung wurde neuerlich angehoben. Von besonderer Wichtigkeit für die AutorInnen sind dabei die Staatsstipendien, die 37 großteils jungen SchriftstellerInnen zum Teil namhafte Summen zur Bewältigung ihrer Arbeit zur Verfügung stellen. Daneben erhielten 37 zum Teil renommierte AutorInnen wie Cvetka Lipus, Janko Ferk, Thomas Glavinic und Marianne Fritz konkrete Projektförderungen. Die Robert-Musil-Stipendien gingen 2002 an Bettina Balaka, Richard Obermayr und Ferdinand Schmatz. Den Staatspreis für europäische Literatur erhielt 2002 Christoph Hein.

Der heimische Film
Trotz leichten Rückgangs gab es 2002 beachtliche Mittel für den heimischen Film. Insgesamt standen knapp 14 Mio. Euro zur Verfügung.

Beachtlich liest sich denn auch die Liste der Kinostarts heimischer Produktionen im Berichtszeitraum, reicht die Palette hier doch von

Alfred Dorfers "Ravioli" und Roland Düringers "Poppitz" über Sabine Derflingers "Vollgas" und der Literaturverfilmung "Gebürtig" mit Peter Simonischek bis zu Josef Haders "Blue Moon".

Ein Serviceteil sowie ein Glossar zur Kunstförderung runden den Bericht ab.
     
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