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Textilindustrie kann Exportumsätze halten
Wien (pwk) - „Steigende Auslandsaufträge sind der beste Beweis für die internationale Akzeptanz der Österreichischen Textilindustrie. Mit Kreativität und technischem Know-how konnten wir den Export weiter ankurbeln und im ersten Halbjahr 2001 den Exportumsatz im Vergleich zum Vorjahr halten. Das ist angesichts des internationalen Konjunktureinbruchs ein gutes Ergebnis,“ berichtet Peter Pfneisl, Präsident des Fachverbandes der Textilindustrie Österreich, im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich der 51. Textiltagung.
Im ersten Halbjahr 2001 konnte die Textilindustrie Waren im Wert von rund 14,8 Mrd Schilling exportieren, im Vergleich zu 14,7 Mrd Schilling zum ausgezeichneten Vorjahr. Das ist ein kleines Plus von 0,1%. Der Gesamtumsatz der österreichischen Textilindustrie hat allerdings eine leichte Delle erfahren und liegt zum Halbjahr 2001 bei 20,7 Mrd Schilling, was einem Rückgang um 2% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Bei den Beschäftigten wird ebenfalls ein knappes Minus gemeldet. Waren es im Vorjahr 21.170 Beschäftigte in der Textilindustrie, so sind es im ersten Halbjahr 2001 rund 20.830.
Zusätzliche Umsatzpotenziale sieht Pfneisl in einer zukünftig verstärkten Marktöffnung. Hier wird intensives Lobbying notwendig sein, denn die Aufhebung der Importbeschränkungen in die EU per 2004 birgt nach wie vor die Gefahr, dass im textilen Welthandel zwar alles herein, aber viel weniger hinaus kann. Vor allem in Asien sieht die Textilindustrie ein enormes Absatzpotenzial. Auch für die Welthandelsrunde wurden Forderungen festgelegt: Senken der Einfuhrzölle für textile Produkte weltweit auf maximal 15%. Das Argument der schlechten Zahlungsbilanz in den jeweiligen Ländern, um überhöhte Zölle zu rechtfertigen, lässt Pfneisl nicht mehr gelten. „Wir haben da schon viel zu lange zugesehen. Es ist absurd zu glauben, dass sich ein Land wirtschaftlich besser entwickeln wird, wenn es seine Grenzen dicht hält. Marktöffnung bringt nun einmal Prosperität.“
Im Export sieht Pfneisl dann auch die Zukunft der heimischen Textilindustrie, und er bekennt sich auch zur Osterweiterung, obwohl diese die Unternehmer sehr fordern wird. Der leicht gestiegene Auftragseingang aus dem Ausland zeigt, „dass unsere Produkte kreativ und technisch ausgezeichnet sind, wir werden daher die Delle in der Konjunktur sicher gut bewältigen. Allerdings“, ergänzt Pfneisl, „kann die Politik sich nicht ruhig nach hinten lehnen und uns alles allein tun lassen. Wir benötigen verbesserte Rahmenbedingungen, und dazu zählt auch die versprochene Senkung der Lohnnebenkosten, um international wettbewerbsfähig bleiben zu können. Sonst können wir uns unsere Expansionslust auf Osteuropa, Asien und da vor allem auf China gleich aus dem Kopf schlagen“, so Pfneisl.
Wichtige Lösungsansätze für die Zukunft hat auch die EURATEX durch einen Weisenrat erarbeiten lassen und sie zur Diskussion gestellt. Darin enthalten sind nicht nur Strategien zu direkten Textilindustriefragen, sondern auch die Erarbeitung von Ansätzen für eine europaweite Senkung der Lohnnebenkosten oder Durchsetzung weltweiter Mindeststandards im Umwelt- und Sozialbereich.
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Schaffung der Pan-Euro-Med-Zone: EU/EFTA/Osteuropa und die nordafrikanischen und Nahost-Länder, eine neue Zone mit 650 Millionen Konsumenten aber auch 6 Millionen Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsindustrie.
Die Kriminalität im internationalen Markt wächst. Pfneisl fordert einen gemeinsamen intensiven Kampf gegen Musterdiebstahl und betrügerische Kopien. Denn diese Aktivitäten können unmöglich die einzelnen betroffenen Firmen allein ausfechten.
Mitte 2002 soll ein neues Internetportal für die Textilindustrie fertig sein. Daran arbeiten die drei deutschen Dachverbände der Textil- und der Bekleidungsindustrie, sowie der Textileinzelhandel. Österreich und die Schweiz beteiligen sich als Partner. Das Portal wird drei Hauptbereiche umfassen: Den Internetmarktplatz „TEX-NET.de/at“, in dem sich Firmen mit ihren Produkten präsentieren können, eine B2B Lösung, sowie eine Plattform, um die Öffentlichkeit über die Textil- und Bekleidungsindustrie zu informieren.
Die österreichische Textilindustrie sucht nach wie vor Mitarbeiter. „Nur hat sich das Anforderungsprofil in den letzten Jahren sehr gewandelt. Wir benötigen Mitarbeiter mit überdurchschnittlichem Können und der Fähigkeit, international zu agieren. Mit unserem Stipendienprogramm konnten wir erfreulicherweise in den letzten Jahren doch immer mehr junge Menschen zu einer textiltechnischen Ausbildung motivieren. Natürlich ist das noch nicht genug. Noch immer sind hunderte Stellen mangels geeigneter Bewerber unbesetzt. Was in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit ja fast eine Absurdität darstellt“, so Pfneisl. Der Fachverband fördert auch Jungdesigner. Ein dafür ausgesetzter „Jungdesigner Preis“ in der Höhe von ATS 15.000.- wurde in diesem Jahr erstmals an die beste Kollektion beim Wettbewerb des Instituts für Design an der Universität für angewandte Kunst (MAK) verliehen.
Für die Mitglieder des Fachverbandes der Textilindustrie hat die Kammerreform, an der sich Pfneisl persönlich sehr aktiv beteiligt hat, bereits positive Effekte erzielt. Es wurde schon im Vorjahr beschlossen, die Beiträge der Firmen für den Fachverband in drei Jahren um insgesamt 30 % zu senken. Die erste Beitragssenkung wurde bereits im heurigen Jahr vorgenommen.