Weltweite Explosion toxischer Algen in Meeren
Stuttgart (pte) - Mit Hilfe eines neu entwickelten Biosensors sollen gefährliche und hochgiftige
Algen auch auf hoher See sofort erkannt werden. Verschiedene deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen
haben an der Entwicklung des neuartigen Geräts mitgearbeitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) hat den Sensor mit 2,1 Mio. Euro. gefördert. Bisher war nämlich nur der Nachweis von Giften selbst
möglich, berichtet die Universität Stuttgart.
"Weltweit nimmt die explosionsartige Vermehrung giftiger Algen zu. Bei sommerlicher Hitze treten die so genannten
Algenblüten mit zunehmender Wasserverschmutzung auch in den Badeseen und an den Stränden der Nord- und
Ostsee auf", erklärt Franz Brümmer, Zoologe am Biologischen Institut der Universität Stuttgart
http://www.uni-stuttgart.de/bio/zoologie . Im Kampf gegen Algen sei neben der Verminderung der Umweltverschmutzung
ein Frühwarnsystem besonders wichtig. Unter dem Projektnamen TEPS (Toxizität und Ausbreitung toxischer
Eukaryonten-Prokaryonten-Systeme) ist der neue, leicht zu bedienende Mikrochip-Handgerät-Biosensor entwickelt
worden. "Derzeit wird er in Feldversuchen getestet, dann soll er als Warngerät an Bord von Fisch- und
Muschelkuttern eingesetzt werden", berichtet der Wissenschaftler. In ersten Testläufen am Forschungsschiff
Heincke konnte das Algen-Frühwarnsystem erfolgreich eingesetzt werden.
An der Entwicklung waren Wissenschaftler aus sechs Instituten auf Helgoland und Sylt, in Bremerhaven, Jena, Mainz
und in Stuttgart beteiligt. Sie untersuchten die genetischen Unterschiede zwischen giftigen und ungiftigen Stämmen,
die es bei ein und derselben Algenart geben kann. "Giftige Algen führen bei Kontakt im Wasser zu Hautreizungen.
Wenn sie in Muscheln angereichert werden, können sie das Gift sogar in gefährlichen Konzentration speichern,
die bei Verzehr zu Atemlähmung oder Gedächtnisverlust führen", erklärt Brümmer. Die
Hauptursache für den dramatischen Anstieg der giftigen Algenblüten in den Küstengewässern ist
das Überangebot an Nährstoffen, vor allem Stickstoff. "Stickstoff gelangt in Form von Abwässern
aus der Industrie und Landwirtschaft über die Flüsse ins Meer. Einige Algenarten bilden dabei stickstoffhaltige
Stoffwechselprodukte, die auf Menschen und Säugetiere als Nervengift wirken", so Brümmer. Wie gefährlich
toxisch diese Gifte sind, zeigten vorangegangene Versuche. Das bekannteste Algengift Saxitoxin ist tausendmal giftiger
als Zyankali. |