. . . |
||
Festsitzung des Burgenländischen Landtages anlässlich 80 Jahre Burgenland Ganz im Zeichen des Gedenkens an die Terroropfer in New York brachte Bundespräsident Dr. Klestil in seiner Rede vor den Mitgliedern der Burgenländischen Landesregierung und dem Burgenländischen Landtag das Mitgefühl und die Anteilnahme Österreichs gegenüber den Vereinigten Staaten und „der großen Zahl von Opfern dieses grauenhaften Verbrechens" zum Ausdruck und erinnerte dran, dass gerade das Burgenland und seine Menschen durch zahlreiche persönliche Bande eng mit den USA verbunden seien und in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen viele Burgenländer jenseits des Atlantik Aufnahme und eine neue Heimat gefunden hätten. Landtagspräsident Walter Prior ging nach einer Trauerminute in Gedenken an die Terroranschläge und die zahlreichen Terroropfer in den USA in seiner Begrüßung einleitend auf die überwältigende Entwicklung des Burgenlandes in den 80 Jahren ein und meinte: „Wir können stolz sein, auf die Leistungen, die in diesem Zeitraum von den Burgenländerinnen und Burgenländern vollbracht wurden.“ Und weiter: „Wir haben seit Jahren überdurchschnittliche Werte beim Wachstum der Wirtschaft, der Arbeitsplätze und des Tourismus und haben andere Bundesländer, zu Beispiel bei der Kaufkraft, überholt. Die Kraft für diese enormen Leistungen schöpfen die Menschen im Burgenland aus dem Willen, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Diesem Prinzip ist gerade in den letzten Jahren auch die Politik gefolgt. Dieser Wille zur Zusammenarbeit, der Blick nach vorne und die Offenheit gegenüber den Nachbarn sind auch der Weg, den wir in Zukunft weiter beschreiten werden.“ Das Burgenland habe sich seine Traditionen in der Gegenwart bewahren können und sich auch mit ganzer Kraft der Zukunft geöffnet, betonte der Bundespräsident in seiner Festansprache weiter und charakterisierte das Land als „vielseitig und einmalig zugleich und für Österreich unverzichtbar. In 80 Jahren habe "das Schicksal den Burgenländern nichts geschenkt", so der Bundespräsident in Erinnerung an die Schicksalsschläge, die das Land im Laufe seiner Entwicklung getroffen haben: 1938 die Auslöschung des Burgenlandes durch die Nationalsozialisten und die Vertreibung und Ermordung vieler Angehöriger jüdischer Gemeinden, wobei auch der Opfer unter der Volksgruppe der Roma und Sinti gedacht werden müsse, sowie 1945 das Burgenland als "sowjetische Besatzungszone im Schatten des tödlichen Eisernen Vorhangs". Unvergessen bleibe aber auch, "dass hier die erste Demontage des Eisernen Grenzzauns in Europa erfolgt ist und dadurch die Massenflucht von DDR-Bürgern aus Ungarn in die Freiheit möglich wurde", sagte Bundespräsident Dr. Klestil im Hinblick auf die Ereignisse im Sommer 1989 an der ungarischen Grenze bei Mörbisch. Der Zusammenbruch des Kommunismus habe für das Burgenland dann das Ende der 44 Jahre dauernden Abschnürung durch eine tote Grenze bedeutet. Nicht zuletzt habe sich auch das Rekord-"Ja" der Burgenländer bei der Volksabstimmung über den EU-Beitritt Österreichs gelohnt, meinte der Bundespräsident in seiner Rede weiter, und ganz Österreich werde wirtschaftlich entscheidend von der EU-Erweiterung profitieren, besonders aber die burgenländische Wirtschaft, Der Bundespräsident wörtlich: „Das Burgenland kann heute mit Zuversicht in die Zukunft blicken". Bundespräsident Dr. Klestil würdigte in der Folge auch den "Geist der Toleranz", mit dem sich das Land beispielhaft seine ethnische und konfessionelle Vielfalt bewahren konnte. "Mit Freude können wir heute der Öffentlichkeit am Beispiel des Burgenlandes vor Augen führen, wie Minderheiten mit der Mehrheit konfliktfrei und einvernehmlich zusammenwirken können." Bundeskanzler Dr. Schüssel sprach sich angesichts der Terrorkatastrophe in den USA für ein Innehalten und für "ein Zusammenrücken in diesen Tagen des Schicksals" aus. Das gelebte Beispiel Burgenland zeige, dass es möglich sei, selbst die schwierigsten Probleme in guter Nachbarschaft zu überwinden, betonte der Bundeskanzler und nannte als schönstes Beispiel für diese Haltung und für die Hilfsbereitschaft der Burgenländer das Jahr 1956, als hunderttausende ungarische Flüchtlinge nach Österreich gekommen waren und Unterstützung fanden. Genauso hätten die Burgenländer beim Fall des Eisernen Vorhangs geholfen. Aus dem Burgenland sei mittlerweile ein wachsendes Land geworden, "in wichtigen Bereichen ist das Burgenland heute schon auf der Überholspur." Nach Jahrzehnten an einer "wahrhaft toten Grenze" bleibe es zwar Außengrenze der Schengen-Länder, nach einem EU-Beitritt Ungarns werde dies "in wenigen Jahren aber anders sein", stellte der Bundeskanzler fest. Bundeskanzler Dr. Schüssel weiter: Das Land belebe Österreich nicht nur mit seinem Landschaftsklima, sondern auch mit seiner kulturelle Vielfalt. Ganz Österreich könne stolz sein auf die zweisprachigen Ortstafeln in vielen Gemeinden. Im Burgenland sei es gelungen, "aus der Geschichte zu lernen und eine Umkehr einzuleiten." Aus dem Gegeneinander sei ein Nebeneinander und schließlich ein Miteinander geworden, so der Bundeskanzler. "Aus dem Armenhaus von damals ist heute ein blühendes Land geworden", umriss Landeshauptmann Hans Niessl die Entwicklung der vergangenen acht Jahrzehnte. Die Freude der Burgenländer am heutigen Tag sei aber getrübt durch den Terror in den USA: "Die Menschen unseres Landes und wir alle stehen fassungslos vor diesem grausamen Akt gegen die Menschlichkeit." Am Anfang der Entwicklung des Burgenlandes sei auch Verunsicherung gestanden, ob die damals neue Republik Österreich überhaupt lebensfähig sei: "Jene, die an diese neue Heimat in neuen Grenzen glaubten, haben Recht behalten." 80 Jahre Burgenland seien auch "eine Ära eins unglaublich starken Aufbauwillens und Glaubens an die Zukunft des Landes", so der Landeshauptmann. Das Burgenland sei heute mehr denn je ein Land der Vielfalt: "Dieses Erbe der Geschichte haben die Burgenländer nie in Frage gestellt und sie pflegen es auch heute mit Überzeugung", betonte Landeshauptmann Niessl und stellte abschließend fest, dass man nach dem Fall der letzten Reste einer Grenze „gemeinsam mit unseren Nachbarn diese pannonische Region zu einer neuen Blüte bringen“ wolle, weil die Zukunft dieser Region nicht im Gegeneinander, sondern in der Zusammenarbeit liege. „Als neue Herzregion Europas werden wir die Vielfalt unserer Heimat als Brücke einsetzen. Diese Vielfalt, Offenheit und Toleranz werden für uns eine Chance, aber auch zugleich Auftrag als Bindeglied zwischen den Ländern zu wirken“, versicherte Landeshauptmann Niessl. Hier finden Sie einen kurzen historischen Abriss über die Entstehung des Burgenlandes. |