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Die Finanzschuld wuchs im Jahr 2000 deutlich langsamer
Schuldenzuwachs ging um mehr als 50 Prozent zurück
Wien (pk) - Die bereinigte Finanzschuld erreichte auf Bundesebene zu Jahresende 2000 einen Betrag von 1.660,9 Mrd. S. Dies geht aus dem Bericht über die Finanzschuld des Bundes 2000 hervor, den Finanzminister Karlheinz Grasser dem Nationalrat kürzlich vorlegte ( III-117 d.B.). Mit 37,6 Mrd. S oder 2,3 % sank der Zuwachs der Finanzschuld deutlich, um mehr als die Hälfte, unter den Vergleichswert des Vorjahres (87,7 Mrd. S oder +5,7 %). Der Budgetabgang, der 1999 noch 68,2 Mrd. S betragen hatte, machte 39,3 Mrd. S aus, wobei die Differenz zwischen Nettodefizit und Zunahme der Finanzschuld im Wesentlichen aus ultimoübergreifenden Transaktionen resultiert. Denn obwohl Wechselkursschwankungen die Fremdwährungsschuld um 0,8 Mrd. S erhöhten, drückten unechte Pensionsgeschäfte über den Jahresultimo die Zunahme der bereinigten Finanzschuld unter den Budgetabgang des Bundes.

Der Zinsaufwand für die Finanzschuld lag im Berichtsjahr bei 93 Mrd. S und überschritt damit den Vorjahreswert um 1,7 Mrd. S oder 1,8 %. Die Nominalverzinsung der Bundesschulden betrug Ende 2000 unverändert 5,4 %. Steigende kurzfristige Zinsen wirkten sich wegen des hohen Fixzinsanteils, geringer Geldmarktfinanzierungen, Tilgungen von Schuldkategorien mit hohen Zinssätzen und infolge von Anleiheaufstockungen auf die Nominalverzinsung nicht aus.

Das Finanzschuldenmanagement steht weiterhin im Zeichen der veränderten Marktgegebenheiten im Euroraum. Die Nachfrageseite des Eurorentenmarktes wird von international agierenden Finanzintermediären geprägt, die dem Kriterium "Liquidität" sehr hohe Bedeutung beimessen. Kleinere Länder wie Österreich verfügen nach internationalen Maßstäben weder über einen breiten und tiefen heimischen Finanzplatz noch über hohe Finanzierungserfordernisse. Zugleich segmentieren Zutrittsbarrieren zu Börsen, Primärmärkten und Derivativmärkten sowie steuerliche Unterschiede den Eurofinanzmarkt, sodass die Währungsunion ihre positiven Wirkungen nur eingeschränkt entfalten kann. In den nächsten Jahren wird aber eine zunehmende Verschmelzung der Finanzmärkte im Euroraum erwartet.

Der Zinsabstand österreichischer Bundesanleihen gegenüber jenen von Deutschland weitete sich - trotz liquiditätsfördernder Maßnahmen des Debt-Managements in Österreich - im ersten Halbjahr 2000 weiter aus. Im Jahresdurchschnitt erreichte die Renditendifferenz zu Deutschland bei 10-jährigen Anleihen bereits 29 Basispunkte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Zinsabstand von 19 Basispunkten zu verzeichnen. Das Zinsdifferenzial aller WWU-Staaten (ohne Griechenland) stieg im Jahresdurchschnitt um 4 Basispunkte auf 25 Basispunkte und bewegte sich in einer Bandbreite von 13 (Frankreich) bis 34 Basispunkten Portugal).

Trotz dieser Rahmenbedingungen war die Nachfrage nach österreichischen Bundespapieren weiterhin hoch und überstieg das Tenderanbot des Bundes bei weitem. Die Käufer der Bundesanleihen waren - wie bereits in den beiden vorangegangenen Jahren - vorwiegend ausländische Primärhändler, die diese Papiere im Ausland (vorwiegend im WWU-Raum) platzierten. Die Auslandsverschuldungsquote des Bundes stieg seit 1999 von 47,8 % auf 52,9 %.

Die Struktur der Finanzschuld des Bundes in Österreich verschob sich im Jahr 2000 weiter in Richtung titrierter Euro-Schuldformen, wobei klassische, im Auktionsverfahren (Renditentender) begebene Anleihen mit fixer Verzinsung und Endfälligkeit dominierten. Daneben beauftragte der Bund auch Bankenkonsortien im Rahmen eines Syndikatsverfahrens, die Platzierung von Bundesanleihen vorzunehmen. Zu Jahresende 2000 finanzierten titrierte Schuldformen 84,9 % der Finanzschuld des Bundes (1999: 83,7 %).

Die Fremdwährungsschuld des Bundes unter Berücksichtigung der Währungstauschverträge setzt sich seit Beginn der WWU aus zwei Währungen (Yen und Schweizer Franken) zusammen. Ihre Anteile an der bereinigten Finanzschuld des Bundes beliefen sich zu Jahresende auf 13,9 % (1999: 14,2 %). Im Bereich der Fremdwährungsverschuldung des Bundes wurden im Berichtsjahr fällige Verbindlichkeiten durchwegs nur durch Neuaufnahmen refinanziert.

Das Volumen an Währungstauschverträgen (einschließlich Devisentermingeschäften) nahm zum zweiten Mal in Folge sowohl bei der Fremdwährungsschuld als auch bei der Euro-Verschuldung deutlich zu. Die Schulden des Bundes aus WTV erhöhten sich im Berichtsjahr um insgesamt 16 Mrd. S oder 12 % und 1999 um 33,3 Mrd. S oder 33,2%. Zu Jahresende 2000 betrugen die WTV-Verbindlichkeiten der Finanzschuld bereits 149,6 Mrd. S und der Nominalwert der Zinsswaps einschließlich Rechtsträgerfinanzierungen) 116,2 Mrd. S. Der Einsatz von Derivativgeschäften ermöglicht dem Debt-Management, auf Zins- und Wechselkursentwicklungen rasch zu reagieren, Arbitragemöglichkeiten zu nützen und die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer (Duration) des Schuldenportefeuilles losgelöst von den Schuldaufnahmen zu steuern. Die Finanzierungskosten und das Risikoprofil der Verschuldung können damit im Zeitablauf aktiv gesteuert werden, was im Regelfall Kosteneinsparungen nach sich zieht. Allerdings erhöhen Derivativgeschäfte durch das Ausfallrisiko der Vertragspartner, aber auch durch Abwicklungsrisiken grundsätzlich das Risikoprofil des Schuldenportefeuilles.

Das Laufzeitenprofil der bereinigten Finanzschuld des Bundes verschob sich abermals in Richtung mittelfristige Finanzierungen mit Restlaufzeiten zwischen einem und fünf Jahren. Ende 2000 waren 156 Mrd. S oder 9,4 % (1999: 145 Mrd. S oder 8,9 %) der aushaftenden Verbindlichkeiten des Bundes mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr, 733 Mrd. S oder 44,1 % (1999: 675 Mrd. S oder 41,6 %) mit einer Bindungsdauer von einem Jahr bis fünf Jahre und 772 Mrd. S oder 46,5 % (1999: 804 Mrd. S oder 49,5 %) mit einer Fristigkeit von mehr als fünf Jahren versehen.

Dem Finanzschuldenausschuss erscheint die Fristigkeits- und Verzinsungsstruktur der Finanzschuld des Bundes hinsichtlich Veränderungen des Marktzinsniveaus und eventueller kurzfristiger Finanzmarktstörungen weiterhin relativ robust. Kritischer wird die dynamische Entwicklung der Derivativgeschäfte (im wesentlichen Swaps, aber auch Devisentermingeschäfte) gesehen, die mit dem Ausfallrisiko des Vertragspartners behaftet sind. Zur Reduktion dieses Risikos werden Swaptransaktionen seit dem Jahr 2000 mit Collaterals (Besicherungsinstrumenten) unterlegt.