Bundesminister a.D. Josef Hesoun verstorben  

erstellt am
29. 08. 03

Schüssel: Hesoun war Pionier der modernen Sozialpolitik
Tief betroffen zeigt sich Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vom Ableben des ehemaligen Sozialministers Josef Hesoun: "Josef Hesoun war ein über die Parteigrenzen hinweg angesehener Politiker, der viel bewegt hat. Einige tiefgreifende Sozialreformen, von denen wir heute noch profitieren, wurden in seiner Amtszeit beschlossen", sagte Schüssel und verwies auf die Einführung des Pflegegeldes.

"Hesoun war aber auch ein gestandener Gewerkschafter mit Handschlagqualität, dem immer der Blick für das Ganze vor dem Einzelinteresse galt. Als einer, der viele Jahre als sein "Nachbar" im selben Regierungsgebäude mit ihm viele Verhandlungen geführt hat, habe ich ihn als lösungsorientierten Verhandler, aber auch als Freund und interessanten Gesprächspartner erlebt", so der Bundeskanzler.

"Mit seiner Fähigkeit, das Mögliche und Machbare einzuschätzen, aber auch auszureizen, war er als Sozialminister ein Pionier einer modernen Sozialpolitik. Sein Interesse an der Politik war auch nach seinem Ausscheiden aus den öffentlichen Ämtern ungebrochen. Er war mit Herz und Seele an der Entwicklung Österreichs interessiert und hat auch in der Pension den aktiven Politikern kritische und konstruktive Gedanken zu aktuellen Fragen zukommen lassen. Durch sein Ableben verliert Österreich einen großen Vertreter der Sozialpartnerschaft und einen gerne gesuchten und erfahrenen Gesprächspartner. Unser Beileid gilt seiner Frau und seiner Familie", würdigte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Josef Hesoun.

 

Gusenbauer: Josef Hesoun war ein großer Sozialreformer
"Tief erschüttert und bewegt müssen wir als Sozialdemokratie das Ableben Josef Hesouns zur Kenntnis nehmen - eines großen Sozialreformers und Humanisten", erklärte SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer zum plötzlichen Ableben Hesouns. "Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt nun seiner Gattin und seiner Familie."

Josef Hesoun war seit frühester Jugend in der Sozialdemokratie, insbesondere bei den sozialdemokratischen Gewerkschaftern engagiert. Als Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz gelang es ihm in unermüdlich geführten Verhandlungen eine Abfertigungsregelung für Bauarbeiter durchzusetzen. Als Präsident der AK-Niederösterreich sorgte er dafür, dass die AK zu einem modernen und serviceorientierten Dienstleistungsunternehmen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entwickelt wurde. "Seine politische Erfüllung aber fand er als initiativer und innovativer Sozialminister", unterstrich der SPÖ-Vorsitzende, "Hier hat er historische Wegmarken gesetzt".

Vor allem mit der Durchsetzung und Realisierung des Pflegegeldes ist Josef Hesoun ein sozialpolitischer Meilenstein gelungen, der ihm europaweite Anerkennung brachte. Er stand aber auch stolz und selbstbewusst für die soziale und politische Emanzipation der Arbeiterschaft in der Republik. "Er machte aus seiner Herkunft aus einer Arbeiterfamilie kein Geheimnis und war stolz als Arbeiter einer österreichischen Bundesregierung anzugehören", stellte Gusenbauer fest.

Josef Hesoun, der nie die Scheinwerfer der Mediengesellschaft gesucht hatte, war ein militanter Demokrat und Antifaschist, vor allem aber ein glühender Anhänger der Sozialpartnerschaft und des politischen Dialoges. "Seine großen politischen Erfolge basierten auf seinen großen sachpolitischen Detailkenntnissen, sensiblem Verhandlungsgeschick und absoluter Handschlagsqualität - die Sozialdemokratie verliert einen großen Sozialreformer, Österreich einen aufrechten Patrioten", erklärte Gusenbauer abschließend.

 

Haupt vom Ableben Hesouns »persönlich erschüttert«
"Tief bewegt und persönlich erschüttert" zeigt sich Vizekanzler und Sozialminister Herbert Haupt über das Ableben des ehemaligen Sozialministers Josef Hesoun. "Mit Josef Hesoun hat Österreich nicht nur einen seiner großartigsten Sozialpolitiker verloren, sondern auch einen aufrichtigen Menschen mit Handschlagqualität, einen sozialen Brückenbauer, der sich bedingungslos für sozial Schwache in diesem Land eingesetzt hat."

Hesoun habe seine großartigen sachlichen wie menschlichen Fähigkeiten nicht nur als Bau-Holz-Gewerkschafter bewiesen, wo er mit der Einführung der Bauarbeiter-Urlaubskasse sein Interesse für die Arbeitnehmer/innen seines Berufsstandes und seine Leistungen als Vordenker für den modernen Arbeitnehmerschutz eindrucksvoll unter Beweis stellte. Auch als langjähriger Obmann des Sozialausschusses und natürlich als Sozialminister der Republik Österreich erwies er sich als großer Mann der Sozialpolitik, so Haupt. Zu seinen hervorragenden sozialpolitischen Leistungen zähle allem voran die Einführung des Pflegegeldes, wodurch er von seinem bedingungslosen Einsatz für die sozial schwachen Menschen in diesem Land überzeugte.

Haupt: "Ich habe Josef Hesoun nicht nur als Politiker, sondern vor allem auch als Mensch kennen und schätzen gelernt. Er war Brückenbauer, sowohl in der Zeit der kleinen Koalition von SPÖ und FPÖ 1983 bis 1986, als auch in Zeiten der Ausgrenzung unserer Gesinnungsgemeinschaft. Er war stets einer, der mit allen das Gespräch gesucht hat. Seiner Familie spreche ich mein tiefstes Mitgefühl aus."

 

Tumpel: Trauer um Tod eines großen Sozialpolitikers
"Erschüttert müssen wir das Ableben Josef Hesouns zur Kenntnis nehmen. Unsere ganze Anteilnahme gilt nun seiner Familie", erklärt AK Präsident Herbert Tumpel. Mit Hesoun haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen großen Sozialpolitiker verloren, der sich immer für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt hat. Egal ob als Betriebsrat, Gewerkschafter, AK Präsident, Abgeordneter oder Sozialminister - sein Engagement und sein Ziel waren immer auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeitnehmer gerichtet. "Österreich hat einen großen Politiker verloren", hält Tumpel fest.

Josef Hesoun war von 1974 bis 1991 Präsident der AK Niederösterreich, von 1983 bis 1990 auch Vizepräsident des Österreichischen Arbeiterkammertages (heute Bundesarbeitskammer) und bis 1990 Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter im Arbeiterkammertag.
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