LH Haider besuchte Gräberfeld in Südkärnten – Hochrangiger Karantane aus dem siebten
nachchristlichen Jahrhundert entdeckt
Klagenfurt (lpd) - In Grabelsdorf (Gemeinde St. Kanzian) wurden am Samstag (16. 08.)
die Ergebnisse der Grabungen 2003 präsentiert. Im Mittelpunkt der Präsentation stand die epochale Entdeckung
einer Nachbestattung aus der Zeit um 700 nach Christi Geburt. Dieser Fund ist eine archäologische Sensation,
da es das bislang einzige vollständige Grab dieser Zeit im Kärntner Raum ist. Landeshauptmann und Kulturreferent
Jörg Haider betonte, dass diese spektakuläre Ausgrabung weitere Einsicht in die große Landesgeschichte
bringen werde und versprach, eine Initiative für eine kompakte Ausstellung über die Entstehung Karantaniens
ins Leben zu rufen.
Der Landeshauptmann wies darauf hin, dass bei den „1000-Jahre-Österreich-Feiern“ darauf vergessen wurde, dass
Karantanien innerhalb Österreichs das älteste Gemeinwesen sei. Daher sei es unbedingt notwendig, die
Landesgeschichte Kärntens in einer eigenständigen Dokumentation darzustellen: „Als Kulturreferent wünsche
ich mir, dass nicht nur ausgegraben und gesammelt wird, sondern dass auch ein Gesamtbild transparent gemacht wird.“
Haider lobte in diesem Zusammenhang die Aktivität der Region: „Man hat immer daran geglaubt, etwas bahnbrechendes
zu finden. Jetzt hat es sich ausgezahlt.“
Die Grabungsinitiative 2003 hatte das Friedhofsgelände bei Grabelsdorf zum Ziel. Dort war schon 1966 vom damaligen
Keltenforscher F. X. Kohla unter Beteiligung einiger Gemeindebürger ein Grabhügel aus dem achten Jahrhundert
vor Christus entdeckt worden. Paul Gleirscher, derzeitiger Grabungsleiter und Kustos für Ur- und Frühgeschichte
im Landesmuseum für Kärnten, meinte, dass der jetzt gefundene groß gewachsene Mann 1500 Jahre später
in dem hallstattzeitlichen Grabhügel nachbestattet worden sei. „Der 1,80 Meter große Mann wurde nicht
verbrannt, sondern körperbestattet“, so Gleirscher. Zusätzlich wurden großzügigen Grabbeigaben
gefunden, die eine zeitliche Zuordnung möglich machen: „Bei diesem Toten handelt es sich um einen hochrangigen
Karantanen der Zeit um 700 post Christum natum.“
Highlight der Grabbeigaben ist ein awarischer Militärgürtel, der damals ein Symbol für hochrangige
Krieger oder Fürsten war. Die massiven Riemenzungen aus Messing weisen darauf hin, dass dieser in einer byzantinischen
Werkstatt hergestellt worden ist. Ebenfalls gefunden wurde ein zum Gürtel gehöriger aus Horn gefertigter
Salzbehälter und ein prächtiges einschneidiges Schwert. „Das sogenannte Langsax gehörte zur militärischen
Ausrüstung und stammt nicht aus dem awarisch-byzantinischen Raum, sondern aus dem merowingischen Kulturkreis,
aus Franken oder Bayern“, erklärte Gleirscher. Diese These werde auch durch den Freilegung eines Reitersporns,
der den Rang des Toten als Reiter oder Ritter betont, bestätigt: „Reitersporen werden nie in Gräbern
von Awaren gefunden und demonstrieren archäologisch die Unabhängigkeit und Vielseitigkeit des Karantanenstaates,“
so der Dozent der Universität Klagenfurt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen werden ergeben, ob sich hinter
diesem gefundenen Würdeträger ein zugewanderter Slawe oder ein im Karantanenstaat aufgestiegener Romane
verberge.
Die Gracarca ist ein Berg mit langer Tradition, der am südöstlichen Ufer des Klopeiner Sees liegt. Die
urzeitlichen und mittelalterlichen Siedlungsspuren verteilen sich auf eine Länge von fast zwei Kilometer und
eine Breite von bis zu 500 Meter. In Kooperation zwischen dem Landesmuseum Kärnten, der Gemeinde St. Kanzian
und dem Verein 5000 Jahre Gracarca wurden in den letzten zehn Jahren sehr gründliche Nachforschungen betrieben
und so konnte dieses Gebiet vor kurzem als Noreia, Hauptstadt des mythischen Noricum definiert werden. |