Flemming: Europäische Senioren Union prangert Gewalt gegen ältere Menschen an
Brüssel (evp-ed) - "Ich schäme mich für die steigende Gewaltbereitschaft gegen
ältere Menschen in unserer heutigen Gesellschaft und ich werde dabei nicht tatenlos zuschauen. Gemeinsam mit
der Europäischen Senioren Union habe ich daher einen Forderungskatalog erstellt und dabei die Thematik nicht
nur zu einem Arbeitsschwerpunkt gemacht, sondern auch konkrete Handlungsanforderungen an die Europäische Volkspartei,
an das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und an die nationalen politischen Verantwortungsgremien
gerichtet", so die österreichische ÖVP-Seniorensprecherin und Europaabgeordnete Dr. Marilies Flemming
am Donnerstag (28. 08.) nach ihrer ersten Präsidiumssitzung nach der Sommerpause
in Brüssel.
Die Europäische Senioren Union, die Vereinigung von christdemokratischen Seniorenorganisationen aus 18 europäischen
Ländern, habe ein Papier erarbeitet, das Gewalt gegen alle ältere Menschen sei es im häuslichen
Umfeld, in den Altersheimen oder in der Arbeitswelt anprangert. "Hemmungsloser Individualismus, der nur nach
dem eigenen Vorteil fragt und weder für das Gemeinwohl noch für Solidarität Raum lässt, bedroht
die ethischen Fundamente unseres Gemeinwesens. Oft wird sogar der Eindruck erweckt, durch ein langes Leben verhalte
sich der Einzelne sozialschädlich", kritisiert Flemming scharf. "Dabei ist nicht zu vergessen, dass
es die Älteren waren, die die Basis für den Wohlstand der Jüngeren erarbeitet haben. Sie haben Anspruch
auf Alterslohn und gesellschaftliche Wertschätzung. Soziale Sicherheit für ältere Menschen ist kein
Almosen und kein Gnadenakt, den man nach Belieben zur Disposition stellen kann. Sozialleistungen für Ältere
sind das Äquivalent eigener Vorleistungen, die im Rahmen der generationsübergreifenden Solidarität
erbracht worden sind. Wer Senioren und Seniorinnen vor Gewalt schützen will, muss älteren Menschen die
eigenständige Gestaltung ihres Lebensumfeldes ermöglichen. Entsprechende Hilfsangebote sind bereitzustellen."
Zur Verhütung menschlicher Isolierung müsse ein abgestuftes, wohnortnahes und vernetztes Hilfesystem
entwickelt werden. Ältere Menschen dürften nicht durch überfordernde und oft nicht so gewünschte
Fürsorge faktisch entmündigt werden. "Denn diese Entmündigung führt häufig dazu,
dass die Senioren und Seniorinnen nur als Objekt behandelt und nicht als Subjekt mit eigenen Rechten und Pflichten
begriffen werden", so Flemming weiter.
"Jüngere Generationen werden länger leben"
Es sei erforderlich, Ärzten, Pflegepersonen, den gesetzlichen Betreuern, den Freunden, Nachbarn sowie Familienangehörigen
die Gewaltthematik bewusst zu machen und letzteren Hilfestellung bei der Überwindung von Gewaltsituationen
zu gewähren. Gewalt in der Pflege äußere sich in körperlichen und seelischen Verletzungen,
aber auch im Unterlassen von Hilfe und in der Vernachlässigung. Sie kann im Privatbereich mit der Überbeanspruchung
der Pflegepersonen zusammenhängen (Belastung durch Beruf, Familie, Krankheit usw.) so dass die Gewalt oftmals
hinter 'geschlossenen Türen' geschehe und damit nur schwer erfassbar sei.
Politik und Gesellschaft müssten daher alles dafür tun, die Rahmenbedingungen für ein aktives Altern
zu stärken. "Oberstes Gebot muss dabei sein: Hilfsbedürftigkeit im Alter darf nicht zu Armut und
zur sozialen Ausgrenzung führen", fordert die österreichische ÖVP-Seniorensprecherin "Gesetzliche
Maßnahmen, die jegliche Gewalt gegen ältere Menschen unter Strafe stellen, sind - soweit dies nicht
bereits erfolgt ist - in allen Mitgliedstaaten der EU sowohl im Straf- als auch im Zivilrecht zu ergreifen unter
Berücksichtigung der schwächeren Position älterer Menschen, insbesondere wenn diese physisch oder
psychisch krank sind. Ältere Menschen müssen über ihre Rechte informiert werden. Juristischer Beistand
muss ihnen gegebenenfalls kostenlos zugänglich sein", so Flemming weiter.
"Dieses Programm rasch umzusetzen sei nicht nur eine Notwendigkeit für die älteren Menschen, sondern
insbesondere eine Vorsorge für die jüngere Generation, deren Lebenserwartung erfreulicherweise ständig
steigen wird", so Flemming abschließend. |