Religion der Woche vom 10. 09. bis 16. 09. 2002

   
Kardinal König, ein Bischof im Zeichen der 'Großmütigkeit'
Schönborn: "Herzens- und Geistesweite" des Wiener Alterzbischofs hat Menschen unterschiedlichster Herkunft und Weltanschauung Zugang zu Gott und zur Kirche erschlossen
Wien (kath.net/pew) - Die Großmütigkeit bezeichnete Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag (15. 09.) beim Festgottesdienst im Wiener Stephansdom zum goldenen Bischofsjubiläum von Kardinal Franz König und zum silbernen Bischofsjubiläum von Weihbischof Helmut Krätzl als charakteristische Grundhaltung des Wiener Alterzbischofs. Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur, Religion und Weltanschauung hätten durch die "Herzens- und Geistesweite" Königs Zugang zu Gott und zur Kirche gefunden.
Wörtlich sagte Kardinal Schönborn: "Großmütig, weitherzig, so haben Dich in den 50 Jahren Deines Bischofsamtes zahllose Menschen erlebt". Man habe diese Haltung bisweilen als "liberal" missverstanden und kritisiert. Aber die tiefste Wurzel der großherzigen Einstellung Königs werde im Evangelium sichtbar, wenn Jesus die Menschen auffordert, Erbarmen zu schenken, weil sie Erbarmen empfangen haben: "Wie Gott mir, so ich dir". Der volle Dom, das tiefe Vertrauen so vieler Menschen zu Kardinal König komme daher, "dass sie ahnen, aus welcher Quelle seine Weitherzigkeit kommt", so Schönborn. Die Aufmerksamkeit Königs für die Menschen unterschiedlichster Art, sein Interesse am Leben der Menschen, seine Liebe zu den Kranken, besonders auch zu den kranken Priestern, bestätige das Wort des Apostels Paulus: "Keiner von uns lebt sich selber".
Der Wiener Erzbischof erinnerte an die Gemeinsamkeiten von Kardinal König und Weihbischof Krätzl, vor allem an die Erfahrung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Schönborn: "Augenzeugen dieses historischen Augenblicks gewesen zu sein, der einzigartig in der Kirchengeschichte dasteht, ist für Euch beide, wie auch für Papst Johannes Paul II., eine lebensbestimmende Erfahrung". Das Einmalige an diesem Konzil sei, dass es - so Papst Johannes Paul II. - die "Wahrheit in Liebe gesagt" habe; wenn die Wahrheit in Liebe verkündet werde, entfalte sie weltweite Wirkkraft. Wie kein Konzil zuvor, habe das Zweite Vaticanum die Wahrheit in Liebe bezeugt und so dem Evangelium Jesu Christi weit die Tore geöffnet, betonte Kardinal Schönborn. Nichts halte diese Tore so sehr offen als die "gelebte, weitergeschenkte Barmherzigkeit Gottes".

Quelle: Kath.net

 
9/11: Gedenkstunde in der Hofburg
Klestil: "Hoffnung auf Aussöhnung versank in Schutt und Asche"
Wien (epd Ö) - Gemeinsam mit zahlreichen Vertretern des Diplomatischen Corps und Repräsentanten der Religionsgemeinschaften hat Bundespräsident Thomas Klestil am Mittwoch, dem Jahrestag der Terroranschläge in den USA, in der Hofburg der Opfer des 11. September gedacht.
Als weltliche und geistliche Repräsentanten der Staatengemeinschaft wurden die Diplomaten und Religionsvertreter "in besonderer Weise mit den Folgen dieses vielfachen Mordens konfrontiert", sagte Klestil. Der Doyen des Diplomatischen Corps, Nuntius Donato Squicciarini, appellierte an die Versammlung, "in Solidarität mit den zahlreichen Opfern dieses zum Himmel schreienden Verbrechens für den Weltfrieden einzutreten".
An die rund 100 Missionschefs und Vertreter der christlichen, jüdischen und islamischen Glaubensgemeinschaften gewandt sagte Klestil, am 11. September "starben in New York, Washington und Pennsylvania über 3.000 Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens". Der Bundespräsident fügte hinzu: "Die Hoffnung auf ein neues Jahrhundert der Aussöhnung, des Friedens und des Wohlstandes versank buchstäblich in Schutt und Asche durch die Tat skrupelloser Terroristen." Der 11. September habe das Leben der Menschen grundlegend verändert, doch warne er davor, "dass die Sorge um die Sicherheit zu einem Gefängnis wird, in das man sich selbst einschließt".
Der Apostolische Nuntius betonte am Jahrestag des 11. September, der "für die gesamte Weltöffentlichkeit ein Tag des Schreckens und verabscheuungswürdiger Gewalt war", die Negierung jedweder Art des Terrorismus. Er erinnerte an die Weltfriedensbotschaft von Papst Johannes Paul II., der den Weltfrieden als "Werk der Gerechtigkeit und der Liebe" bezeichnet hatte. "Die Gerechtigkeit zielt immer auf den Anderen", sie bedeute gegenseitige Wertschätzung, Dialog und Solidarität, sagte Squicciarini. Die "liebende Vergebung steht im Gegensatz zu Hass und Rache, zu Terrorismus und Gewalt". Vergebung sei "die Grundlage einer geläuterten Friedenspolitik und Friedensordnung aller Völker und Nationen".
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde in der Hofburg vom Streichquartett der Gardemusik Wien. Auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der evangelisch-lutherische Bischof Herwig Sturm, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, sowie der Präsident der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente", Hans Marte, und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, waren zugegen.

 
P. Mikocki weist Kritik an "ärgerlichen Marien-Aussagen" zurück
Evangelischer Superintendent Weiland hat Aussagen über Maria als "Schutzfrau Österreichs" als "unökumenisch, ärgerlich und verletzend" bezeichnet
Wien (kath.net) - Der Leiter des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges, P. Benno Mikocki, hat die Kritik des niederösterreichischen evangelischen Superintendenten Paul Weiland an Marien-Aussagen zurückgewiesen. Dies berichtet die "kathpress" am Mittwoch (11. 09.).
Der Vertreter der evangelischen Kirche hatte Aussagen kritisiert, in denen Maria als "Schutzfrau Österreichs" benannt wurde. Dies sei ein "Überstülpen der eigenen Ansichten über alle anderen", was für ihn "nicht nur unökumenisch, sondern auch ärgerlich und verletzend" sei. In einem Statement schrieb der Superintendent: "In meinem Österreich ist jedenfalls nicht Maria die Schutzfrau, denn auch die Menschen Österreichs stehen unter dem Schutz und Segen des dreieinigen Gottes. Wenn jemandem zu danken ist für die Bewahrung, dann Gott".
Franziskanerpater Mikocki bezeichnete es hingegen als bibeltheologisch durchaus gerechtfertigt, dass entscheidende Stellen im Neuen Testament so auszulegen sind, "dass die Heiligen und so auch Maria jetzt schon bei Gott sind und mit ihm herrschen. Wenn aber Maria bei Gott ist und mit Christus herrschen darf, dann dürfen wir um ihren Schutz bitten". Er verwies auch auf die österreichische Geschichte. "Superintendent Weiland sei daran erinnert, dass Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher in den Jahren 1947 bis 1955 Maria als Schutzfrau Österreichs angerufen haben". Ihm - Mikocki - sei nicht bekannt, dass sich damals evangelische Christen gegen dieses Gebet ausgesprochen hätten.

Quelle: Kath.net

 
8. Dezember: NÖ-Superintendent für Leitl-Vorschlag
Weiland: Tausch gegen den Karfreitag ”theologisch sinnvoll, ökumenisch ein Fortschritt und wirtschaftlich vorteilhaft” - Rede von Maria als der Schutzfrau Österreichs “ärgerlich”
St. Pölten (epd ö) - Für den Vorschlag des Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl, den 8. Dezember als arbeitsfreien staatlichen Feiertag gegen den Karfreitag einzutauschen, hat sich nun der niederösterreichische Superintendent, Mag. Paul Weiland, ausgesprochen.
In einem Beitrag für die neue Ausgabe der diözesanen Zeitschrift “superNews” schreibt Weiland, die Idee des Wirtschaftskammerpräsidenten sei “theologisch sinnvoll, ökumenisch ein Fortschritt und wirtschaftlich vorteilhaft”. “Mag sein, dass wirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend waren für die Initiative, aber was spricht dagegen, wenn ökonomische und ökumenische Interessen einander berühren und sich gegenseitig stärken?” fragt der Superintendent.
Für die römisch-katholische Kirche wäre eine Zustimmung die Chance, eine im Denken ihrer redlichen Theologen längst vollzogene Änderung zeichenhaft sichtbar zu machen. Der Karfreitag stehe unumstritten für alle christlichen Kirchen im Zentrum ihres Glaubens, weil es ohne den Karfreitag auch den Ostersonntag nicht gebe. Seine Anerkennung als staatlicher Feiertag wäre eine “ökumenische Chance” und eine konkrete Auswirkung der “Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre”, die die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische Kirche unterzeichnet haben.

Identität hängt nicht von Feiertag ab
Der 8. Dezember könne, so Weilands Vorschlag, weiterhin römisch-katholischer Feiertag bleiben, wie das etwa auch innerhalb der evangelischen Kirchen mit dem Reformationstag (31. Oktober) der Fall sei. Weiland wörtlich: “Die Identität einer Kirche hängt ja wohl nicht davon ab, ob eine ihrer Lehren, Grundhaltungen oder sonstigen wichtigen Anliegen als staatlicher Feiertag anerkannt ist oder nicht, wenngleich eine Übereinstimmung ohne Zweifel viele Vorteile hat.”
Die Entscheidung darüber sei in erster Linie Angelegenheit der römisch-katholischen Kirche. Anders sehe es freilich mit Marien-Aussagen aus, in denen Maria als “Schutzfrau Österreichs” bezeichnet werde, wie etwa nach der Hochwasser-Katastrophe im August.
Weiland verwehrt sich gegen ein “Überstülpen der eigenen Ansichten über alle anderen”, dies sei “nicht nur unökumenisch, sondern auch ärgerlich und verletzend”. Wörtlich schreibt der Superintendent: “In meinem Österreich ist jedenfalls nicht Maria die Schutzfrau, denn auch die Menschen Österreichs stehen unter dem Schutz und Segen des dreieinigen Gottes. Wenn jemandem zu danken ist für die Bewahrung, dann Gott.”

 
Bundeskanzler Schüssel bei der Maria-Namen-Feier in der Stadthalle
Appell für die Erhaltung des Marienfeiertags am 8. Dezember
Wien (kath.net/pew) - Erstmals seit den späten sechziger Jahren hat mit Wolfgang Schüssel am Sonntagnachmittag (08. 09.) wieder ein amtierender österreichischer Bundeskanzler an der Maria-Namen-Feier in der Wiener Stadthalle teilgenommen. Die Feier am Sonntagnachmittag wurde von Kardinal Franz König geleitet, der im Hinblick auf das 50-Jahr-Jubiläum der Feier von einem "außerordentlichen Glaubensfest" sprach. Zugleich brachte der Wiener Alterzbischof seinen herzlichen Dank an den Leiter des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs, Pater Benno Mikocki, zum Ausdruck.
Der Dekan der Theologischen Hochschule der Zisterzienser in Heiligenkreuz, P. Karl Wallner, ging in seiner Predigt auch auf die Auseinandersetzungen um den Feiertag Mariä Empfängnis am 8. Dezember ein. Unter dem Applaus von tausenden Teilnehmern des Glaubensfestes sagte Wallner - an den Bundeskanzler gewandt - wörtlich: "Bitte erhalten Sie uns dieses Stück echtes Österreich".
P. Wallner erinnerte daran, dass dieses Fest in Österreich seit 1647 ein Feiertag sei. Damals habe Kaiser Ferdinand III. noch während des Dreißigjährigen Krieges in einem feierlichen Staatsakt Österreich der Gottesmutter geweiht. Der 8. Dezember sei dann "natürlich" von den Nationalsozialisten abgeschafft worden. Nach 1945 sei es neben Kardinal Innitzer und den Bischöfen vor allem der Wiener Franziskaner P. Petrus Pavlicek - der Initiator des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs und der Maria-Namen-Feier - gewesen, der sich für die Wiedereinführung des Feiertags eingesetzt habe. Wörtlich meinte P. Wallner in diesem Zusammenhang: "Wir sollten uns hüten, diesen Tag einem immer psychopathischer werdenden Kaufrausch zu opfern".
Freilich sei richtig, dass die wenigsten - auch die wenigsten Katholiken - wissen, was am 8. Dezember wirklich gefeiert wird: Es gehe nicht um die Jungfräulichkeit Mariens, sondern um ihr Freisein von der Erbsünde. Die "Immaculata Conceptio" zeige das "ursprüngliche Konzept", das Gott vom Menschen hatte: "Schön, rein, sündenlos".
Der Blick auf Maria sage: Hab keine Angst, Gottes Gnade ist stärker, Gott siegt, betonte der Heiligenkreuzer Zisterzienser. Die sündenlose Gottesmutter zeige, dass für ein "frustriertes Lamentieren" in der Kirche kein Platz sei, sondern nur für ein hoffnungsfrohes und opferbereites Beten. Pater Petrus Pavlicek, dessen Seligsprechung von allen "inständig erhofft" werde, habe das gut begriffen.

Quelle: Kath.net