Wien - "Rund 150.000 Besucher strömten seit der Ausstellungseröffnung
im April zu dieser Sonderausstellung ins Leopold Museum. Das Besucherinteresse ist nach wie vor so groß,
dass ich mich um eine Verlängerung für weitere zwei Monate bemüht habe", erläutert Rudolf
Leopold, Museologischer Direktor im Leopold Museum. Bis zum 31. Oktober 2003 ist nun die Schau "TOULOUSE-LAUTREC.
Das gesamte grafische Werk. Sammlung Gerstenberg" zu sehen.
Henri de Toulouse-Lautrec (1864 - 1901) gehört zu den größten Zeichnern und Grafikern der Kunstgeschichte.
Sein druckgrafisches Werk entstand in nur einem Jahrzehnt: zwischen 1891 und 1901. Diese Arbeiten geben einen faszinierenden
Einblick in das Pariser Leben Ende des 19. Jahrhunderts.
Lautrec stammte aus altem französischem Hochadel; durch einen Unfall als Jugendlicher blieb der ohnehin Kränkliche
kleinwüchsig. Familiärer Wohlstand enthob den Künstler aller finanziellen Sorgen. In Paris zog es
ihn in die Welt der Amüsierbetriebe rund um den Montmartre. In den Cafés, Cabarets, Tanzhallen und
Bordellen beobachtete er das "Theater des Lebens". Anders als die meisten seiner Zeitgenossen sah er
diese Welt mit dem Blick eines Menschen, für den bereits alle Schranken gefallen sind. In seinen Bildern berichtete
er davon ohne die Überheblichkeit des sozial höher Stehenden, aber auch ohne falsches Mitleid. Mit Einfühlungsvermögen
und scharfem Auge hielt er seine Beobachtungen auf Papier oder Leinwand fest, schuf realistische Stimmungsbilder
und Charakterstudien von einer Welt, in der die bürgerliche Moral nicht galt, in der Vornehmes und Gemeines
sich mischten, Schlichtes und Lasterhaftes nebeneinander existierten. Keiner hat den Amüsierbetrieb der Belle
Époque so ungeschminkt, meisterhaft und zeitlos gültig in Gemälden, Lithografien und Plakaten
festgehalten wie Henri de Toulouse-Lautrec.
Dem Berliner Sammler Otto Gerstenberg gelang es vor dem Ersten Weltkrieg, die umfassendste Sammlung der Originalgrafik
Lautrecs, die je existiert hat, zu erwerben. Zur Fülle kommt noch die Qualität, denn die Sammlung Gerstenberg
verfügt auch über eine große Zahl von Widmungsexemplaren sowie einmaligen Vorzugs-, Probe- und
Zustandsdrucken.
Im Leopold Museum wird der Besucher durch die architektonische Andeutung eines Pariser Variétés'
mit roten Teppichen, Treppenaufgängen und Logen auf die Betrachtung der Arbeiten des französischen Künstlers
eingestimmt.
An jedem Freitag um 19 Uhr führt Elisabeth Leopold, die Ehefrau des Sammlers Rudolf Leopold, zu "Leben
und Werk von Henri de Toulouse-Lautrec".
Nächste Ausstellungstermine:
FIAT
Installationen von Thomas Feuerstein
19. 09. - 31. 10. 2003
LEOPOLD BIRSTINGER
Zum 100. Geburtstag
31. 10. 2003 - 1. 02. 2004 |