Waneck: 2.Schladminger Gesundheitsgespräche
Schladming (fpd) - "Das Österreichische Gesundheitssystem ist charakterisiert durch einen Kompetenzdschungel
von Bund, Ländern, Gemeinden und Krankenkassen. Diese große Zahl von Finanziers mit unterschiedlichen
Finanzierungszuständigkeiten und unterschiedlichen Entscheidungsträgern führt zwangsläufig
zu einer Vielzahl unterschiedlicher Interessenslagen", kritisierte heute FP- Staassekretär Univ. Prof.
Dr. Reinhart Waneck anlässlich der 2. Schladminger Gesundheitsgespräche.
Die Lösung vieler bestehender Probleme könnten demnach darin liegen, diesen Kompetenzdschungel zu
lichten, Zuständigkeiten und Verantwortung zu konzentrieren und Finanzierungsmittel flexibel dort einzusetzen,
wo Bedarf bestehe und wo aufgrund objektiver Kriterien der beste Erfolg zu erwarten sei, fasste Waneck zusammen.
"Die Reparatur dieses gesundheitspolitischen Wildwuchses, den uns die Landeshauptleute und Sozial- und Gesundheitsminister
früherer Regierungen hinterlassen haben, wird uns in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen."
Grundsatz und unabdingbare Vorgaben bei dieser Reform seien der freie Zugang zur Gesundheitsversorgung für
alle Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialem Status, Gesundheitszustand und Wohnort
bzw. Bundesland, schickte Waneck voraus. "Für die österreichischen Patienten soll dieses Vorhaben
in erster Linie die Gleichwertigkeit des Versorgungsstandards sicher stellen", betonte Waneck. "Nur ein
österreichweit möglichst einheitliches Gesundheitssystem beseitigt die bestehenden Ungerechtigkeiten."
"Der angesprochene Kompetenz- und Finanzierungsdschungel ist der gordische Knoten des Gesundheitssystems.
Gelingt es uns diesen Knoten zu lösen, dann erreichen wir damit den bisher größten Reformschritt
im Gesundheitswesen", betonte Waneck. "Unter Einbindung aller Beteiligter und dem Postulat einer systematischen
Qualitätsarbeit, der Steigerung der Effizienz und Effektivität verpflichtet, können wir die österreichischen
Patienten an die Spitze der Nutznießer einer Neuordnung der Finanzierungs- und Entscheidungsstrukturen stellen",
rief Waneck zur Zusammenarbeit auf. "Wir müssen das Modell einer Gesundheitsholding verwirklichen",
betonte Waneck. Ein solch flexibles System der vernetzten Finanzierung würde auch die Planung und Steuerung
im Gesundheitswesen enorm erleichtern und damit zum Ziel einer Optimierung der Versorgungsstruktur auf allen Ebenen
des Gesundheitswesens beitragen.
Gegenwärtig fiele die Planung und die Steuerung des Gesundheitswesens in verschiedene Kompetenzbereiche.
Dadurch könnten Optimierungsbestrebungen in qualitativer und ökonomischer Hinsicht immer nur für
einen Teilbereich der Gesundheitsversorgung verfolgt werden. Dies laufe der Optimierung des Gesamtsystems entgegen,
weil die Maßnahmen in den einzelnen Teilbereichen einander oftmals konterkarieren, stellte Waneck klar. Er,
Waneck, bevorzuge daher ein System, bei dem die bestehenden Schnittstellen zu Nahtstellen werden. Dadurch sei gesichert,
dass alle Österreicherinnen und Österreicher gleichermaßen davon profitierten, dass der freie Zugang
für alle zur Gesundheitsversorgung in ganz Österreich gewahrt bleibe, und dass das Versorgungsniveau
weder quantitativ noch qualitativ darunter leide. Weiters dürfen keinesfalls zusätzliche Kosten entstehen.
"Ich befürworte, unterstütze und fördere jede Initiative zur vernetzten Finanzierung und
werde aktiv daran mitarbeiten. Eine solche Vernetzung muss dazu führen, dass bestehende Barrieren niedergerissen
werden, ohne dass andere, neue entstehen", betonte Waneck, so wie es bereits anlässlich einer diesbezüglichen
Enquette vor drei Jahren von der FPÖ vehement gefordert wurde. Das Bundesland Vorarlberg sei das erste, welches
nunmehr eine konkrete Initiative in Richtung eines stärker vernetzten Finanzierungsmodells unternommen habe,
so Waneck. Die dabei formulierte Zielsetzung ist die substanzielle Optimierung der Zusammenarbeit speziell zwischen
dem intramuralen und dem extramuralen Bereich durch Wahrnehmung von Aufgabe, Kompetenz und Verantwortung von ein
und derselben Institution. Entsprechend dem vorliegenden Konzept soll dieses Konsortium auf Landesebene angesiedelt
sein und alle in dem Land tätigen Entscheidungsträger und Finanziers einbinden. In diesem Konsortium
sollen gemeinsame Entscheidungen über Planung, Koordinierung, Leistungserbringung, Organisation und Finanzierung
des Gesundheitssystems erfolgen. Die Mittel für die Finanzierung des Gesundheitssystems sollen von allen derzeitigen
Finanziers im Ausmaß der derzeit bestehenden Anteile an den Kosten des Gesundheitssystems aufgebracht werden.
Der Vollzug der Entscheidungen des Konsortiums kann durch die bestehenden Institutionen im Namen und auf Rechnung
des Konsortiums erfolgen.
Dieser sehr konstruktive Vorschlag verspreche jedenfalls einen Lösungsansatz für die bessere gegenseitge
Abstimmung der derzeit weitgehend unabhängig von einander agierenden intramuralen und extramuralen Bereiche
und für die Aufweichung der Barriere zwischen diesen beiden Sektoren. Entscheidender Nachteil dieses sogenannten
"Vorarlberger Modells" sei jedoch, dass es nur für ein einzelnes Bundesland konzipiert sei. Offen
bleibe dabei zum Beispiel, wie mit den bestehenden Barrieren zwischen den einzelnen Bundesländern umzugehen
sein werde, gab Waneck zu bedenken. "In einem kleinen Staat wie Österreich dürfen keinesfalls Barrieren
in der Gesundheitsversorgung zwischen den Bundesländern aufgebaut werden", betonte Waneck. Die zwangsläufige
Folge sei die Herausbildung bundesländerweise unterschiedlich leistungsfähiger Versorgungssysteme bzw.
eine quantitativ und qualitativ nicht mehr gleichwertige Versorgungssituation für die Patientinnen und Patienten
in den einzelnen Bundesländern, so wie sich die Situation heute nach 30 Jahren Sozialismus darstelle, kritisierte
Waneck.
Grund dafür sei weiters, dass die Krankenversicherungsträger über eine bundesländerweise
sehr unterschiedliche Finanzkraft verfügen. Bei Finanzierungsregelungen auf Länderebene müsste hier
ein eigener - vermutlich sehr schwieriger - Finanzausgleich erfolgen, so Waneck. Eine neue Form der Finanzierung
im Gesundheitswesen müsse im Rahmen einer österreichweiten Zusammenarbeit, vor allem aller Finanziers,
im österreichischen Gesundheitswesen entwickelt werden, so Waneck. Dazu müsse eine gesamtösterreichische
"Gesundheitsholding" geschaffen werden -- die die Garantie dafür darstelle, dass die gesamte Bevölkerung
hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Versorgung in ganz Österreich die selben Chancen habe, betonte Waneck.
Voraussetzung dafür seien eine überregionale Planung, eine einheitliche Finanzierung ein und derselben
Leistung und vor allem auch einheitliche Qualitätskriterien und -richtlinien. Eine weitere unabdingbare Voraussetzung
für den Erfolg eines vernetzten Finanzierungsmodells sei auch, dass die Entscheidungsprozesse nicht noch schwieriger
und langwieriger, und die damit befassten Gremien und deren Verwaltungsaufwand nicht noch umfangreicher und größer
würden, betonte Waneck. Möglich wäre auch, das Modell einer vernetzten Finanzierung in einer oder
mehreren Regionen oder auch in einem oder mehreren Bundesländern als Pilotprojekte zu erproben. Allerdings
müssen die Ziele, Grundstrukturen und Hauptmechanismen eines solchen Systems von vorne herein eine österreichweite
Zustimmung erfahren haben. Details können dann im Rahmen der Pilotprojekte erarbeitet werden, regte Waneck
an.
"Ich möchte daher alle Finanziers und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen einladen, ihre
Ansichten zu einem Modell einer vernetzten Finanzierung darzulegen und an einer entsprechenden Konzeption mitzuarbeiten",
rief Waneck am Ende der 2. Schladminger Gesundheitsgespräche zur Zusammenarbeit im Interesse der Österreichischen
Patienten auf.
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