Wissenschaft & Technik
der Woche vom 11. 09. bis 17. 09. 2001

 

   
Neue Waffen gegen Einbrecher und Autoknacker
Klosterneuburg (nöwpd) - Eigentumsdelikte gehören in Österreich zu den häufigsten Verbrechensformen. Zwei niederösterreichische High-tech-Unternehmen, die InterBiometrics Zugangssysteme GmbH. aus Bruck/Leitha und die Klosterneuburger Firma ECA Message Systems, sagen jetzt mit neuen Erfindungen Hauseinbrechern und Autoknackern den Kampf an. InterBiometrics hat den sogenannten "ibutton" entwickelt. Dieses Gerät ist ein Minicomputer, nicht größer als ein Knopf. Darin sind u.a. eine Identifikationsnummer, ein Prozessor, ein Verschlüsselungschip und ein Uhrwerk integriert. Der "ibutton" ist in der Lage, biometrische Parameter, wie z.B. Gesichtszüge, zu speichern und in Verbindung mit einer Kamera zu identifizieren.
"Dieses Gerät macht es dem Anwender möglich, Zugriffs- oder Zutrittsrechte an mehrere Bedingungen zu knüpfen", erklärte InterBiometrics-Geschäftsführer Peter Wolfram. Der "ibutton" könne in Scanner und Webcams eingebaut werden und sei darüberhinaus zur digitalen Unterschrift geeignet. Die Brucker wollen ihre Entwicklung jetzt auf den Markt bringen. ECA Message Systems hat ein neues Alarm- und Störungsmeldungsgerät erfunden, das auf den Namen "Message Maker" hört und in Verbindung mit dem Handy funktioniert. Der "Message Maker" wird am Einsatzort montiert und alarmiert über Short Message Service (SMS) das Mobiltelefon, sobald im Haus ein Fenster eingeschlagen oder das Auto gestohlen wird.
Revolutionär an der von den Klosterneuburgern entwickelten Technik ist, daß der "Message Maker" über bestimmte erhaltene SMS-Befehle betriebliche Funktionen auslöst, mit deren Hilfe man den Einbruch oder Diebstahl möglicherweise verhindern kann. Die SMS-Anweisungen könnten z.B. lauten: "Benzinzufuhr stoppen" oder "Rauchaggregat zünden". "Bei Eigentumsdelikten eignet sich das Handy hervorragend zur direkten und diskreten Alarmierung", stellte Horst Kriechbaum, Geschäftsführer von ECA Message Systems, fest.
   

   
EU unterstützt und koordiniert Stammzellenforschung
Brüssel (eu) - Am 14. September Heute kamen die Teilnehmer einer zweitätigen Konferenz über Stammzellen- forschung zu dem Schluss, dass mehr Forschung nötig sei, bevor über die künftigen Folgen dieser neuartigen Therapie verlässliche Vorhersagen getroffen werden könnten. Veranstaltet wurde diese Konferenz von der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission, die damit die Arbeiten auf diesem Gebiet koordinieren wollte.
Laut den Wissenschaftlern, Juristen, Ethikern und Industrievertretern werden klarere nationale Regelungen benötigt, die eindeutig festlegen, was erlaubt und was verboten ist. Wie eine Untersuchung ergab, die die Kommission im Frühjahr 2001 über die Vorschriften für Stammzellenforschung in allen Mitgliedstaaten durchgeführt hat, gehen die Bestimmungen in Europa in vielen Fällen auseinander, in anderen stimmen sie überein. An der Konferenz nahmen neben den Koordinatoren der 15 grenzübergreifenden Forschungsprojekte über Stammzellentherapie, welche die Kommission zurzeit finanziert, auch Fachleute aus industriellen, ethischen und juristischen Kreisen teil. Das Finanzvolumen der Projekte, die die Kommission unterstützt und an denen über 100 Laboratorien mitwirken, beläuft sich auf 27 Millionen €. Alle Wissenschaftler arbeiten ausschließlich mit Stammzellen, die Erwachsenen, Nabelschnurblut oder abgetriebenen Föten entnommen wurden. Dies entspricht der jüngst geäußerten Auffassung der Europäischen Gruppe für Ethik, die die Herstellung von Embryonen zu Forschungszwecken sowie Stammzelltherapien mit der Begründung ausschließen, diese Technologien seien trotz der großen Möglichkeiten, die sie versprechen, noch zu unausgereift und mit Risiken behaftet.
Der EU-Forschungskommissar Philippe Busquin erklärte: „Die Stammzellenforschung gehört zu den vorgeschlagenen Prioritäten des nächsten Forschungsrahmenprogramms (2003 2006). Die Stammzellentherapie ist im Hinblick auf die Heilung von Krankheiten und Verletzungen höchst vielversprechend. Meiner Meinung nach lässt sich sehr viel durch einen stärkeren Informationsaustausch und eine bessere Koordinierung der Stammzellenforschung in ganz Europa gewinnen. Doch möchte ich klarstellen, dass Forschung an embryonalen Stammzellen, bei der ein Embryo für Forschungszwecke hergestellt wird, zurzeit und auch in Zukunft nicht aus europäischen Forschungsprogrammen finanziert wird."
Die Teilnehmer betonten, alle möglichen Stammzellenquellen (Erwachsene, abgetriebene Föten, Nabelschnurblut, Embryos im Frühstadium) sollten erforscht werden. Viele dieser Wege von der Forschung auszuschließen, wäre eine kurzsichtige Entscheidung. Nach Meinung der Fachleute braucht Europa eine gemeinsame Politik und einheitliche Kriterien für Qualitäts- und Sicherheitsprüfungen und die Beurteilung der Effizienz klinischer Versuche. Um ein Optimum an Informationsaustausch, Transparenz, Integration und Kooperation zu erreichen - alles vorrangige Ziele des nächsten Rahmenprogramms -, müsse in Europa noch sehr viel getan werden.
Fortschritte in der Stammzellentherapieforschung lassen sich nur erzielen, wenn wir ständig und aufmerksam die entsprechenden gesellschaftlichen und ethischen Debatten verfolgen. Anknüpfend an die Diskussion über Genetik und die Zukunft Europas im letzten Jahr, wird die Europäische Kommission mit Unterstützung der im vorigen Jahr von Philippe Busquin gegründeten hochrangigen Sachverständigengruppe für Biowissenschaften die verschiedenen Interessenvertreter zu einer Konferenz über „Stammzellen - eine Therapie für die Zukunft?" am 18./19. Dezember in Brüssel einladen. Mit ihr soll eine pluralistische und informative Diskussion zwischen Wissenschaftlern und einem breiten Spektrum von Vertretern der Gesellschaft in Gang gesetzt und gefördert werden. Daran beteiligen werden sich auch Fachleute für die ethischen Folgen der Biotechnologie, Spezialisten für Humanwissenschaften und Recht, Patientenverbände, Interessengruppen, Studenten und Lehrer, Erzieher und die Medien, die medizinischen Berufe sowie Vertreter verschiedener Behörden.
 

   
Digitale Geschwindigkeitsüberwachung in Tunnels
OGMA für vollständige Kontrolle und internationale Vernetzung der Daten
Wien (pte) - Lückenlose Geschwindigkeitsüberwachung in Tunnels und harte Strafen für Raser hat Kurt Seidel, Leiter der Plattform "Sicherheit bei Applikationen und Prozessen der Mess- und Automatisierungstechnik" der Österreichischen Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik (OGMA) am Donnerstag vor Journalisten in Wien gefordert. "Überhöhte Geschwindigkeit ist die Unfallursache Nummer Eins, doch jedes Gesetz ist nur so gut, wie die Kontrolle seiner Einhaltung", so Seidel.
Mit Laser-Scannern, Radar-Kanonen oder digitalen Messsystemen (Micromesser) könnte die Geschwindigkeit ermittelt und dem Fahrer durch Überkopfanzeigern, die in regelmäßigen Abständen montiert sein müssten, angezeigt werden. Die Geschwindigkeit solle gemeinsam mit den Fahrzeugdaten in ein "Closed User Network" wie das Schengen-Daten-Netzwerk übertragen werden.
"Die technische Realisierung von Überwachungslösungen für Tunnels ist kein Problem", ergänzte der Helmut Weiss, Professor an der Montan-Uni Leoben. Auch finanzielle Hindernisse könnten überwunden werden. "Man denke nur daran, wie rasch der Katalysator Verbreitung fand", so Weiss. Eine andere Frage sei der ethische Aspekt einer vollständigen Überwachung. "Wir wollen Orwell vermeiden." Weiss schlug daher den Einsatz von Kameras mit eingebauter, lokaler Intelligenz vor. Nur wenn Abweichungen, wie erhöhte Geschwindigkeit oder das Verlassen der Fahrspur, erfasst würden, sollten die Daten gespeichert werden.
 

   
44 wissenschaftliche Projekte vereinbart
6. Tagung der Österreichisch-Chinesischen Gemischten Kommission
Peking/Wien - In den nächsten Jahren werden 44 wissenschaftliche Projekte, unter anderem über so unterschiedliche Themen wie Wildbachverbauung und Aufforstung, Dermatologie, theoretische Physik und die historische Seidenstraße, durch die Wissenschaftsressorts Österreichs und der Volksrepublik China finanziell unterstützt. Dies wurde im Protokoll der 6. Tagung der Österreichisch-Chinesischen Gemischten Kommission für Wissenschaft und Technik vergangene Woche unter dem Vorsitz von Botschafter Dr. Gerhard Rainer (Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten) vereinbart. Damit hat sich die Zahl der geförderten Projekte seit der 5. Tagung der Kommission um 30 Prozent erhöht.
Über den bilateralen Bereich hinaus gewinnt diese wissenschaftliche Zusammenarbeit zunehmend Bedeutung für die Teilnahme beider Staaten an der multilateralen Kooperation, insbesondere in den Rahmenprogrammen der Europäischen Union, aber auch im Rahmen der ASEM-Zusammenarbeit (ASEM = Asia-Europe-Meeting).
Im Anschluß an die Verhandlungen veranstaltet das Mundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur mit Unterstützung des Büros für Internationale Technologiekoopertion (BIT) und dem Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien an der Tsinghua-Universität in Beijing einen östereichisch-chinesischen Wissenschaftstag. An die 80 Forscherinnen und Forscher werden mit Verantwortlichen für internationale Forschungszusammenarbeit von insgesamt 30 chinesischen Universitäten u. a. zu Themen der internationalen Kooperation und Lebenswissenschaften diskutieren.
Das wachsende Interesse beider Staaten läßt erwarten, daß sich die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit und ihre langfristige Auswirkung auf die multilaterale Kooperation zu einem immer bedeutenderen Teil der österreichisch-chinesischen Beziehungen insgesamt entwickeln wird.
 

   
Netzwerkausfälle kosten weltweit 9,2 Mio. Dollar pro Stunde
Wien (pts) - Laut einer Studie der Eagle Rock Alliance Ltd. (Cost of Downtime Survey 2001) verursachen Datenverluste weltweit Kosten von 9,2 Mio. Dollar pro Stunde. Rund 70 Prozent aller Netzwerkausfälle lassen sich auf Leitungsprobleme zurückführen. Oft sind falsches An- oder Abstecken bzw. unbeabsichtigtes Herausreißen wichtiger Steckverbindungen die Ursache. Die Lösung des Problems kommt aus der Schweiz: Der Netzwerkspezialist Reichle & De-Massari hat ein dreistufiges Sicherheitssystem entwickelt, das auf einfache aber wirksame Weise vor Schäden schützt, die durch falsches Zusammenfügen oder versehentliches Lösen von Steckverbindungen auftreten können. Großer Bedarf für die Innovation besteht im Finanzsektor, E-Commerce und in Spitälern.
In der ersten Stufe wird durch eine Farbcodierung an den jeweiligen Anschlusspunkten erreicht, dass selbst ein Laie erkennt, welches Kabel zu welchem Anschlussmodul gehört. Denn auch falsches Anstecken kann für ein Netzwerk tödlich sein. Die zweite Stufe – der Data Safe Lock – macht falsches Verbinden auf mechanische Weise unmöglich: Eine einfach konstruierte Sperre sorgt dafür, dass nur passende Anschlüsse zusammengefügt werden können.
In der dritten Stufe wird dem versehentlichen Lösen oder unbeabsichtigten Herausreißen von Steckverbindungen entgegengewirkt. Hier kommen zwei patentierte Produktvarianten zum Einsatz: Safe Clip und Plug Guard. Der Safe Clip ist eine Manschette in Signalfarbe, die über den Stecker gelegt wird. Um später das Kabel aus der Dose herausziehen zu können, muss der Safe Clip entfernt werden. Ein einfacher Handgriff zwar, doch er verhindert wirkungsvoll unbeabsichtigtes Lösen wichtiger Datenverbindungen. Der Plug Guard geht einen Schritt weiter: Einmal angesteckt, kann der gesicherte Kontakt nur mehr mittels passendem Schlüssel gelöst werden.
Die gesamte Produktserie zeichnet sich durch ihre überraschend einfache Funktionsweise bei gleichzeitig maximaler Effizienz aus. Die geringen Kosten erlauben es auch kleinen Betrieben oder Non-Profit-Unternehmen wie Schulen, ihre Netzwerke gegen Ausfälle durch unsachgemäße Behandlung abzusichern.
Reichle & De-Massari gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Komponenten für Daten- und Telekommunikationsnetzwerke. In intensiver Forschungs- und Entwicklungstätigkeit bringt das Schweizer Unternehmen laufend technische Innovationen auf den Markt, um Netzwerke besser und sicherer zu machen. Das zeigt sich beispielsweise bei den von R&M erzeugten Steckern, die in ihrer Bauweise und Verarbeitung weltweit führend sind. Ihre patentierte Konstruktionsweise bietet maximale Zugentlastung, erlaubt den vollen Datendurchsatz ohne Bandbreitenverluste und ermöglicht außerdem eine besonders einfache, schnelle Installation ohne Spezialwerkzeug. Durch die Rückwärtskompatibilität der Bauteile gibt es keine Probleme in der Nachrüstung älterer Systeme.
Die hohe Qualität der Produkte, gepaart mit erstklassigem Know-how im Bereich der Installation, sind für den technologischen Vorsprung von Reichle & De-Massari ausschlaggebend. Sie erlauben es dem Unternehmen auch, ein dreistufiges Garantieprogramm anzubieten: Beginnend mit der 5-jährigen Produktgarantie auf alle Komponenten, über die 20-jährige Systemgarantie für von zertifizierten R&M-Partnern installierte Systeme bis zur lebenslangen Applikationsgarantie, die dem Kunden die Sicherheit gibt, dass alle zukünftig aufkommenden, auf den bestehenden Standards basierenden Applikationen auf dem Netzwerk eingesetzt werden können.
Reichle & De-Massari wurde im Jahr 1964 gegründet. Der Konzern mit Stammsitz bei Zürich hat im Geschäftsjahr 2000 mit 539 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von rund 162 Mio. Schweizer Franken (ca. 1,3 Mrd. Schilling) erwirtschaftet. Die österreichische Tochtergesellschaft unter der Leitung von Geschäftsführer Stefan J. Krumböck erwirtschaftete im Jahr 2000, dem zweiten seit ihrer Gründung, mit sieben Mitarbeitern einen Umsatz von 50 Mio. Schilling.
 

   
Photovoltaikanlage versorgt NÖ Landhaus mit Strom
St. Pölten (nlk) - Das Haus 9 im Landhausviertel in St.Pölten wird künftig einen Teil seines Strombedarfes mit Solarstrom decken. In die Außenfassade dieses Hauses, die auf Grund der Ausrichtung besondere Sonneneinstrahlung auszeichnet, wurde nun eine Photovoltaik-Anlage integriert, die jährlich rund 8.000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Diese Anlage sei ein weiteres Bekenntnis des Landes zur sauberen und umweltfreundlichen Energieversorgung, so Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll gestern bei der offiziellen Inbetriebnahme der Anlage, an der auch die ehemalige Wiener Finanzstadträtin und nunmehrige Siemens-Mitarbeiterin, Mag. Brigitte Ederer, teilnahm. Der Landeshauptmann verband damit auch die Hoffnung, dass solche Projekte Nachahmer finden, vor allem die Art und Weise, wie diese Anlage zustande kam. Die aus 100 Solarmodulen und einer Gesamtfläche von 85 Quadratmetern bestehende Anlage wurde von der Firma Siemens in Zusammenarbeit mit der HTL St.Pölten errichtet. Zusätzlich wurde an der Außenfassade eine weithin sichtbare Anzeigetafel angebracht, auf der aktuelle Werte wie beispielsweise Umgebungstemperatur, erbrachte Leistung der Anlage etc. abgelesen werden können. Der erzeugte Strom der Anlage entspricht dem Energiebedarf von zwei Haushalten.
 

   
Ein denkwürdiges Treffen
Spitzenwissenschafter erörterten in Cambridge die Entstehungsbedingungen des Universums
Wien (tu) - Vom 29. August bis 1. September 2001 trafen sich an der University of Cambridge etwa 30 führende Kosmologen, Astrophysiker, Astronomen, Kern- und Teilchenphysiker um zu diskutieren, inwieweit unser Universum für Leben maßgeschneidert ist. Der einzige Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum war der Kern- und Astrophysiker Heinz Oberhummer von der Technischen Universität (TU) Wien.
Das Treffen fand im Haus von Sir Martin Rees, derzeit "royal astronomer" (königlicher Astronom) von Großbritannien, statt. Zwei entscheidenden Fragen standen zur Diskussion:
1. Inwieweit ist unser Universum für die Existenz von Leben maßgeschneidert? Während des Workshops wurden mehrere eindrucksvolle Beispiele vorgestellt, die zeigen, dass unser Universum tatsächlich für Leben optimiert ist. Beispiele hierfür wurden u.a. von Martin Rees und Frank Wilcek (Princeton/USA) präsentiert. Besonderes Interesse erweckte auch die Untersuchung von Heinz Oberhummer. Er stellte seine im vorigen Jahr in "Science" publizierte Arbeit vor. Aus dieser Arbeit geht hervor, dass wenn ein einziger der fundamentalen physikalischen Parameter unseres Univerums nur um ein Prozent anders wäre, Leben im Universum nicht existieren könnte bzw. extrem unwahrscheinlich wäre.
2. Kann die besondere Abstimmung unseres Universums für Leben durch eine noch zu findende endgültige Theorie für Alles erklärt werden? Oder ist das alternative Modell richtig, dass unser Universum nur eines von unendlich vielen Universen ist, in welchem die physikalischen Gesetze offensichtlich Leben zulassen, während in anderen möglichen Universen kein Leben existiert?
Während des Workshops bildeten sich zwei gegensätzliche Gruppen. Dem einen Lager gehörte Stephen Hawking, der an den Rollstuhl gefesselte Kosmologe und Autor des Bestsellers "Eine kurze Geschichte der Zeit", an. Diese Gruppe glaubt, dass eine endgültige Theorie für Alles sehr wohl die für das Leben genau abgestimmten Gesetze unseres Universums erklären können wird. Es wurden aber während des Treffens beträchtliche Zweifel und Einwände zu dieser Hoffnung geäußert.
Das zweite Lager wurde vom sowjetisch-amerikanischen Kosmologen und Teilchenphysiker Andrei Linde (Stanford), des Erfinders der ewigen Inflation des Kosmos, angeführt. Die Inflation des Kosmos besagt, dass sich unser Universum gleich nach dem Urknall extrem ausgedehnt hat. In der Theorie der Inflation ergibt sich auch auf natürliche Weise eine unendliche Zahl von Universen, die sich durch verschiedene physikalische Gesetze unterscheiden. Auf diese Weise kann man verstehen, warum in unserem Universum offensichtlich die physikalischen Gesetze und Parameter derart sind, dass Leben existieren kann, während andere Universen großteils steril sind.
Heinz Oberhummer bevorzugt die Erklärung von Andrei Linde. Es seie nicht ersichtlich, wie eine Theorie für Alles genau auf die Zahlenwerte von physikalischen Parametern kommen kann, die für die Existenz von Leben in unserem Universum unbedingt notwendig sind.